

Mesh-Wi-Fi-Test: TP-Link Deco BE85 überzeugt nur halbwegs

Zwei Deco BE85 von TP-Link bringen in meiner 178-m²-Maisonette bei 5 und 6 Gigahertz (GHz) fast überall viel Speed. Am Rand schwächeln sie jedoch. Dank dem langsameren 2,4-GHz-Frequenzband wird die Wohnung dennoch komplett mit WLAN versorgt. Unzufrieden bin ich mit der Software.
Schon alleine aufgrund der Grösse (23 cm hoch) und dem Gewicht (1490 g) erhoffe ich mir vor dem Testen der beiden Deco BE85 ein tolles Resultat. Denn bei Mesh-Routern beziehungsweise Satelliten spielt neben CPU und RAM durchaus die Anzahl Antennen und ihr Design – also die Grösse – eine wichtige Rolle. Allerdings befriedigt mich das Zweier-Mesh-Wi-Fi nicht durchgehend. Einerseits wegen der Software sowie einem Account-Zwang. Und andererseits, da die einzige bisher in der gleichen 178-m²-Maisonette getestete Konkurrenz es mit zwei ähnlich schweren Geräten besser macht.
Die Hardware und ihre Features
Mit dem Deco BE85 bekommst du einen grossen zylinderförmigen Router ohne integriertes Modem. Dank neuestem Wi-Fi 7, acht Antennen (bis zu vier werden pro Frequenzband genutzt) sowie zwei 10-Gigabit-Ports und zwei 2,5-Gigabit-Ports bietet er Hardware auf dem Stand der Zeit.

Unten an der Front verfügt das Gerät über eine Status-LED. Ganz oben ist ein Lüfter integriert, den ich ab rund 28 Grad Celsius Zimmertemperatur bei grösseren Downloads gut höre. Bei geringeren Temperaturen nehme ich ihn nie wahr.

Auf der Rückseite finden sich die genannten Ports, wobei einer der beiden 10-Gigabit-Anschlüsse ein SFP+/RJ45-Combo-Port ist. Die restlichen sind reine RJ45-Anschlüsse. Ebenso sind hinten ein USB-A 3.0 Port sowie die WPS-Taste zu finden. Unterseitig bietet das Produkt auch einen Reset Button.
Die wichtigsten Spezifikationen:
Eine ausführliche Spezifikationsliste findest du hier. Falls du Router und Satellit lieber über ein Netzwerkkabel kommunizieren lassen möchtest – über ein Ethernet-Backhaul –, ist das auch möglich. Ich teste für diesen Artikel jedoch nur über Funk.
Weiter beschränke ich mich grösstenteils auf die Signalstärke – wie gut die Wohnung abgedeckt wird –, die Geschwindigkeit und die Antwortzeit. Den Datendurchsatz bei gleichzeitiger Nutzung unterschiedlicher Frequenzbänder, Multi-Link Operation genannt und nur mit Wi-Fi-7-Geräten möglich, teste ich ebenfalls nicht. Während der Einrichtung fragt die Deco-App, ob diese Funktion aktiviert werden soll.
Wie gut andere Funktionen sind – etwa die integrierte Firewall, die Bedienung im Detail mittels Weboberfläche oder App –, lasse ich in meinen Tests ebenso aussen vor. Zumindest, solange mir keine groben Patzer auffallen. Und ja, die gibt es.
Was mir beim Einrichten und Konfigurieren missfällt: App- und Account-Zwang
Als vor Jahren erste Smartphone-Apps für Router erschienen sind, waren diese kaum brauchbare Ergänzungen zur Weboberfläche. Sie haben damals nicht die Web-GUI ersetzt, sondern rudimentäre Optionen und Infos geboten. Heute ist es zumindest bei TP-Link genau umgekehrt. Greife ich über einen Browser auf die Weboberfläche des Deco BE85 zu, kann ich dort praktisch nichts tun. Es gibt Status-Informationen, System-Logs und wenige Optionen zum Firmware-Upgrade, den Zeiteinstellungen oder dem Neustart.

Du kannst dort weder deine Geräte einrichten noch kannst du sie im Detail konfigurieren. Dazu ist heute nur noch die Deco-Smartphone-App in der Lage. Obendrein ist die App mit einem Account-Zwang verbunden. Einfach nur einen lokalen User erstellen, liegt nicht drin. Dazu kommt, dass die App für mich unlogisch gegliedert ist. Erst nach längerem Suchen funktioniert alles. Beim Ausprobieren des Access-Point-Modus verzweifle ich kurzzeitig, da das System den DHCP-Server nicht automatisiert deaktiviert und ich dies manuell in den Tiefen der App erledigen muss.
Glücklicherweise muss ein Router oder Mesh-System nur selten aufgesetzt werden, weshalb ich trotz Ärger mit der popeligen App leben kann.
Wohnungsgrundriss – Standorte von Router und Satellit
Zum Vermessen des neuen WLAN in der 178-m²-Maisonette nutze ich, wie bereits im vorangegangenen ersten Test mit einem Asus-Mesh, ein Wi-Fi 7 fähiges Microsoft Surface Pro. Das verfügt wie die meisten Notebooks über zwei Antennen (2×2 MU-MIMO). Dadurch kann es beim vorliegenden Mesh-System theoretisch die Hälfte der angegebenen Brutto-Geschwindigkeiten erreichen. Als Gegenspieler dient ein Desktop-PC mit 10-Gigabit-Netzwerkkarte, der direkt am TP-Link-Router hängt.
Die perfekten Standorte für Router und Satellit habe ich ursprünglich anhand von Probemessungen eruiert. In den meisten mehrstöckigen Wohnobjekten würde ich die Geräte im Zentrum direkt übereinander aufstellen. Allerdings ist meine Wohnung sehr lang gezogen, weshalb ich mit einer anderen Aufstellung besser fahre.

Den Router stelle ich im zweiten Dachgeschoss im Büro auf (Zimmer 3), wo sich auch der Internetzugang befindet. Der Satellit kommt rund neun Meter entfernt in Zimmer 4 zum Einsatz. Das untere Stockwerk wird komplett von oben bedient. Dass ich für die Wohnung mit nur zwei Geräten klarkomme, ist dem Holzboden zwischen den Stockwerken zu verdanken. Wäre da Beton oder Stahlbeton, müsste ich auf drei oder vier WLAN-Zugangspunkte setzen.
Wi-Fi-Abdeckung: reicht dank 2,4 GHz für die gesamte Wohnung
Um zu ermitteln, wie gut das Wi-Fi meine Wohnung abdeckt, messe ich die Signalstärke (in Dezibel Milliwatt) pro Frequenzband in jedem Zimmer und erstelle daraus Heatmaps. Dabei nutze ich die Software NetSpot.
Wie interpretiere ich Dezibel Milliwatt (dBm)?
Die Signalstärke wird in Dezibel Milliwatt gemessen. Sehr gute Werte entsprechen -35 bis -50 dBm – gute bis -60 dBm. Ab -70 dBm wird es für viele Geräte kritisch und unter -80 dBm ist meist keine Verbindung mehr möglich. Ab wann auf ein Frequenzband mit besserem Empfang oder gar auf eine mobile Verbindung gewechselt wird, ist vom jeweiligen Gerät abhängig. Bei iPhones habe ich etwa beobachtet, dass diese bereits bei weniger als -65 dBm Signalstärke wechseln. Die meisten anderen Geräte bei -70 oder -75 dBm.
Visualisierung der 6-GHz-Abdeckung
Bei den Heatmaps ist das Funksignal überall schlecht, wo es Richtung Dunkelblau geht. Bei Türkis kann der Datendurchsatz bereits stark vermindert sein. Grün ist gut. Gelb, Orange und Rot sind super.

Der Router beliefert die linke Seite der Wohnung bis zur Mitte des Flurs – danach kommt das Signal jeweils vom Satelliten. Die Abdeckung des schnellen 6-GHz-Frequenzbandes ist im oberen Geschoss tadellos.
Im unteren ist auf dem Balkon und in Zimmer 1 mit den meisten Geräten kein Empfang mehr möglich. Mein Testgerät schafft es nur knapp, dort noch was zu empfangen (weiter unten folgt der Datendurchsatz) und tut dies auch nur, weil ich beim Testen die Nutzung des Bandes erzwinge. Da ich kein iPhone nutze, ist der Empfang sonst überall in der Wohnung, wo die Karte Türkis gefärbt ist, mit meinen Geräten gegeben (Pixel-Smartphone, Samsung-Tablet und diverse Notebooks).
Visualisierung der 5-GHz-Abdeckung

Das 5-GHz-Frequenzband performt beinahe wie eine Kopie. Allerdings ist das Signal hier im Schnitt 2 dBm stärker als bei 6 GHz.
Visualisierung der 2,4-GHz-Abdeckung

Bei der hervorragenden 2,4-GHz-Abdeckung kommen endlich auch Gäste mit iPhone überall in der Wohnung zum Zug. Und meine Geräte funktionieren auch auf dem Balkon und in Zimmer 1.
Signalabdeckungswerte auf einen Blick zusammengefasst
Ich habe aus den Messpunkten einen Durchschnittswert pro Raum berechnet. Eine komplette Liste findest du hier. Zusammengefasst ergeben sich für die Wohnung bei der Signalabdeckung folgende Eckwerte:
Geschwindigkeit: rennt und bringt neue Höchstleistung
Um die Geschwindigkeit zu ermitteln, wandere ich erneut durch die Bude. Ich messe sie, indem ich vom Desktop-PC herunterlade.
Die zusammengefassten Resultate:
Beim zweitwichtigsten Punkt, dem Datendurchsatz, ist das TP-Link-Mesh schnell unterwegs. Da ich oft viele grössere Dateien im Netzwerk herumkopiere, bin ich froh. Rein für den Internetanschluss (bei mir nur 500 Mbps) ist es aber absolut überdimensioniert. Dennoch sind die bis zu 2816 Mbps (= 352 Megabyte pro Sekunde) eine Ansage – und auch der höchste Wert, den ich mit einem Gerät mit zwei Antennen jemals im gleichen Raum eines Routers gemessen habe. Bravo!
Möchtest du die Geschwindigkeiten pro Raum studieren, findest du sie (plus die dBm- und Ping-Werte) hier. Da die rechte Seite der Wohnung vom Satelliten abgedeckt wird, ist die Geschwindigkeit dort auch bei gutem Signal gedrosselt. Das Backhaul, die Funkverbindung zwischen Router und Satellit, frisst bei 6 GHz rund 75 Prozent der Leistung (Zimmer 3 vs. Zimmer 4). Bei 5 GHz sind es ca. 44 Prozent und bei 2,4 GHz 39 Prozent. Bei anderen Mesh-Systemen geschieht das etwas weniger drastisch. So schrumpft der Speed mit dem ebenfalls hier getesteten Asus-Mesh nur um 53 Prozent bei 6 GHz, 26 Prozent bei 5 GHz und 9 Prozent bei 2,4 GHz.
Antwortzeit: nicht ganz so schnell wie erwartet
Um die Latenz in Millisekunden zu messen, pinge ich meinen Desktop-PC an.
Von anderen Routern bin ich es gewohnt, dass direkt neben ihnen ein Ping von 3 bis 5 Millisekunden möglich ist. Hier beginnt der Spass jedoch erst bei 9 Millisekunden. Danach verhält sich die Zunahme durch die Distanz ähnlich wie bei anderen Mesh-Systemen. Der Ping fällt nie unter 19, was noch immer ganz gut ist. Dennoch hat TP-Link hier Verbesserungspotenzial.
Vergleich zur Konkurrenz
Da ich relativ neu in der Wohnung hause, habe ich erst ein Vergleichs-Mesh-System in petto:
Ein Mesh, bestehend aus zwei Asus ZenWIFI BQ16, das die gleichen Tests an denselben Standorten über sich ergehen lassen durfte. Dessen Router sind ähnlich gross (150 g leichter), etwas teurer und haben vier Antennen mehr. Davon profitiert der Backhaul-Datendurchsatz. Aber auch sonst hat das Asus-Mesh etwas besser abgeschnitten.
Bei der Signalstärke kann das TP-Link-Mesh nur beim langsameren 2,4-GHz-Frequenzband mit dem Asus-Mesh mithalten respektive minim besser abschneiden. Die schnelleren Frequenzbänder werden durch Asus um durchschnittlich 3 und 5 dBm besser beliefert.
TP-Link schafft es bei 6 GHz in meinem Büro (Zimmer 3) und im Treppenbereich mehr Datendurchsatz zu bieten als Asus. In allen anderen Räumen ist Asus mit mehr Tempo unterwegs. Bei 5 GHz schafft es TP-Link nur im Abstellraum auf mehr Tempo zu kommen. Daher bietet das Asus-Mesh auf den schnellen Frequenzbändern sowohl auf den einzelnen Stockwerken als auch insgesamt mehr Durchsatz. Bei 2,4 GHz liegt ein Kopf-an-Kopf-Rennen vor, das TP-Link knapp für sich verbucht.
Die Latenz ist bei Asus mit durchgehenden 5 Millisekunden im Schnitt mehr als doppelt so gut. Unterm Strich dürften die wenigen Millisekunden Differenz jedoch selbst für FPS-Gamer kaum wahrnehmbar sein.
Fazit
Ich hätte mehr erwartet
Ein Mesh, das nur aus zwei Wi-Fi-Nodes besteht, ist für meine grosse, langgezogene, zweistöckige Wohnung knapp bemessen. TP-Link kann sie trotzdem mit bis zu durchschnittlich 1279 Mbps im 6-Gigahertz-Netzwerk beliefern. Die Signalabdeckung ist im unteren Geschoss jedoch nur noch knapp okay, da der Signalpegel dort im Schnitt -67 dBm bei 6 GHz und -65 dBm bei 5 GHz beträgt. Gut ist dafür in der gesamten Wohnung die Abdeckung des langsameren 2,4-GHz-Frequenzbandes mit durchschnittlich -49 dBm.
Der Vergleich der zwei TP-Link Deco BE85 mit zwei Asus ZenWiFi BQ16 zeigt dennoch, dass es noch besser gehen könnte. Sie bieten bei 5 und 6 GHz eine etwas bessere Abdeckung und mehr Datendurchsatz. Dafür kosten zwei Stück davon aber auch rund 230 Franken/Euro mehr als die an sich auch bereits eher teuren beiden TP-Link-Router.
Im allgemeinen Vergleich finde ich die TP-Link-Backhaul-Leistung etwas niedrig. Durch die Verbindung zwischen Router und Satellit wird der Datendurchsatz beim TP-Link-Mesh mehr gedrückt als etwa bei der Asus-Konkurrenz. Immerhin bleibt noch immer viel Datendurchsatz übrig. Ausserdem kann ich TP-Link für die höchste Geschwindigkeit loben (2816 Mbps), die ich mit einem Gerät mit zwei Antennen jemals im gleichen Raum eines Routers gemessen habe.
Weniger Lob gibt es für die Software. Das Mesh lässt sich nicht wie gewohnt mittels Browser und Web-GUI einrichten oder konfigurieren. Dazu muss ich die Smartphone-App zur Hand nehmen, die trotz Funktionalität eher fummelig und unübersichtlich wirkt. Dass ich bei der Einrichtung des Mesh gezwungen werde, einen TP-Link-ID-Account anzulegen, stösst mir sauer auf.
Pro
- Router mit neuester Wi-Fi-7-Technik
- zwei 10-Gigabit-Ports und zwei 2,5-Gigabit-Ports
- guter Datendurchsatz mit 5- und 6-GHz-Frequenzband
- deckt mit zwei Geräten bei 2,4 GHz eine langgezogene 178-m²-Maisonette ab
Contra
- Backhaul (Verbindung zwischen Router und Satellit) drückt den Datendurchsatz stärker als erwartet
- Einrichtung/Konfiguration nur mit Smartphone-App und Account-Zwang möglich
- Datendurchsatz (wie bei den meisten Konkurrenten) bei 2,4 GHz eher niedrig


Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.