Hintergrund

Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Kupferrohre für eine Custom-Wasserkühlung?

Kevin Hofer
24.12.2019

Acrylglasrohre und PETG in Custom-Wasserkühlungen sind für Anfänger: Ich versuche, Kupferrohre zu biegen. Ob das gut geht?

Kupferrohre sehen geil aus. Schon länger will ich eine Custom-Wasserkühlung damit bauen. Zum Glück braucht Kollege Simon Balissat einen neuen PC und ist zu faul, diesen selbst zusammenzuschrauben. Ich springe gerne in die Bresche – mit der Bedingung, die CPU-Wasserkühlung mit Kupferrohren bauen zu dürfen. Simon ist Feuer und Flamme. Sein PC soll einen besonderen Look haben – ohne RGB-Geblinke. Kupferrohre sind da genau der Blickfang, den ich ihm unterjubeln kann.

Vorbereitung ist die halbe Miete

Game Over nach zehn Sekunden

In einem Baumarkt finde ich schliesslich ein Kupferrohr mit 12 Millimetern Durchmesser. Cool, endlich kann’s losgehen. Ich führe das Kupferrohr in den Bieger ein und beginne, zu biegen. Okay, es passiert gar nichts. Ich lege einen Zacken zu und versuche es mit voller Kraft. Nach einigen Sekunden macht es ratsch, das Kupferrohr fällt zu Boden und ich halte den Rohrbieger in zwei Teilen in den Händen.

Was ist passiert?

Einer der zwei Stifte, die den Rohrbieger zusammenhalten, ist aus der Halterung gerutscht. Das Kupferrohr ist noch bolzengerade. Beim Versuch, den Bieger wieder zusammenzubauen stelle ich fest, dass das Verbindungsstück des Rohrbiegers verbogen ist. Immerhin das habe ich gebogen. Der Bieger ist hin. Jedes Mal, wenn ich versuche, etwas zu biegen, löst sich der Stift wieder.

Plan B

Soll ich einen neuen Rohrbieger bestellen? Es ist kurz vor Weihnachten und ich möchte Simon den PC noch vor Heiligabend übergeben. Ich entscheide mich, bei den Kupferrohren zu bleiben. Statt diese zu biegen, verwende ich 90-Grad-Fittings. Damit das Ganze sauber aussieht, betreibe ich etwas Case Modding und baue eine Innenwand aus Acrylglas für das Gehäuse.

Nebst einigen Wasserkühlungskomponenten übernimmt Simon auch mein Define-R6-Gehäuse von Fractal Design. Ich kenne das Gehäuse bestens und weiss, dass sich die Innenwand rechts vom Mainboard vollständig mit vier Schrauben entfernen lässt. Das mache ich mir zunutze und passe ein Acrylglas ein, das ich etwas ins Gehäuseinnere verlege, damit ich einige Verläufe der Wasserkühlung dahinter verstecken kann.

Die Innenwand

Damit die Innenwand exakt verbaut ist, drucke ich mit meinem 3D-Drucker massgenaue Winkel, die ich an den Löchern der ursprünglichen Innenwand anbringe.

Dank einem Rohrschneider und Entgrater, die ich sonst für PETG-Rohre verwende, geht das Ganze sehr schnell. Innerhalb von einer Stunde habe ich alle Rohre beisammen. Bevor ich sie aber definitiv verbaue, poliere ich sie mit einer Essig-Wasserlösung. Weiter sprühe ich die Innenwand und die Kämme der RAM schwarz, so kommen die Rohre noch besser zur Geltung. Einige Akzente der Grafikkarte bekommen einen Kupferanstrich und fertig ist Simons Kupferbuild.

Ich will mehr

Der Kupferbuild hat mir echt Spass gemacht. Mit Kupferrohren zu arbeiten, ist erstaunlich einfach und die Dinger sind dabei auch noch günstig: Knapp zehn Franken habe ich für zweieinhalb Meter Rohr bezahlt – und habe noch etwa einen Meter übrig. Zugegeben: Die 90-Grad-Fittings machen den Preisvorteil wieder zunichte, dafür haben die Kupferrohre viel mehr Style als PMMA oder PETG.

Und Simon? Der ist jetzt auch voll begeistert. Es blinkt nichts und trotzdem glänzt das Kupfer. Er wollte sogar einen dezenten LED-Strip mit neutralem Licht im Innenraum verbauen, damit man die Rohre besser sieht. Manchmal ist doch alles Gold, was glänzt.

Auch wenn ich mit dem Build zufrieden bin, lässt es mich nicht los, dass es mir nicht gelungen ist, die Rohre zu biegen. Ich versuch’s wieder. Sehr wahrscheinlich reicht es, wenn ich die Rohre mit Sand fülle und sie über eine runde Fläche biege. Dann gibt’s pro Rohr aber wohl nur eine Krümmung. Falls du einen Tipp hast, nehme ich ihn gerne entgegen.

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