Produkttest

Microsoft Surface Pro 9 im Test: frische Farben und CPUs, aber keine Kopfhörerbuchse

Martin Jud
30.11.2022

Mit dem Surface Pro 9 halten neue Farben und Prozessoren Einzug. Auch lässt sich das Tablet besser reparieren. Ansonsten bleibt praktisch alles beim Alten. Klingt weniger spannend, als es ist – denn im Test nimmt die CPU-Leistung gegenüber dem Vorgänger um über 40 Prozent bei Multi Core zu.

Bisher gab es Surface Pro 8 und Surface Pro X. Neu gibt es nur noch Surface Pro 9. Mit 12th Gen Intel-Prozessor oder Microsoft SQ 3 – einem ARM-5G-Prozessor. In diesem Test erfährst du, wie sich das Tablet mit Intel schlägt. Das Testgerät habe ich von Microsoft erhalten.

Mein Testgerät mit aktiv gekühltem i5:

Die Spezifikationen des Testgeräts im Überblick:

Design und Anschlüsse: neu eine gute Reparierbarkeit

Das anodisierte Aluminium, das Microsoft anstelle einer Magnesiumlegierung seit dem Pro 8 benutzt, fasst sich kühl, glatt, aber dennoch griffig an. Das Display reicht bis sechs Millimeter an die seitlichen Ränder. Oben und unten sind es zwölf. Das ergibt Sinn, da der Rand unten bei angewinkelter Tastatur verschwindet und im oberen Kameras integriert sind.

Ein dünner, aber überaus stabiler Standfuss sorgt dafür, dass du das Gerät in beinahe jedem beliebigen Winkel stufenlos aufstellen kannst – bis 165 Grad sind möglich. Einziger Nachteil dabei ist, dass du im Vergleich zu normalen Laptops eine ebene Unterlage brauchst. Das stört mich selten – etwa, wenn ich das Convertible im Zug auf dem Schoss habe.

Falls du Kopfhörer anschliessen möchtest, musst du auf kabellose Modelle zurückgreifen. Der Klinkenanschluss ist nicht mehr, dafür gibt es oben am Gerät noch immer die Lautstärkewippe und den Powerbutton.

Reparierbarkeit laut iFixit bei 7 von 10

Gutes IPS-Display mit Touch- und Stiftunterstützung

Das Multi-Touch-IPS-Display mit Gorilla Glass 5 liegt im Microsoft-typischen 3:2-Format vor. Es bietet eine Diagonale von 13 Zoll und dank 2880 × 1920 Pixeln (267 ppi) ein gestochen scharfes Bild. Bei Auslieferung ist die Bildwiederholfrequenz auf 60 Hertz festgelegt – was weniger Akku zieht. Du kannst sie auf 120 Hertz umstellen.

Helligkeit, Gleichförmigkeit und Farbwiedergabe

Betrachte ich die Gleichförmigkeit – also wie regelmässig die Ausleuchtung ist –, beträgt die grösste Abweichung 25 Nits (5,6 Prozent). Das ist relativ wenig und für mich nicht mit blossem Auge zu erkennen.

Farbraumabdeckung mit beiden Profilen im Vergleich:

Magnetisch haftendes Signature Keyboard mit «Stiftgarage» und Surface Slim Pen 2

Das Keyboard des Surface Pro 9 ist das gleiche wie beim Surface Pro 8 und X. Es haftet magnetisch am Tablet, sobald du es in die Nähe des Anschlusses hältst. Und es hat eine «Stiftgarage» – eine Aussparung, in die du den Surface Slim Pen oder Pen 2 legen kannst, wenn du ihn nicht benötigst. Praktischer Nebeneffekt: Der Stift lädt sich in der Stiftgarage auf.

Der Slim Pen 2 ist ein flach gehaltener Stift mit integriertem Akku. Er wird über Induktion oder ein teures Zusatzkabel geladen und gibt dir ein haptisches Feedback, das du in der Stärke anpassen kannst. Damit soll das Gefühl erweckt werden, auf Papier zu schreiben oder zeichnen. Finde ich gut, auch wenn das Gefühl noch immer weit weg von echtem Papier und Stift ist.

Ordentliche Tablet-Lautsprecher

Die Lautsprecher sind mit Dolby Atmos zertifiziert, was aber nicht mit Raumklang zu verwechseln ist. Dennoch, und trotz spärlichen zwei Watt Stereo-Leistung, überzeugen sie mich. Sie befinden sich im oberen Teil seitlich neben dem Bildschirm. Ihr Klangbild ist deutlich breiter als der physische Abstand. Und der gute Stereoeffekt wird durch klare Mitten und Höhen ergänzt. Sowie durch einen Bass, der Notebook-typisch eher spärlich ausfällt.

Akkuleistung beim Video-Dauer-Streaming

Beim Video-Dauer-Streaming teste ich, wie lange der 47,7-Wh-Akku durchhält, wenn ich auf Netflix «Stranger Things» mit rund 400 Nits Spitzenhelligkeit streame. Das entspricht beim Surface Pro 9 einer Helligkeitsstufe von 94 Prozent.

Performance: Das leisten CPU und GPU

Von der integrierten Grafikeinheit des Intel Core i5-1235U ist gegenüber dem Vorgänger kein grosser Leistungssprung zu erwarten. Integrierte Grafikeinheiten bewegen sich seit Jahren auf unterstem Niveau im Vergleich zu dedizierten Grafikkarten von Nvidia und AMD. Was die Prozessorleistung betrifft, sieht es anders aus. Da sorgen alleine die sechs zusätzlichen Kerne (total zehn) gegenüber der 11th Gen für einen Schub bei Multi-Core-Aufgaben.

Prozessorleistung: Cinebench R23 und Geekbench 5

Der CPU-Benchmark Cinebench von Maxon testet, wie gut sich der Prozessor beim Rendern von 3D-Modellen schlägt. In der Version R23 wird das Resultat anhand der getätigten Arbeit während zehn Minuten berechnet. Das ist gut, weil dadurch schlechte Kühlkonzepte realistischer abschneiden.

Der Quervergleich zu Surface Laptop 5 und XPS 13 Plus zeigt, dass das Pro 9 die für den Prozessor zu erwartende Leistung bringt. Ich bin damit mehr als zufrieden und glücklich beim Arbeiten.

Grafik-Benchmark: 3DMark Night Raid

3DMark Night Raid ist dafür ausgelegt, die Grafikleistung von Geräten mit integrierter GPU zu testen. Er ist quasi ein Leistungsmesser für PC-Gaming auf unterstem Niveau. Das Surface Pro 9 verfügt über eine Intel Iris Xe-Grafik mit 80 Execution Units und bis zu 1,2 Gigahertz Takt.

Mit dem Pro 9 erreiche ich einen Night Raid Score von 13 961. Dieser Score setzt sich aus 15 280 Grafik-Punkten und 9376 CPU-Punkten zusammen.

Mit dem Surface Laptop 5 lagen mit gleicher GPU 15 554 Grafik-Punkte drin. Das Dell XPS erreichte mit 100 MHz höherer Taktung, aber der ansonst identischer GPU 16 129 Grafik-Punkte. Also mit 8,3 Prozent höherer Taktung 5,6 Prozent mehr Leistung.

Office-Benchmark PCMark 10

Mit PCMark 10 lassen sich PCs und Notebooks auf die vielfältigen Aufgaben an einem Arbeitsplatz testen. Also wie schnell Programme geöffnet werden, wie gut Browsen, Textverarbeiten oder Videokonferenzen funktionieren und vieles mehr.

5045 Punkte erreicht das Pro 9. Das bedeutet, dass das letztjährige Pro 8 genauso gut für «Office» sein sollte, denn damit erreichte ich im Test 5042 Punkte.

Lautstärke des Lüfters und Wärmeentwicklung

Beim Arbeiten ist der Lüfter meistens nicht hörbar. Oder nur, wenn ich mein Ohr nah ans Tablet halte. Die Lüftungsschlitze sind im oberen Bereich in den Tablet-Rand integriert. Werden Updates im Hintergrund installiert oder öffne ich viele Dateien in Photoshop, beginnt er zu säuseln.

Unter Volllast wird aus dem säuseln ein Rauschen, das etwas höher und lauter klingt, als beim Surface Laptop 5. Jedoch viel leiser als bei jedem Gaming-Laptop. Messe ich die Lautstärke nach neun Minuten Cinebench-Multi-Core-Test, beträgt die Lautstärke laut meinem Testo-Schallpegelmessgerät aus Sitzposition 38,6 Dezibel. Aus 30 Zentimeter Entfernung zum Lüfter sind es 41,3 Dezibel.

Die Kerne der CPU erreichen während dem Test kurz bis zu 97 °C. Ihre Durchschnittstemperatur beträgt 71 °C. Laut Intel darf die CPU bis 100 °C heiss werden.

Mache ich eine Wärmebildaufnahme, wird das Gehäuse laut FLIR-Cam beim Testen bis zu 48,1 °C warm. Beim Surface Laptop 5 habe ich 50,7 °C gemessen, beim Lenovo Yoga 9i mit aktuellem i7 waren es bis zu 60 °C.

Fazit: Tolles Convertible in gewohnt guter Qualität

Preislich gibt es, wenn du ein flexibles Gerät suchst, günstigere Notebooks mit um 360 Grad umklappbarem Display, die ebenso einen 12th Gen i5 und acht Gigabyte Arbeitsspeicher bieten. Die haben den Vorteil, dass du nicht zusätzlich für eine Tastatur bezahlst. Dafür sind sie schwerer.

Titelfoto: Martin Jud

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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