Kritik

«The Flash» and the Multiverse of Madness – aber diesmal wirklich

Luca Fontana
14.6.2023

«The Flash» müsste ein Desaster sein. Gerade bei all den Skandalen und Eskapaden rund um die Produktion. Aber: Der Film ist nicht nur gut. Er ist fantastisch. Vielleicht sogar einer der besten Filme des alten DC-Universums überhaupt.

Eines vorweg: In diesem Review gibt’s keine Spoiler. Du liest nur Infos, die aus den bereits veröffentlichten Trailern bekannt sind.


Trotzdem frage ich mich: Wie soll ein Film gut sein, bei dem rund um seine Entstehung irgendwie alles schlecht war? Keine Ahnung. Aber «The Flash» ist zu meiner Überraschung nicht nur gut geworden. Er könnte der beste Film des sterbenden DCEUs sein.

Darum geht’s in «The Flash»

Gerade, als Barry am Tiefpunkt gelangt, entdeckt er, dass er nicht einfach nur schnell rennen, sondern auch die Zeit zurückdrehen kann. Bis zum Zeitpunkt des Mordes an seiner Mutter. Warum also nicht genau das tun und die Dinge richtigstellen? «Die Narben, die wir tragen, machen uns zu dem, was wir sind», warnt ihn Batman. Denn wer weiss, welchen multiversalen Orkan der Flügelschlag eines einzigen Schmetterlings auslösen kann?

Warner Bros.’ Geschichte des Versagens

Was schief ging? Vielleicht war der grösste Fehler des Studios, ungeduldig gewesen zu sein. Nach «Man of Steel» folgte mit «Batman v. Superman» bereits das erste Crossover zwischen zwei ikonischen Superhelden. Und kurz darauf legte man mit «Justice League» gleich die restliche Palette der DC-Superheldinnen und -Helden ab. In einem Film. Zu viel, wenn die Hälfte der Charaktere noch Einführung benötigt, selbst bei einer 2-Stunden-Laufzeit.

Für «The Flash» hatte ich entsprechend wenig Hoffnung. Die überdrehten Trailer schienen meine Befürchtungen zu bestätigen. Nämlich, dass das Studio einfach alles nach uns Fans schmeisst, was in den DC-Archiven noch zu finden ist, um zu sehen, was haften bleibt.

Daneben lag ich nicht; «The Flash» tut im Grossteil seiner 144 Minuten genau das. Überrascht hat mich aber, wieviel haften geblieben ist. Batman vor allem. Nicht einer. Zwei! Michael Keatons Batman!! Du weisst schon: Der aus Tim Burtons beiden «Batman»-Filmen. Der «Die Jahre 1989 und 1992 rufen gerade an und wollen ihren Batman zurück»-Batman. Bekommen werden sie ihn aber nicht. Da, wo er jetzt ist, in «The Flash», gefällt er mir nämlich zu gut.

Ich Nostalgie-Opfer ich.

Fanservice? Ich bin ein Fan, service me!

Tatsächlich wirkt der mittlerweile 71-jährige Schauspieler um keinen Tag gealtert, seit er das 25 Kilo schwere Fledermauskostüm aus Latex zum letzten Mal trug. Im Gegenteil. Moderne Filmmagie sei Dank (nein, kein De-Aging… glaube ich).

Wer braucht schon Wissenschaft, wenn er einen Teller Spaghetti hat?

Ein neuer alter und ein alter junger Flash – oder so

Noch ein Trick, um den alten Sidekick von früher auch inhaltlich zu «befördern».

Apropos Action: Dass sie nicht zum reinen CGI-Gewitter verkommt, ist auch Regisseur Andy Muschietti zu verdanken. Der balancierte bereits im zweiteiligen «It»-Remake Action und Computereffekte äusserst erfolgreich. Das tut er in «The Flash» wieder. Meistens. Wie gesagt, im letzten Drittel wird’s dann auch mir etwas zu bunt. Das hat dem Gesamteindruck aber wenig geschadet.

Fazit: Ja, doch, gerne wieder

«The Flash» ist kein perfekter Film. Aber einer, der seinen eigenen Dreh findet. Vor allem, weil die wichtigen Charaktere gerade genug Tiefe bekommen, um die überraschend geradlinige, aber nett erzählte Geschichte zu tragen. Der Rest geht entweder im CGI-Gewitter des letzten Drittels unter oder hat nur so wenig Screentime, dass deren Anwesenheit weder nützt noch schadet.

Im grossen Kontext des nunmehr aussterbenden DCEUs verdient sich «The Flash» eine Position auf dem Siegertreppchen. Ich würde ihn direkt hinter Zack Snyders «Justice League» platzieren. Auch wenn ich zugeben muss, dass der billige Nostalgietrick mit Michael Keatons Batman bei mir womöglich doch besser zieht, als ich zugeben will.


«The Flash» läuft ab dem 15. Juni 2023 im Kino. Laufzeit: 144 Minuten. Freigegeben ab 12 Jahren.

Titelfoto: Warner Bros. / DC Studios

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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