
Hinter den Kulissen
«Hackfest» bei Digitec Galaxus: 54 Stunden Arbeit, 3 Minuten Präsentation
von Martin Jungfer
Etwa 10’000 Stunden Arbeitszeit hat der Hackathon von Digitec Galaxus auch dieses Jahr wieder verschlungen. Es scheint aber gut investierte Zeit gewesen zu sein, wie die siegreichen Projekte beweisen.
Vielleicht ist es die ganz besondere Trophäe, die Jahr für Jahr so viele Mitarbeitende zum «Hackfest» zieht. Denn ein Team kann ein ganz besonderes Stück Schweizer Wirtschaftsgeschichte gewinnen: das Handbuch zu MS Access aus dem Jahr 2000. Das kiloschwere Ding hatte Digitec-Gründer Florian Teuteberg nämlich in einem Sommerurlaub in Griechenland dabei. Und nach dem Studium haben er und seine Mitstreiter die Software programmiert, um den ersten Onlineshop zu schreiben. Was daraus wurde, ist bekannt.
Der materielle Wert des Buches ist überschaubar. Für ein paar Franken oder Euro ist es auf Kleinanzeigen-Portalen zu bekommen, manchmal sogar mit CD-ROM. Der ideelle Wert ist höher. Und so freute sich am Ende des dreitägigen Hackathons das Team «Genius Filters» über die Auszeichnung von CEO Florian Teuteberg und Oliver Herren, Chief Innovation Officer. Bis zum nächsten «Hackfest» dürfen sie den Wanderpokal in Buchform jetzt behalten.
Überzeugt haben sie die beiden Gründer mit einer Idee, die auch dir als Kundin oder Kunde gefallen könnte: Künftig sollst du ein gesuchtes Produkt nicht mehr finden, indem du viele, viele Filteroptionen nutzt, um die Auswahl immer weiter einzugrenzen. Ein Text zur freien Eingabe könnte genügen, damit du künftig «einen Laptop mit 16 GB RAM, gutem Display und nicht schwerer als 1,5 Kilogramm, aber nicht von Apple» findest. Dafür hat das «Genius Filters»-Team hinter die Texteingabe eine KI geschaltet, die interpretiert, was gewünscht wird und dann die passenden Produkte auswählt und anzeigt.
In der dreiminütigen Pitch-Präsentation funktionierte das bereits sehr gut. So verwunderte es nicht, dass CIO Oliver Herren in seiner Laudatio direkt grünes Licht gab, das Feature so schnell wie möglich im Shop zu implementieren.
We thought it was spooky-funny how much of an improvement we saw in our results, simply by adjusting our AI model and prompting. It really says something about the future of user experience.
Insgesamt hatten sich 24 Teams mit 171 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Hackathon angemeldet. Je nach Thema fanden sich aus verschiedenen Abteilungen und Teams Expertinnen und Experten zusammen, die normalerweise selten miteinander zu tun haben. Nur so war es auch möglich, in weniger als drei Tagen jeweils funktionsfähige Prototypen zu bauen.
Die abschliessende Abstimmung des Publikums in der Kategorie «Effiziente Prozesse» gewann das Team «Dude, where is my data». Wie der Teamname bereits verrät, präsentierte es eine Lösung, damit die grosse Nachfrage nach Daten für die tägliche Arbeit besser zu erfüllen.
In der Kategorie «Kundenzufriedenheit» lag beim Publikum das Team «Is the price actually right?» ganz vorne. Hier ging es darum, den bereits im Shop aktiven Preisverlauf für die Kundschaft nützlicher zu machen. Es solle keine Krypto-Broker-Erfahrung brauchen, um einzuschätzen, wann ein guter Zeitpunkt für den Kauf sei, argumentierte das Team beim Pitch. Deshalb, so ihr Vorschlag, soll aus dem Preisverlauf eine leicht verständliche Anzeige entstehen, die mit den Farben Grün, Gelb oder Rot zeigt, wie attraktiv der aktuelle Preis ist.
Im Team hinter dem Preisbarometer arbeiteten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Frontend, UX, Data und Product zusammen. Die sehr unterschiedlichen Rollen waren ein Schlüssel zum Erfolg. Und die Tatsache, dass die Lösung des Problems allen am Herzen lag. «Dass es auch bei unseren Teilnehmenden am Hackfest so gut ankam, freut uns umso mehr», sagt Clara Goebel, Product Ownerin.
Während der drei «Hackfest»-Tage habe man gehofft, es unter die besten drei Ideen zu schaffen, ergänzt Michael Stähelin, Product Owner und ebenfalls Mitglied des Gewinnerteams. Dass es am Ende sogar zum ersten Platz gereicht hat, sei dann doch überraschend gewesen – vor allem angesichts der starken Konkurrenz.
Als zweitbeste Idee für mehr Kundenzufriedenheit wurde die Arbeit des Teams «Labelless Returns» ausgezeichnet. Sie haben den Rückgabeprozess «gehackt». Und zwar so, dass du als Kunde oder Kundin künftig kein Rücksendeetikett mehr drucken musst. Ein QR-Code auf dem Smartphone genügt dann, ein Päckli über die Post zurückzusenden. Das könnte sich zwar negativ auf den Umsatz mit Druckern auswirken, ist aber sicher eine Erleichterung für die Kundschaft.
Filter, ein KI-Assistent zur Produktsuche und eine neue Preistransparenz – ist da etwas dabei, was dich begeistert? Welche Idee hättest du eingereicht? Lass es uns in den Kommentaren wissen. Falls du jetzt Lust bekommen hast, bei uns zu arbeiten, dann findest du hier alle unsere derzeit offenen Stellen.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.