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Microsoft Surface Laptop Studio 2 im Test: verführerisch, teuer, mit Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al

Martin Jud
3.11.2023

Den Surface Laptop Studio 2 hat Microsoft in einigen Punkten verbessert. Vieles am Gerät mit Convertible-Funktion und GeForce-RTX-4060-Grafikkarte begeistert im Test. Andere Punkte lassen mich in Anbetracht des Preises entgeistert zurück.

Für das, was laut den Spezifikationen drin steckt, ist der Surface Laptop Studio 2 zu teuer. Und dennoch ist er alleine aufgrund seines Konzepts verdammt anziehend und hat ordentlich Power. Sein Convertible-Ansatz, der ihn neben dem Laptop- auch im Stage-Modus oder als Tablet nutzen lässt, ist einfach genial. Ich liebe es, das Display von seiner Position zu lösen und über die Tastatur zu ziehen. Doch es gibt Punkte, die mir sauer aufstossen.

Die Berührungsspannung sollte zwar unbedenklich sein, dennoch würde der Verzicht auf den proprietären Anschluss das Problem beheben. Was auch funktionieren würde, wäre eine Erdung, die dem Anschluss und Netzteil fehlt. Zum Glück kann ich das Gerät auch über USB-C aufladen. Nutze ich ein USB-C-Netzteil, verschwindet das Problem schlagartig.

Weiteres Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al sehe ich beim Display, das in seiner Darstellung bei sRGB gut abliefert, aber sonst nicht zur Preisklasse passt. Und bei der Lüftung, die an sich eine gute Leistung bringt. Allerdings sorgt sie aufgrund der Position für warme Hände, wenn ich eine Maus nutze.

Hardware-Übersicht und Design: geniales Display-Konzept, genügend Anschlüsse und ordentliche Innereien

Den Surface Laptop Studio 2 möchte ich nicht täglich irgendwohin schleppen. Dafür ist er mir mit rund zwei Kilogramm Gewicht zu schwer. Er ist mehr ein platzsparender Ersatz für den Desktop-PC meines Home Office. Wäre ich allerdings beim mobilen Arbeiten auf eine dedizierte Grafikkarte angewiesen, sähe das anders aus. Dann würde ich ihn liebend gerne mit mir herumtragen.

Die zusätzliche Karte erklärt auch die Laptop-Dicke von 2,2 Zentimetern. Und ferner die im unteren Teil des Gehäuses auf beiden Seiten durchgehenden Kühlschlitze. Wer eine dedizierte Grafikkarte und einen potenten Prozessor verbaut, benötigt ein gutes Kühlkonzept und dadurch mehr Platz.

Da der untere Teil des Gehäuses weniger weit heraussteht, wirkt das Gerät je nach Blickwinkel wesentlich dünner als es ist. Ausserdem haftet unterhalb des Touchpads der Surface Slim Pen 2 magnetisch und wird gleichzeitig geladen. Also nur dann, wenn du auch einen Stift besitzt, denn dieser ist nicht im Lieferumfang inbegriffen.

Willst du anstelle des Stifts und des Touchpads eine Maus nutzen, kannst du diese ohne Adapter anschliessen. Die zweite Version des Geräts verfügt links über einen USB-A-Anschluss – alte Technik, die noch immer rege genutzt wird.

Rechts ist weiter, wie bereits beim Vorgänger, ein 3,5-mm-Kopfhöreranschluss angebracht. Neu hingegen – und für mich wie USB-A eine regelrechte Bereicherung – ist der MicroSDXC Card Reader daneben. Der erspart mir das Herumhantieren mit einem externen Card Reader. Ausserdem kann ich so eine Karte als Erweiterung zum internen Speicher verwenden.

Display stellt sRGB akkurat dar – für den Preis hätte ich jedoch lieber OLED oder Mini-LED

Gleichförmigkeit, Helligkeit und Farbwiedergabe

Wie gut das Display abseits von HDR ist, finde ich mit einem ColorChecker Display Plus von Calibrite heraus. Ich prüfe, wie akkurat die Gleichförmigkeit der Ausleuchtung ist, die maximale Vollbildhelligkeit und die Genauigkeit der Farbdarstellung.

Tastatur und haptisches Touchpad passen zum Preis

Das Touchpad ist mit 12 × 8 Zentimetern gross. Seine Oberfläche ist angenehm glatt und lässt mich zielsicher den Mauszeiger steuern. Bei der ersten Nutzung fällt mir nicht auf, dass das Touchpad keine physischen Tasten integriert hat. Drücke ich für einen Klick darauf, fühle ich den trotzdem. Das geht, weil Microsoft den Klick mit kleinen Motoren simuliert. Das ist so gut gelöst, dass es mich immer wieder aufs Neue beeindruckt.

Lautsprecher sind gewohnt gut

Gleich vier Lautsprecher sind nach oben gerichtet unsichtbar im Gehäuse versteckt. Damit bietet Microsoft einen ausgewogen und kräftig klingenden Notebook-Sound. Im Vergleich zu anderen mobilen Geräten spielt er meiner Meinung nach ganz oben mit. Trotzdem fehlt etwas Wumms bei ganz tiefen Bässen. Da bringt auch die Dolby-Atmos-Zertifizierung des Stereo-Sounds nichts. Daher nutze ich lieber Kopfhörer.

Prozessorleistung: Cinebench und Geekbench

Bei Cinebench 2024 fehlen die Resultate des Acer Swift Go 14, da der Benchmark zum Testzeitpunkt noch nicht existierte. Gleiches gilt für das erste Microsoft Surface Laptop Studio.

Beim blauen Single-Core-Resultat von Cinebench R23 schneidet der Laptop Studio 2 gegenüber dem Vorgänger um rund 24 Prozent besser ab. Bei Geekbench 6 sind’s 23 Prozent. Gegenüber dem Acer mit gleicher CPU liegen bei beiden Benchmarks nur wenige Punkte Vorsprung drin. Bei Single-Core sind sie ungefähr gleich auf. Die stromsparendere Asus-CPU hält je nach Benchmark mit vier bis 15 Prozent Differenz halbwegs mit.

Grafikleistung: reicht je nach Game für 1440p oder 1080p

Da im Laptop eine Gaming-Grafikkarte steckt, führe ich zum Ausloten der Leistung Gaming Benchmarks durch. Ausserdem spiele ich «Cyberpunk 2077». Ich habe das für CPU und GPU anspruchsvolle Open-World-Action-Adventure zwar schon mit der PS5 durchgezockt, doch gibt es mittlerweile neuen Content, weshalb mir das willkommen ist.

Um ein flüssiges Game-Erlebnis beim Ballern zu haben, strebe ich im Schnitt 60 Bilder pro Sekunde an (FPS). Ausserdem sollen die Frames auch bei schnellem Umdrehen des Spielcharakters nicht unter 30 FPS fallen. Das erreiche ich bei «Cyberpunk 2077» unter Verwendung folgender Einstellungen:

Will ich Raytracing nutzen, bricht bei diesem Game bei beiden Auflösungen mit sämtlichen Voreinstellungen die Framerate zwischenzeitlich auf 20 FPS oder weniger ein.

3DMark-Resultate des Surface Laptop Studio 2:

Die Vergleichssystem-Resultate blendet 3DMark nach den jeweiligen Tests mit ein. Der Laptop Studio 2 ordnet sich etwas hinter dem Gaming Laptop 2023 ein. Er ist etwa halb so stark wie der Gaming PC 2023.

Zum Spielen nutze ich eine Maus. Dabei stört mich, dass nicht nur die Tastatur warm ist, sondern wegen der daneben ausströmenden Abluft der Kühlung auch die Maus. Ausserdem nervt, bis ich zu Kopfhörern greife, dass Notebooks mit dedizierter Grafikkarte beim Gamen lauter sind als Desktop PCs.

Akkuleistung: Szenarien «Modernes Office» und «Gaming»

Den Batterie-Benchmarks starte ich mit 100 Prozent Akkuladung – bei 3 Prozent fährt sich das Notebook selbst herunter. Nach dem erneuten Aufstarten zeigt mir PCMark das jeweilige Ergebnis:

Die 9 Stunden und 24 Minuten beim Office-Test decken sich mit meiner Erfahrung. Bin ich mobil unterwegs, reicht der Akku gut für den Arbeitstag.

Lautstärke des Lüfters und Wärmeentwicklung

Wie bereits erwähnt, stört mich beim Nutzen einer Maus, dass der Luftstrom der Kühlung direkt links und rechts auf Handhöhe aus dem Gehäuse strömt. Darüber wird die Luft eingesaugt. Es wäre wünschenswert, das umgekehrt zu lösen.

Bei Dauerauslastung beträgt die Gehäusetemperatur neben dem Touchpad, wie auf dem Wärmebild zu sehen, um die 40 Grad Celsius. Die rechte Abluft ist 42 Grad Celsius warm. Messe ich direkt seitlich bei den Lüftungsschlitzen, sind’s 42,9 Grad Celsius. Das ist wenig. Erfahrungsgemäss werden Notebooks auch ohne dedizierte Grafikkarte bei Dauerauslastung im Schnitt eher gegen 50 Grad Celsius warm. Einige gehen auch über die 50-Grad-Grenze.

Insbesondere bei den Temperaturen von CPU und GPU zeigt sich, dass die Kühlung gute Arbeit leistet. Die Prozessorkerne schnellen bei den Cinebench-Tests kurzweilig auf bis 94 Grad Celsius. Danach pendelt sich die Temperatur bei 73 Grad ein. Bis 100 Grad wären laut Intel erlaubt. Was die GPU betrifft, ist diese beim Gamen im Schnitt 71 Grad Celsius warm. Kurzfristig beträgt ihre Temperatur bis 82 Grad Celsius.

Fazit: Bedingt empfehlenswert, ich würde ihn dennoch gerne behalten

Positiv ist ebenso, was Prozessor und Grafikkarte leisten. Das steht in direktem Zusammenhang mit der guten Kühlung und passt zur beinahe tadellosen Verarbeitung, zur guten Tastatur und den grosszügigen Anschlüssen inklusive USB-A und Micro-SD-Slot.

Weniger gut passt mir, dass Microsoft noch immer auf den proprietären Stromanschluss setzt und dieser für Berührstrom am Gehäuse sorgt. Das sollte bei einem Gerät zum vorliegenden Preis nicht sein. Und dann packt Microsoft nicht mal den Stift in den Lieferumfang.

Ich bin hin- und hergerissen und kann das Teil nur bedingt empfehlen. Zwar ist es ein tolles Gefühl, damit zu arbeiten. Auch würde ich es gerne weiter nutzen, doch nicht für 3000 Franken/Euro. Die Preise für andere Notebooks mit gleichem Prozessor, gleicher Grafikkarte und ungefähr gleicher Auflösung (QHD oder WQXGA) starten bei der Hälfte.

Titelfoto: Martin Jud

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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