Produkttest

ARMes Windows: Microsoft Surface Pro X im Test

Martin Jud
12.12.2019

Beim Surface Pro X hat Microsoft vieles richtig gemacht. Nicht nur gefällt das fast randlose Display, auch der neue induktiv ladbare Slim Pen und die «Stiftgarage» begeistern. Die Schattenseite ist der ARM-Prozessor, der die Funktionalität stark einschränkt.

Die technischen Daten des Testgeräts:

Geniales Design

Das Surface Pro X sieht für mich wie die Vollendung des Surface Pro 7 aus. So bekommst du trotz ungefähr gleicher Fläche von 287 x 208 mm ein um 0.7 Zoll grösseres Display, das einiges näher an den Rand des Tablets gezogen wurde. Ausserdem ist es mit seinen 7.3 mm Dicke ganze 1.2 mm dünner. Das Pro X wiegt ohne Keyboard 774 g.

Unter dem Standfuss fehlt beim Pro X der von Pro 7 gewohnte microSD-Slot. Dafür hast du die Möglichkeit, unter dem Standfuss eine Nano-SIM-Karte einzulegen oder die SSD eigenhändig auszuwechseln. Weiter finden sich an der linken Seite des Geräts zwei Mal USB 3.1 Typ-C sowie die Lautstärkewippe. An der rechten Seite sind Powerknopf und Surface Connect Anschluss angebracht. Ein klassischer 3.5-mm-Klinkenanschluss fehlt leider.

Scharfes, helles Display

Das 13-Zoll-Hochglanz-Display mit IPS-Panel hat eine Auflösung von 2880 x 1920 Pixel und kommt im für Microsoft typischen 3:2-Format daher. Dank der hohen Auflösung macht insbesondere das Arbeiten mit Stift viel Spass – auch wenn du mit dem Kopf nah rangehst, sind keine Pixel zu erkennen.

Um herauszufinden, wie gut das Display ausgeleuchtet ist, vermesse ich es mit dem x-rite i1Display Pro:

Offiziell soll das Display eine Leuchtkraft von 450 cd/m² aufweisen. Ich messe durchschnittlich 490.66 cd/m², was für ein Tablet oder Notebook ein sehr guter Wert ist. Ausserdem ist es regelmässig ausgeleuchtet, die 25 cd/m² Unterschied zwischen hellster und dunkelster Stelle sind von blossem Auge nicht zu sehen.

Was die Farbraumabdeckung betrifft, schafft das Display bei sRGB ein Spektrum von 94 Prozent darzustellen. Bei Adobe RGB sind es 64.8 und bei DCI P3 66.7 Prozent. Messe ich den Schwarz- und Weisswert, berechne ich daraus einen knackigen, statischen Kontrast von 1348:1. Der dynamische Kontrast beträgt 5841:1.

Zubehör: Keyboard, Stiftgarage und neuer Surface Slim Pen

Kaufst du dir das Surface Pro X, sind Tastatur und Stift leider nicht inbegriffen. Das Keyboard mit Alcantara-Überzug, dank welchem das Gerät zum Notebook wird, gibt es in zwei Versionen. Einmal mit Stift und einmal ohne. Bestellst du die Version mit Stift, bekommst du gleich auch eine integrierte «Stiftgarage». Darin ist der Pen nicht nur sauber verstaut – dank Induktion lädt er sich auch auf.

Leider verkauft Microsoft die Tastatur mit Stiftgarage nur inklusive Pen. Greifst du zum Keyboard ohne Stift, gibt es auch keine Stiftgarage. Solltest du dir dann in Zukunft einen Stift dazukaufen, kannst du diesen nur extern aufladen. Neu ist der Pen übrigens nicht mehr rund sondern flach, was eine super Anpassung ist. Dadurch liegt er noch besser in der Hand. Das Zeichnen und Schreiben macht damit richtig Laune.

Das 310 Gramm schwere Keyboard kann flach oder leicht angewinkelt verwendet werden. Die Tasten verfügen über eine dreistufige Beleuchtung. Tippst du auf der 29.5 x 21.7 x 0.5 cm grossen Tastatur, federn die Tasten vergleichsweise stark und du fühlst einen klaren Auslösepunkt. Ich empfinde das Tippen als angenehm und leise. Am Trackpad mit Multi-Finger-Gesten-Unterstützung gibt es nichts auszusetzen.

Lautsprecher

Akkuleistung

Microsoft spendiert dem Surface Pro X einen Lithium-Ionen-Akku mit 38.2 Wh. Gespannt messe ich, wie lange es bei Youtube in Dauerschleife durchhält, versuche einen Stresstest zu fahren und messe die Laufzeit bei Office-Arbeiten.

Youtube-Dauerstreaming

Akkulaufzeit unter Höchstleistung

Um sämtliche Hardware an die Grenzen zu bringen, lasse ich an dieser Stelle normalerweise den Stresstest HeavyLoad sowie FurMark mit höchster Bildschirmhelligkeit gleichzeitig laufen. Doch leider wollen beide Programme nicht, wie ich will.

Tja, dieses Gerät lässt sich nicht stressen. Dafür stresst es mich allmählich, denn so läuft es mit vielen Programmen auf diesem Gerät. Dem musst du dir zwingend vor der Anschaffung bewusst sein.

Akkulaufzeit bei Office-Arbeiten

Benutze ich das Convertible als mobiles Büro und unterlasse es, im Hintergrund Youtube laufen zu lassen, komme ich je nach Arbeit auf rund zwölf Stunden Laufzeit. Das ist ein guter Wert für ein Office-Gerät. Ob es gut für ein ARM-Windows-Gerät ist, kann ich aufgrund fehlender Vergleichsbasis nicht sagen.

CPU und Grafikprozessor

Beim Microsoft SQ1 handelt es sich um ein auf der Qualcomm Snapdragon 8cx Compute Platform basierendes SoC. Es wird im 7-nm-Verfahren bei TSMC gefertigt und verfügt über 8 Kerne (und 8 Threads), wovon die Hälfte Stromsparkerne sind. Vier Kerne basieren dabei auf dem ARM Cortex-A76 und können bis 3 GHz takten, die Stromsparkerne basieren auf dem ARM Cortex-A55 und sind vermutlich mit bis zu 1.8 GHz getaktet.

Weiter sind im SoC auch ein X24 LTE Modem, Navigationssysteme (GPS, Galileo und weitere), Video De- und Encoder für H.265, Bluetooth 5.0, Wi-Fi 5, ein Speicherkontroller und ein Grafikchip integriert. Bei letzterem handelt es sich um eine Adreno 685, welche vermutlich auch etwas höher getaktet ist, als das Standardmodell. Microsoft spricht selbst von einer theoretischen Grafikleistung von zwei TeraFLOP.

Performance

Um die Performance zu testen, würde ich gerne PCMark 10, Cinebench R20 und Geekbench 5 verwenden.

Doch leider läuft einzig der CPU-Benchmark von Geekbench. Bei den anderen beiden gibt es erneut schöne Fehlermeldungen.

Geekbench-5-Resultate des Surface Pro X:

Suche ich im Geekbench-Browser nach ähnlichen Resultaten, entspricht dieses Resultat tatsächlich, wie von Qualcomm behauptet, einem Intel Core i5. Allerdings nicht einem, der achten Generation, sondern eher einem der vierten (Intel-Haswell-Mikroarchitektur) aus dem Jahr 2013.

Falls du dir das CPU-Benchmark-Resultat im Detail ansehen möchtest:

Fazit: Ein wunderschönes, aber teures Office-Gerät

Unterm Strich gibt es für das Gerät fürs Aussehen und die Verarbeitung die volle Punktzahl. Softwaretechnisch kann ich es allerdings nicht empfehlen. Da greifst du besser zu einem Surface Pro 7, bei welchem der neue Slim Pen übrigens auch funktioniert, oder einem anderen Convertible.

Update vom 17. Dezember 2019

Ich habe bei Microsoft nachgefragt, ob die Garantie verfällt, wenn die SSD eigenhändig gewechselt wird.
Die Antwort: «Aktuell darf der Austausch nur von Microsoft gemacht werden.»

Somit verfällt aktuell die Garantie bei nicht lizenziertem Reparieren oder Austauschen der SSD. Ob Microsoft eines Tages zur Vernunft kommt und diese Regelung aufheben wird, wissen bloss die Götter.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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