Hinter den Kulissen

Team Spectre: Die, die im Dunkeln agieren

Dominik Bärlocher
19.3.2019
Bilder: Thomas Kunz, Barbara Schuler

Die Engineering Teams bei Digitec Galaxus arbeiten nahe zusammen. Nur ein Team arbeitet gerne mal abseits der normalen Deploys und Sprints. Das ist Team Spectre und sie haben es dir ab heute möglich gemacht, mit Kryptowährungen bezahlen zu können.

«Tja, und dann haben wir das halt so gemacht», sagt Claudio Schaad, Leiter von Team Spectre.

Spectre ist ein Team aus dem Engineering der Digitec Galaxus AG. Offiziell sind sie zuständig für die Bezahlvorgänge hinter den Kulissen von digitec.ch und galaxus.ch. Inoffiziell aber ist das sechsköpfige Team das wohl disruptivste und frechste Team des Unternehmens. Der neueste Streich des Teams: Du kannst auf beiden Seiten mit Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ripple bezahlen.

Claudio sitzt in einem Sitzungszimmer mit schwarzen Wänden und erzählt lapidar von einer Aktion, die das gesamte Team Spectre in einigen Unternehmen den Kopf gekostet hätte, bei Digitec Galaxus aber Lob und Ehre bringt. Denn auf der Firmenflagge steht das Wort «piratisch». Dieser Kunstbegriff bedeutet so bitzli alles, aber im Wesentlichen das, dass Mitarbeiter sich Freiheiten nehmen dürfen, eigene Projekte anzupacken.

Team Spectre macht das kollektiv. So sind sie schnell, agil, frech und unangepasst.

Der Weg zu Bitcoin, Ethereum und Co.

«Wir haben Kryptowährungen schon länger im Blick», sagt Claudio. Er trägt einen bequemen Hoodie mit einem Tintenfisch in einem Kreis – das Spectre-Logo aus den James-Bond-Filmen. Er lacht, wenn er darauf angesprochen wird und schweift vom Thema ab. «Natürlich haben wir uns gebranded. So zeigen wir, dass wir Spectre sind. Teamgeist und etwas freundliche Rivalität mit den anderen Engineering Teams zeichnet uns aus.»

Er könne, bei Bedarf, seinen offiziellen Spectre Siegelring anziehen, eine weisse Plüschkatze innerhalb von zwei Minuten holen und wenn er Durst habe, dann gäbe es den offiziellen Spectre Energy Drink. Der sei zwar nicht besonders gut, aber er habe das Logo und er halte wach.

«Aber ja, Kryptowährungen», sagt er, versucht sein Lachen zu unterdrücken und ernst zu bleiben. Denn die Blockchain, die Basis aller Kryptowährungen, ist ein hochkomplexes Thema.

Das Wissen über Anwendung, Implementation und Risiken stammt nicht nur aus eigener Recherche, sondern aus allen Ecken des Unternehmens. Claudio und sein sechsköpfiges Team haben dann nur umgesetzt, was ihre Recherche ergeben hat. Die Lösung: Spectre setzt nicht auf ein eigenes Wallet oder gar eine eigene Kryptowährung, digicoin oder so, sondern auf eine Firma namens Coinify.

Coinify sorgt für etwas Ruhe in den Wellenkursen der Kryptowährungen, womit auch eine vernünftige Preisstruktur beim Einkauf eingehalten werden kann. Die Firma macht im Wesentlichen nichts anderes, als Kryptowährungen in Echte-Welt-Währungen – bei digitec und Galaxus sind das Schweizer Franken – zu wechseln. Sprich: Du kaufst ein, ab einem Betrag von 200 Franken kannst du mit Krypto zahlen, du zahlst, bei digitec gehen Schweizer Franken ein.

Test mit Verlusten

«Ich war also am SBB-Automaten und habe mir Bitcoin in mein Wallet geladen», erzählt Claudio, «und dann noch einmal Gebühren gezahlt, als ich meine Bitcoin in Ripple gewechselt habe.»

Von dem Geld hat er sich dann eine etwas seltsame Tastatur gekauft. Denn der Teamleiter kauft sich laut eigenen Angaben etwa einmal die Woche etwas bei digitec. Er sei gut darin, seinen eigenen Job zu subventionieren, sagt er mit einem Lachen.

Nur einmal sei etwas schief gegangen. Geld ist verschwunden. Irgendwo in der Blockchain. Da aber jede Buchung genau nachvollziehbar ist, da sie einem Datensatz in der Blockchain entspricht, ging die Rückbuchung recht einfach.

«Ich habe einfach eine Mail an Coinify und unseren Partner bei Datatrans geschrieben und dann ging das recht fix», sagt Claudio. Das Geld fand seinen Weg zurück zu ihm und der Test konnte weitergehen.

Quo vadis, Spectre?

Bei Spectre sind die Kryptowährungen bereits wieder ein alter Hut. Im Sitzungszimmer beraten die sechs über ihren nächsten Streich. Das Meeting ist – wie der Rest des Teams – etwas eigen. Natürlich müssen die Wände schwarz sein. Sonst geht «konspirativ» nicht wirklich. Der Sinn für Humor zieht sich durch.

Die Disziplin fehlt aber nicht. Spectre geht mit sich selbst hart ins Gericht. Wo waren bei der letzten Aktion die Schwachstellen? Wo kann noch effizienter gearbeitet werden? Dann wird beschlossen. Der Zeitaufwand wird eingeschätzt. Auf Karten mit Zahlen darauf – selbstverständlich mit Spectre Branding – gibt jedes Teammitglied an, wie komplex das Projekt oder das Teilprojekt sein dürfte. Was Spectre anpackt soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

«Wir brauchen alle unsere Geheimnisse», sagt Claudio.

Denn selbst wenn Spectre in den Schatten des Engineerings arbeitet, so ist ihre Arbeit am Ende für alle sichtbar.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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