Kritik

«Midnight Murder Club» im Test: ein Shooter in kompletter Dunkelheit

«Midnight Murder Club» ist ein erfrischend ungewöhnlicher Shooter, den du meist in kompletter Dunkelheit spielst. Ein geniales Konzept, das für viele Lacher sorgt. Leider enttäuscht das Game mit magerem Umfang.

Es ist stockdunkel im riesigen Anwesen. Ein Lichtstrahl erhellt den Speisesaal zu meiner Rechten für wenige Sekunden. Dort steckt er also: «MrPotato1234», der mich vor wenigen Minuten über den Haufen geschossen hat. Zeit für Rache.

Auch ich betätige meine Taschenlampe, um die Tür zum Saal zu finden. Ich öffne die Tür und schalte meine Lichtquelle sofort wieder aus, damit mich mein Mörder nicht sieht. Langsam schleiche ich mich in den Raum und schliesse die Tür hinter mir. Jetzt hab ich dich, du Mistkerl. Wobei... ist er überhaupt noch da? Ich bewege mich nicht und lausche gespannt.

Willkommen bei «Midnight Murder Club».

Geniales Spielkonzept

Das grundlegende Spielkonzept von «Midnight Murder Club» ist so simpel wie genial: Ich trete in diversen Multiplayer-Modi in einer stockdunklen Villa gegen bis zu fünf Gegner an. Bewaffnet mit einem Revolver, einem Messer und einer Taschenlampe.

Ohne den Einsatz der Lampe sehe ich absolut nichts. Zu viel herumleuchten sollte ich aber nicht. Meine Lichtquelle verrät den Gegnern, wo ich mich befinde. Überall gibt es Fenster und Türen, durch die mich die anderen potenziellen Mörder sehen können. Schlaue Spieler – so wie ich – nutzen die Taschenlampe auch, um Gegner bewusst anzulocken. Kurz einschalten, ausschalten, verstecken und warten, bis das Opfer mich suchen kommt.

Ab und zu finde ich Kassen, an denen ich temporäre Upgrades erwerbe. Das Problem: Beim Kauf leuchten die Teile hell auf und machen Mordslärm. Auch hier frage ich mich immer wieder: Lohnt sich das Risiko?

Muahahaha

Neben Lichtquellen sorgt auch der Proximity-Chat für nervenaufreibende Momente – und viele Lacher. Befinde ich mich in der Nähe von Gegnern, können sie mich hören – und ich sie.

Bin ich in einem Team unterwegs und rede mit meinen Mitspielern, muss ich aufpassen, dass wir nicht zu laut sind. Jemand könnte uns hören und uns auflauern. Ich kann den Proximity-Chat aber auch nutzen, um Gegner bewusst anzulocken.

Meine Lieblingstaktik ist es, wie ein psychopathischer Massenmörder im Dunkeln zu lauern und komische Geräusche von mir zu geben. Ein unheimliches «Muahahaha» oder ein lauter Schrei bringen die meisten Gegner aus dem Konzept, sodass sie ihre Taschenlampe einschalten und ich sie erledigen kann.

Sehr lustig ist auch, dass ich jeweils noch die letzten Worte meines Opfers mitbekomme, nachdem ich es erschossen oder niedergestochen habe. So hallen immer wieder Fluchwörter wie «Fuuuuck!» und laute «Nooooo!»-Schreie durch die dunklen Korridore der Mörder-Villa. Verdammt lustig.

Pupsende Gegner und riesige Köpfe

Mein Highlight von «Midnight Murder Club» ist zweifelsohne der «Wildcard»-Modus. Der bringt mit verrückten Gameplay-Modifikationen absurde Twists in die Deathmatch-Formel (wahlweise im Team oder Solo).

Zu Beginn des Spiels wählt jedes Mitglied des Mörder-Clubs eine Modifikationskarte für die Runde. Dies sind zum einen Karten, die Vorteile mit sich bringen: Die Spielfiguren können schneller laufen oder haben stärkere Taschenlampen. Es gibt aber auch Flüche, die allen das Leben schwer machen: grössere Köpfe sorgen für mehr Headshot-Potenzial und leuchtende Spuren verraten die Position der Spielfiguren in der Dunkelheit.

Ich liebe es, die Furz-Karte zu spielen. Mit dieser pupsen alle Spieler in zufälligen Zeitabständen durch die Dunkelheit und verraten so ihre Position – auch ohne die Taschenlampe zu aktivieren. Wenn ich mich in einem dunklen Raum befinde und aus dem Nichts einen Furz höre, kann ich oft nicht anders, als laut loszulachen.

Ebenfalls grandios ist die Feuerkarte. Mit dieser gehen Spieler in Flammen auf, wenn sie sich zu lange nicht bewegen. Ein Alptraum für Camper. Oder die Schrumpf-Karte, mit der die Spielfiguren zu Zwergen werden und hochgepitchte Stimmen haben. Genau mein Humor.

Leider bieten nicht alle Spielmodi solchen Unterhaltungswert.

Wenig Inhalte, wenig Spieler

Abgesehen vom «Wildcard»-Modus kann ich zudem «normale» Solo- und Team-Deathmatches bestreiten. Diese «ernsteren» Modi machen ebenfalls Spass, auch wenn ich das unvorhersehbare Chaos der Wildcards vermisse.

Deshalb empfehle ich «Midnight Murder Club» vor allem Spielerinnen und Spielern, die mit ihren Freunden durch die dunkle Villa schleichen wollen – denn wer weiss, ob es in ein paar Monaten überhaupt noch aktive Online-Spieler geben wird. Immerhin kostet der Titel nur rund 10 Franken oder Euro. Mit der teureren «Guestpass Edition» für rund 20 Franken oder Euro kannst du sogar bis zu fünf Mitspieler kostenlos zur Mörder-Party in der Villa einladen.

«Midnight Murder Club» ist erhältlich für PS5 und PC. Das Spiel wurde mir von Sony für die PS5 zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.

Fazit

Ein lustiger Shooter mit genialem Spielkonzept, tiefem Preis und magerem Umfang

«Midnight Murder Club» überzeugt mit einem simplen, aber genialen Spielprinzip. In kompletter Dunkelheit schleiche ich mich durch eine gruselige Villa und versuche, meine Mitspieler zu ermorden. Der Einsatz meiner Taschenlampe – und meiner Stimme – soll gut überlegt sein. Suche ich den Schutz der Dunkelheit und stolpere durch die Korridore oder schalte ich meine Lampe ein und riskiere es, entdeckt und über den Haufen geschossen zu werden?

Besonders gelungen ist der Wildcard-Modus, der mit verrückten Gameplay-Modifikationen überzeugt. Leider bietet das Game nur eine Map und wenig spannende Spielmodi. Diese Kritikpunkte kann ich dem Spiel hinsichtlich des tiefen Preises verzeihen. Die Zahl der aktiven Spieler sieht alles andere als rosig aus. Deshalb empfehle ich «Midnight Murder Club» nur, wenn du zusammen mit Freunden zocken möchtest.

Pro

  • geniales Spielkonzept in kompletter Dunkelheit
  • Proximity-Chat und Wildcards sorgen für Lacher
  • bis zu fünf Freunde spielen kostenlos mit

Contra

  • wenig spannende Inhalte
  • ungewisse Zukunft, wenige Online-Spieler

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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