Produkttest

Netgear entthront Swisscom: Orbi AX6000 im Mesh-Wi-Fi-Speedtest

Martin Jud
1.12.2020

Das Wi-Fi-6-Mesh-System Orbi AX6000 ist neuer Speedtest-Spitzenreiter. Netgear entthront in meiner Wohnung die AX-Mesh-Lösung der Swisscom spielend und setzt die Latte für künftige Testprodukte höher. Wie hoch, liest du im Test.

Netgear bietet verschiedene Orbi-Mesh-Systeme mit Wi-Fi 6, also dem Standard IEEE 802.11ax. Darunter das AX4200 mit sechs Antennen pro Gerät:

Dann das Orbi Pro AX6000, primär für kleine Unternehmen gedacht, mit acht Antennen:

Und als drittes System im Bunde das Orbi AX6000, ebenfalls mit acht Antennen, ohne Pro, das ich nun in meiner Wohnung teste und dessen Leistung ich mit Wi-Fi-6-Mesh-Systemen von der Swisscom und von Asus vergleiche:

Beide AX6000-Systeme verfügen über die gleiche theoretisch mögliche Geschwindigkeit und können bis zwölf Streams parallel beliefern. Das AX4200 dagegen schafft nur acht Streams. Nebst der Bauform und dem vermutlich unterschiedlichen Antennen-Design sind bei der Pro-Version vier SSID möglich, wo das für Heimanwender gedachte Orbi AX6000 nur zwei bietet.

Die Spezifikationen des Orbi AX6000 Mesh System (Router und ein Satellit):

Die Unterteilung des 5-GHz-Bereiches in zwei Bänder dient dazu, ein Backhaul zu erhalten. Bedeutet: Das dritte aufgeführte Band fungiert als Kommunikationskanal zwischen Router und Satellit. Daher sind die Geschwindigkeitsangaben in der Werbung oder auf der Verpackung, wie bei anderen Herstellern, leicht irreführend.

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Netgear

Bis 6 Gigabits pro Sekunde? Also 0,75 Gigabyte? Niemals. Netgear zählt, wie andere Produzenten, einfach alle theoretisch möglichen Geschwindigkeiten der drei Bänder zusammen, was absolut keinen Sinn ergibt. Es sei denn, der Kunde lässt sich durch vage definierte Sätze mit hohen Zahlen beeindrucken. Eigentlich müsste folgendes auf jeder Verpackung stehen:

Für Häuser oder grössere Wohnungen gibt es die Systeme auch im Dreierpack. Also ein Router plus zwei Satelliten. Die Pro-Version ist sogar im Viererpack erhältlich. Satelliten können ausserdem auch einzeln dazugekauft werden. Einen Überblick zu sämtlichen Orbi-AX-Produkten gibt es hier.

Wohnungsgrundriss, Router- und Satelliten-Standort

Um vergleichbare Resultate zu erhalten, teste ich an den immer gleichen Standorten. Der Router steht im oberen Dachgeschoss meiner 140-m²-Maisonette beim zentralsten Kabelanschluss. Den Satelliten stelle ich im Stock darunter beim Eingangsbereich auf – da, wo einzelne Router bei früheren Tests die beste Signalstärke boten.

Inbetriebnahme

Die beiden Geräte bieten die identische Anzahl Gigabit-Ports, vier Stück, und sind äusserlich kaum zu unterscheiden. Sie haben dieselbe Grösse von 25,4 x 7,1 x 19,1 Zentimetern – das gleiche Design, die gleiche frontale LED-Leuchte, welche nur während der Einrichtung oder eines Neustarts blinkt, und die gleiche Anzahl Antennen.

Nur der zusätzliche 2,5-Gigabits-WAN-Anschluss und die Aufschrift «Router» lässt jegliche Verwechslungsgefahr schwinden.

Geschwindigkeit, Ping und Signalstärke pro Zimmer

Mit dem Testen beginne ich, wie immer, erst nach einer Eingewöhnungszeit von mindestens drei Tagen. Doch fällt mir bereits in den ersten Stunden nach dem Aufsetzen des neuen Mesh auf, dass meine tragbaren Geräte bei Stockwerkwechsel rasch vom Router auf den Satelliten, und umgekehrt, wechseln. Bei Swisscom und Asus funktionierte das erst nach rund zwei Tagen reibungslos.

Ergebnisse

So schneidet das Orbi AX6000 Mesh von Netgear ab:

Die Signalstärke bleibt im Schnitt über -59 dBm. Der schlechteste Wert verzeichnet der Balkon mit -73 dBm, was noch immer gut ist. Prekär würde es ab rund -80 dBm. Mein Balkon dürfte so gesehen grösser sein. Das bestätigt auch Balkoniens 5-GHz-Geschwindigkeit – 242,14 Mbps entsprechen neun bis zehn Netflix-UHD-Streams oder rund vier Blu-Ray-UHD-Streams.

Etwas Verbesserungspotential hat Netgear bei der Latenz. Zwischen Router und Satellit gehen beim Ping zwei Millisekunden verloren.

5 GHz Signalpegel-Heatmap

Die Heatmaps vom Orbi AX6000 sehen ungefähr gleich aus, wie diejenigen der getesteten Mesh-Systeme von Asus und Swisscom. Die Abdeckung ist, wie weiter unten im Text gezeigt, bei der Konkurrenz im 5-GHz-Bereich sogar minim besser. Doch nutzt eine gute Abdeckung nur, wenn auch die Kommunikation zwischen Router und Satellit gut funktioniert.

Zur Erinnerung: Höhere Werte sind besser. Je mehr die Farbgebung Richtung Blau geht, desto schlechter.

2,4 GHz Signalpegel-Heatmap

Netgear bringt -54 dBm im Schnitt: Einen besseren Signalpegel im 2,4-GHz-Frequenzband habe ich bisher nicht gesehen. Weder bei der Swisscom noch bei Asus.

Vergleich zur Konkurrenz

Nun die nackten Zahlen in der Gegenüberstellung. Wo stehen die Konkurrenz-Mesh-Systeme im Vergleich zum Orbi?

Der 5-GHz-Vergleich:

Der 2,4-GHz-Vergleich:

Im 2,4-GHz-Vergleich holt Netgear den zweiten Platz. Allerdings hier mit der besten Signalstärke.

Einzig bei der Latenz haben Asus und Swisscom in beiden Frequenzbänder die Nase leicht vorne. Dies, da zwischen der unheimlich schnellen Verbindung zwischen Router und Satellit zwei Millisekunden verlorengehen.

Fazit: Orbi überzeugt mehr als alles bisher

Die SSID meines Orbi-Netzes habe ich Urbi getauft. Orbi, der Erdkreis, und Urbi, die Stadt, bringen meiner Maisonette im Vicus ohne Filum viel Communicatio.

Ich bin ob den 629,64 Mbps, die ich im 5-GHz-Frequenzband durchschnittlich erhalte, begeistert.

Das einzig Negative – die zwei Millisekunden mehr Latenz im Vergleich zur getesteten Konkurrenz – sind dem Judus in Anbetracht des grossen Leistungszuwachses absolut Wurstus. Farcimen?

So, nun aber Schluss mit Google-Translator-Latein. Ich begebe mich jetzt auf die Suche nach einem noch schnelleren Mesh System. Eines, das vielleicht etwas günstiger ist.

Fairerweise muss ich noch festhalten, dass die Konkurrenz im Artikel mit weniger Antennen aufwartet. Bei Asus sind es sechs Stück pro Gerät und bei Swisscom, da weiss ich es nicht. Daher hinkt die Gegenüberstellung etwas. Wobei, vielleicht auch nicht? Denn ein teureres Gerät mit mehr Leistung kann auch dazu führen, dass der Lebenszyklus bis zum erneuten Austausch mit besserer Hardware länger dauert.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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