Kritik

«The Last of Us», Folge 7: Leider hält das Ende nicht, was der Anfang versprochen hat

Luca Fontana
27.5.2025

Das bildgewaltige Finale von «The Last of Us» Staffel 2 verliert erzählerisch die Balance. Unser Review zur Folge 7 «Convergence» über inszenatorische Stärke, emotionale Brüche und eine Hauptfigur, die sich im Kreis dreht.

«The Last of Us» liefert ein bildgewaltiges Finale – aber verliert sich in der eigenen Hauptfigur. Während Atmosphäre und Inszenierung überzeugen, bleibt Ellie als moralisches Zentrum zu sprunghaft. Schade. Denn wo Joels Entscheidungen noch nachvollziehbar waren, wirken ihre oft unlogisch und konstruiert. Was bleibt, ist eine Staffel mit grossen Ambitionen, die am Ende nicht ganz überzeugen kann.

In der Spoilerfabrik sprechen Michelle, Domi und ich wie immer offen, kritisch und emotional über die aktuelle Folge – mit Spoilern, aber ohne Ausblick auf das, was im Game noch kommt.

Hier ein kleiner Sneak-Peak:

Wer die siebte Folge noch nicht gesehen hat und trotzdem wissen will, wie sie war, hier mein kurzes Review – ohne Spoiler.

Zwischen Sturmgewalt und Story-Enttäuschung

«The Last of Us» schliesst seine zweite Staffel mit einem Paukenschlag – zumindest visuell. «Convergence» ist atmosphärisch grandios, das Setting imposant, die Musik treibend und die Kameraarbeit präzise. Regen peitscht über turmhohe Wellen, Blitze zerreissen die Nacht … und irgendwo führen Entscheidungen immer wieder in Sackgassen, aus denen niemand unbeschadet herauskommt.

Es ist die Art Finale, bei dem sich alles zuspitzt – und doch nicht alles aufgeht.

Denn so bildgewaltig die Folge ist, so holprig fühlt sich manches im Innern der Figuren an. Vor allem bei Ellie. Ihr Weg durch diese Episode – und durch die ganze Staffel – schwankt zwischen impulsiver Wut und plötzlicher Reue, zwischen Selbstaufopferung und Selbstmitleid. Das mag als Charakterbogen gemeint sein, wirkt auf mich aber oft wie ein emotionales Ping-Pong und erschwert die Verbindung zu einer Figur, die mir eigentlich nahe sein müsste.

Bei Joel funktionierte das moralisch Zweifelhafte, weil seine Entscheidungen aus einer nachvollziehbaren Logik heraus entstanden sind. Er tat zwar das Falsche, aber aus Gründen, die wir fühlten: Verlust, Vaterliebe und Angst. Selbst seine Lügen wirkten nicht willkürlich, sondern wie der verzweifelte Versuch, eine Wahrheit zu begraben, die ihn sonst zerbrechen würde.

Bei Ellie hingegen wechseln Reue und Rachsucht im Minutentakt. Sie trifft impulsive, oft dumme Entscheidungen – und wirkt danach überrascht, dass sie Konsequenzen haben. Statt daraus zu lernen, stolpert sie in die nächste Kurzschlusshandlung. Das ist kein Fall einer Heldin, die sich anschliessend wieder aufrappelt. Das ist Kreisen. Und das macht es mir schwer, auf ihrer Seite zu bleiben.

Rückblickend bleibt eine Staffel, die grossartig begann, mitreissend fortsetzte und sich gegen Ende erzählerisch etwas verrannt hat. Eine Staffel, die hohe Ambitionen hat – visuell, emotional, moralisch. Aber nicht immer die Geduld aufbringt, diese Ambitionen sinnvoll fertig zu erzählen. Vielleicht wird die Staffel gerade deshalb lange nachhallen. Nur nicht so, wie ich gehofft hatte.


Falls du die Folgen davor nicht gesehen hast, hier kannst du sie nachholen:

Wo findest du den Podcast?

Hosts

Luca Fontana

Michelle Brändle

Domagoj Belancic

Wenn jemand noch mehr zockt als Phil, dann höchstens Domi. Würde ihn nicht sein Hund regelmässig ins Sonnenlicht zerren, hätte er längst alle Platin-Trophäen auf der Playstation gesammelt. Sein Herz brennt auch für ein anderes bekanntes japanisches Unternehmen, nämlich Nintendo. Das beweisen die verschiedenen Retro-Konsolen, die sein Büro schmücken, sowie seine enzyklopädischen Kenntnisse aller Pokémon – selbst solcher, die erst noch erfunden werden müssen.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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