Produkttest

Wi-Fi-7-Einzelrouter mit Sanduhr-Design im Test: TP-Link Archer BE900

Martin Jud
19.9.2023

Er ist gross, schwer, hat viele Antennen und bereits Wi-Fi 7. Ich habe den TP-Link Archer BE900 als Einzelrouter über zwei Stockwerke auf 140 m² Wohnfläche getestet. Er macht dabei eine gute Falle – selbst beim Vergleich mit Mesh-Systemen.

Gleich vorab möchte ich darauf hinweisen, dass ich nicht mit Wi-Fi 7 (IEEE 802.11be) teste, sondern mit Wi-Fi 6E (IEEE 802.11ax). Dies, da es Wi-Fi 7 noch nicht offiziell gibt. Es existieren noch keine Notebooks, die den Standard unterstützen. Erste Wi-Fi-7-Smartphones sind hingegen auf dem Markt. Doch haben diese nur eine Antenne verbaut.

Aus Gründen der Vergleichbarkeit zu vorangegangenen Wi-Fi-Speedtests bin ich daher an ein Notebook mit zwei Antennen gebunden. Die Resultate des Routers dürften, mit einer Ausnahme, unter Wi-Fi 6E nicht gross von Wi-Fi 7 abweichen. Allerdings kann ich beim Testen des 6-Gigahertz-Frequenzbandes nicht auf die neue 320-MHz-Kanalbreite zurückgreifen – unter Verwendung von Wi-Fi 6E sind nur 160 MHz breite Kanäle möglich.

Mehr zu Wi-Fi 7 erfährst du in folgendem Beitrag:

Hardware und Features

Die Spezifikationen des Archer BE900, den mir TP-Link für die Tests zur Verfügung stellt:

Dass der Router einen Touchscreen hat, ist ungewöhnlich und für den Betrieb an sich nicht erforderlich. Dennoch freue ich mich darüber, den Router direkt dort neu zu starten oder seinen Operationsmodus zu ändern. Die Wetterprognosen und eine Übersicht zur Systemauslastung sind ebenso willkommen. Falls du keine Displays magst, kannst du Touch- wie auch LED-Screen dimmen, über Nacht zu gewünschter Zeit deaktivieren oder ganz ausschalten.

Was in den Spezifikationen nicht ersichtlich ist: Das Router-Monster verfügt, wie viele andere Router auch, über eine aktive Kühlung. Halte ich die Hand über ihn, fühle ich warme Luft. Wie warm diese ist und wie viel Strom er verbraucht, werde ich am Schluss des Artikels erläutern.

Erfreulich ist, dass der Router über acht Netzwerkanschlüsse verfügt: Zwei RJ45 Ports sind mit 10 Gigabit gesegnet. Einer der beiden ist jedoch ein Combo-Anschluss und teilt sich den Platz mit einem darunter angebrachten SFP+ Port. Viermal 2,5 Gigabit RJ45 und einmal Gigabit RJ45 runden das Angebot ab. Falls du Netzwerkspeicher in Form einer SSD oder eines Sticks anhängen möchtest, nutzt du den USB-3.0-Anschluss. Ebenso ist ein USB 2.0 Port dabei.

Inbetriebnahme: Wohnungsgrundriss und Router-Standort

Die Installation geht schnell vonstatten:

  • Modem per Kabel mit WAN-Port des Routers verbinden
  • Router starten
  • Tether-App auf Smartphone installieren
  • App starten und den Anweisungen folgen

Bis ich mich ans Testen mache, gebe ich neuen Routern immer rund eine Woche Zeit. Erst wenn das WLAN in allen Räumen einige Male benutzt wurde, entfaltet es seine maximale Leistung.

Geschwindigkeit, Ping und Signalstärke pro Zimmer

Die WLAN-Messungen nehme ich mit einem Wi-Fi 6E fähigen Laptop von Lenovo vor. Dieser verfügt über zwei Antennen und kann somit in Theorie bei 5 und 2,4 GHz die Hälfte der Brutto-Spitzenwerte erreichen, die in den Router-Spezifikationen angegeben sind. Bei 6 GHz ist es aufgrund der fehlenden 320-MHz-Kanäle nur ein Viertel.

Ergebnisse

Der TP-Link Archer BE900 schneidet wie folgt ab:

Nun liegt hier der Optimalfall aber noch nicht vor, da ich beim Testen, wie eingangs erwähnt, auf 320 MHz breite Kanäle verzichten muss. So gesehen ist beim Datendurchsatz mit einem künftigen Wi-Fi-7-Test-Notebook eine Leistungssteigerung zu erwarten.

Das 2,4-GHz-Frequenzband erreicht mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 202 Mbps in meinen Tests den zweiten Rang. Es ist das einzige Band, das die ganze Wohnung und sämtliche Endgeräte mit abdeckt. Allerdings ebenso mit einer weniger hohen Signalstärke im Stockwerk unterhalb des Routers im Vergleich zu einem Mesh-System.

Mit dem Ping von durchschnittlich sechs Millisekunden (ms) bin ich bei allen Frequenzbändern zufrieden.

Visualisierung der 6-GHz-WLAN-Abdeckung

Bei der Signalstärke – in Dezibel Milliwatt (dBm) gemessen – entsprechen sehr gute Werte -35 bis -50 dBm – gute bis -60 dBm. Ab -75 dBm wird es für einige Geräte kritisch und unter -80 dBm ist meist keine Verbindung mehr möglich.

Auf den folgenden Heatmaps ist die Signalabdeckung farblich visualisiert: Überall, wo es Richtung Blau geht, ist das Funksignal schlecht. Bei Türkis bricht der Datendurchsatz, wie etwa bei 6 GHz im Eingangsbereich, bereits stark ein. Die Visualisierungen machen klar, dass das Frequenzband nicht stockwerkübergreifend funktioniert. Dafür liegen auf gleicher Ebene, wie der Router steht, durchschnittlich 1346 Mbps drin.

Visualisierung der 5-GHz-WLAN-Abdeckung

Bis auf den Balkon reicht die Signalstärke des 5-Gigahertz-Frequenzbandes knapp, um die ganze Bude mit schnellem WLAN zu versorgen. Zur Erinnerung: Im ersten Stockwerk beträgt die Geschwindigkeit durchschnittlich 455 Mbps, im zweiten 1320 Mbps.

Visualisierung der 2,4-GHz-WLAN-Abdeckung

Hier wird nochmal klar, dass bei 2,4 GHz der Balkon mit durchschnittlich -76 dBm nur noch sehr knapp abgedeckt wird. Dennoch habe ich mit keinen Geräten Probleme, dort zu surfen. Für unseren Zweierhaushalt reichen die 32 Mbps gerade noch. Ansonsten ist die Leistung dieses Frequenzbandes traumhaft. Überall 99 Mbps oder mehr. Durchschnittliche 202 Mbps sind zudem eine echte Ansage.

Vergleich zur Konkurrenz: schlechtere Signalabdeckung als Mesh-Systeme, aber dennoch mehr Speed

Seit ich vor zweieinhalb Jahren umgezogen bin, habe ich nach einem ersten Einzelrouter-Test (Asus ZenWiFi XT8) nur Mesh-Systeme geprüft. Daher findet sich in den folgenden 5-GHz- und 2,4-GHz-Vergleichen auch nur dieser andere Einzelrouter. Bei 6 GHz kann ich bis dato ebenso nur einen einzelnen Vergleich anbieten.

6 GHz im Vergleich (nach Datendurchsatz geordnet):

5 GHz im Vergleich (nach Datendurchsatz geordnet):

Der TP-Link Archer BE900 ist der grösste Router, den ich je getestet habe. Und ja, Grösse zahlt sich aus. Bis auf den Balkon, der unbefriedigend beliefert wird, muss der erste Platz in Sachen Datendurchsatz bei 5 GHz neidlos anerkannt werden.

2,4 GHz im Vergleich (nach Datendurchsatz geordnet):

Bei 2,4 GHz führt TP-Link auf der Datendurchsatz-Rangliste per sofort doppelt in meiner Wohnung. Allerdings geht der erste Rang ans Deco X90 Mesh-System.

Stromverbrauch und Wärmeentwicklung

Solange nur wenige WLAN-Aktivitäten auszumachen sind, zieht der Archer BE900 laut meinem Strommessgerät rund 30 Watt. Starte ich einen Download, schnellt der Stromverbrauch auf 37 Watt hoch. Nehme ich weitere Geräte dazu, um den Router mehr auszulasten, sind es bis 45 Watt. Das entspricht etwa dem, was ich aufgrund seiner Grösse erwartet habe: Ein typischer Stromverbrauch bei Routern beträgt je nach Hardware während eines Downloads zwischen 12 und 30 Watt.

Der Lüfter des Routers ist nie zu hören. Dafür siehst du auf dem Bild, wie warm das Teil während den Speedtests wird. Bis 54,1 Grad Celsius messe ich an der heissesten Stelle. Im Winter könnte dies eine willkommene, zusätzliche Wärmequelle sein.

Fazit: Starker Router, der auf zwei Stockwerken als Mesh-Alternative taugt

Es ist nicht verkehrt, die Einzelleistung eines Routers zu testen, bevor du mehrere Geräte für ein Mesh-System kaufst. Das beweist der TP-Link Archer BE900 im Test. Auch er ist übrigens, wie die meisten Router der heutigen Zeit, Mesh-fähig. Ich könnte ihm also bei Bedarf auch noch einen oder mehrere Satelliten (Mesh-Repeater oder -Router) zur Seite stellen, um die Leistung zu erweitern.

Allerdings bekommst du dann bei Asus ROG auch nicht zwei 10-Gigabit-LAN/WAN-, vier 2,5-Gigabit-LAN- und einen Gigabit-LAN-Port, sondern nur einen 2,5-Gigabit-WAN-Port und drei Gigabit-LAN-Ports. Ausserdem gibt’s dort nur Wi-Fi 6 anstelle Wi-Fi 7 und somit auch kein zusätzliches 6-Gigahertz-Frequenzband. So gesehen hat der hohe Preis bei TP-Link seine Berechtigung.

Titelfoto: Martin Jud

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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