
Ratgeber
Couch-Koop statt Netflix: Die ultimativen Koop-Games für den Winter
von Rainer Etzweiler

Gute Grafik braucht nicht immer Fotorealismus. Manchmal reicht auch einfach schönes Design und ein paar gut platzierte Vierecke. Eine Auswahl der schönsten Pixelkunst-Games.
«I'll be back», versprach der Terminator 1984 und wurde zur Popkultur-Ikone. Offenbar ist der von Arnold Schwarzenegger gespielte Roboter aber nicht der einzige, der sich diesen Spruch zu Herzen genommen hat. Auch die Pixel-Grafik hat sich dem Credo verschrieben. Das jüngste Beispiel dafür: «Terminator 2D: No Fate». Eine pixelige Neuinterpretation der Sci-Fi-Saga, die beweist, dass die kantige Kunstform quicklebendig ist.
Dabei sah es um die Jahrtausendwende noch ganz anders aus. 3D war das grosse Versprechen und Polygone galten als die Zukunft. Ein Vierteljahrhundert später wissen wir es besser. Während die frühen 3D-Experimente heute oftmals aussehen wie digitale Unfälle, sind viele 2D-Games früherer Tage würdevoller gealtert.
Was einst als technische Beschränkung galt, ist heute eine bewusste Stilentscheidung. Und die ist mehr als nur Nostalgie-Bait für Millennials mit Midlife-Crisis (zumindest rede ich mir das gerne ein), sondern eine eigenständige Kunstform, deren Charme sich nicht einfach reproduzieren lässt. Die Titel in diesem Listicle machen das aber allesamt hervorragend.
Das SNES-RPG «Earthbound» gehört bis heute zu den mystischsten Games überhaupt. Das liegt einerseits an dem überrissenen Preis, der für das Spiel bezahlt wird (komplett, inklusive Box und Manual, gibt’s kaum was unter 2’500 Franken) und andererseits an dem ungewöhnlichen Vibe, den bis heute nur ganz wenige Games ähnlich kompetent einfangen konnten.
Eins davon ist «Eastward». Das Debüt des Shanghaier Entwicklers Pixpil präsentiert ein postapokalyptisches Adventure in einer sterbenden Welt. Du spielst darin den schweigsamen Bergarbeiter John und die mysteriöse Sam, die aus ihrer Heimatstadt verbannt werden. Fürs Gameplay bedient sich Pixpil grosszügig bei «The Legend of Zelda», mit dem Unterschied, dass die Fähigkeiten auf zwei spielbare Charaktere verteilt werden.
Das Spiel hat Längen, darunter einen mehrstündigen Abschnitt, die absolut nichts zur Story beitragen, aber wenn du Geduld mitbringst, wirst du mit einer der emotionalsten Gaming-Erfahrungen der letzten Jahre belohnt.
Plattformen: Switch, Xbox One, PC
Ich mag Titel, die klare Erwartungen an den Inhalt setzen. Bei «3 Headed Shark Attack» weiss ich zum Beispiel exakt, was mich erwartet und bei «Neon Inferno» verhält es sich genau so.
In dem Sidecroller ballere ich mich von links nach rechts, während die Pixel in sämtlichen, neongrellen Farben des Regenbogens explodieren. Dazu gibt’s einen zackigen Cyberpunk-Soundtrack, lokalen Ko-Op und Retro-Röhrenfernseher-Filter.
Plattformen: PS4, PS5, Switch, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
Vermisst du Rätselspiele wie «Baphomets Fluch» und «Indiana Jones»? Dann solltest du a) nicht vergessen, deine Omega 3-Pillen zu schlucken und b) «Kathy Rain» auschecken.
In dem Point'n'Click schlüpfst du in die Rolle der kettenrauchenden Journalistin Kathy Rain, die in ihr Heimatkaff zurückkehrt, um den mysteriösen Tod ihres Grossvaters zu untersuchen. Was als simpler Trauerfall beginnt, entwickelt sich zu einem übernatürlichen Mindfuck à la «Twin Peaks» oder «X-Files». Zu Beginn dieses Jahres ist das Sequel erschienen, das nahtlos an die Story und die Qualität anschliesst.
Plattformen: Switch, PC, Android, iOS
Zehn Jahre Entwicklungszeit wäre selbst für aufgeblähte AAA-Games eine ziemlich miese Bilanz. Für einen 2D Indie-Release ist es hingegen ein Wunder, dass am Schluss überhaupt noch jemand da war, um das Game zu veröffentlichen.
Das Warten hat sich allerdings gelohnt. Das Metroidvania-Kunstwerk lässt dich als stummen Eulen-Jungen Otus durch die Lüfte gleiten, vor einer Pixelkulisse, die eigentlich ins Museum gehört. Otus ist zwar herzig, aber auch ziemlich nutzlos im Kampf, weswegen er auf die Skills verschiedener Kumpels zurückgreifen muss. Darunter ein Roboter-Pirat, der auf Poesie und Theater steht.
Plattformen: PS4, Switch, Xbox One, PC
Style over Substance? Bei «Katana Zero» bekommst du beides. Dieser Neo-Noir-Plattformer ist durchgestylt bis zum letzten Pixel-Blutspritzer und bockschwer obendrein. Ein falscher Move und du bist tot. Macht aber nichts, denn der sofortige Respawn lässt dich direkt wieder ins Gemetzel springen. Die Story über einen Samurai-Auftragskiller mit Zeitmanipulations-Kräften und PTSD ist angenehm durchgeknallt und auf überraschend kreative Weise mit dem Gameplay verbunden.
Plattformen: Switch, Xbox One, PC, Android, iOS
Eigentlich gehört «Stardew Valley» in jeden Artikel über schicke Pixelgames, aber ich mutmasse, dass im Jahr 2025 selbst indigene Amazonas-Stämme von dem Game gehört haben. Stattdessen will ich «Spirittea» eine Plattform geben. In der Management-Sim übernimmst du die Leitung eines Badehauses, in dem ausschliesslich bitchige Geister verkehren, deren Probleme du lösen musst. Klingt nach Ghibli? Yep. «Spirittea» ist quasi eine Videospiel-Adaption des Kult-Animes «Spirited Away».
Das Gameplay ist mitunter etwas grindy, aber die Atmosphäre sitzt zu jeder Zeit und es gibt einen sarkastischen Büsi-Sidekick. 5/5.
Plattformen: Switch, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
«Crossing Souls» ist ein spielbarer Samstagmorgen-Cartoon und eine Liebeserklärung an die 80er-Jahre. In dem Action-Adventure findet eine Gruppe Kinder einen mysteriösen Stein, der die Grenze zwischen Leben und Tod verwischt.
Was folgt, ist eine wilde Mischung aus «E.T.», «Goonies» und «Stand by Me» in Pixelform. Das Spiel wechselt clever zwischen verschiedenen Gameplay-Stilen und wartet mit einigen knackigen Bosskämpfen auf. Die Mystery-Story gefällt ebenfalls, auch wenn sie manchmal etwas zu sehr auf Nostalgie-Knöpfe drückt.
Plattformen: PS4, Switch, PC
Apropos Samstagmorgen-Cartoons: Diesem Setting hat sich auch «Bloomtown: A Different Story» verpflichtet. Ausserdem klaut das RPG von Entwickler Lazy Bear Games («Graveyard Keeper») von «Persona», «Pokémon», «Shenmue» und diversen Life Sim Games. Das funktioniert besser als es sollte und die verschiedenen Elemente greifen stimmig ineinander. Und es gibt einen zaubernden Corgi-Sidekick. 5/5.
Plattformen: PS4, PS5, Switch, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
Joypad-Ninjas haben in diesem Jahr sehr kompetenten Nachschub aus dem Hause Sega bekommen. «Shinobi: The Art of Vengeance» spielt sich ebenfalls angenehm Retro, disqualifiziert sich aber aufgrund der handgezeichneten Grafik für diese Liste. «The Messenger» erfüllt die Bedingung dafür gleich zweifach. Der Plattformer von Entwickler Sabotage Studio kredenzt nämlich zwei Pixel-Epochen: Einmal 8-Bit und 16-Bit. Todschick sind beide und das Gameplay ist auf Augenhöhe.
Plattformen: PS4, Switch, Xbox One, PC
«Sea of Stars» spielt im selben Universum wie «The Messenger», tauscht den Plattformer-Ansatz aber gegen klassisches, rundenbasiertes J-RPG-Gameplay. Entwickler Sabotage Studio hat für das Projekt offensichtlich sämtliche SNES-Klassiker auseinandergenommen und Stück für Stück analysiert. «Chrono Trigger», «Final Fantasy VI», «Super Mario RPG» – alles, was damals die Messlatte für das Genre definierte, wurde studiert, verstanden und zu einem wunderhübschen Retro-Erlebnis zusammengepackt.
Das Resultat fühlt sich an, wie nach Hause kommen. Nur ohne die nervigen Fragen deiner Eltern, wann du denn endlich mal was Vernünftiges mit deinem Leben anfängst.
Plattformen: PS4, PS5, Switch, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
Was passiert, wenn du Tauchsimulation, Restaurant-Management und Boss-Kämpfe gegen Riesenkraken in einen Mixer wirfst? «Dave the Diver» passiert. Tagsüber tauchst du nach exotischen Fischen, abends servierst du sie in deinem Sushi-Restaurant. Klingt seltsam und ist es auch, funktioniert aber überraschend gut.
Plattformen: PS4, PS55, Switch, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
«Deus Ex» in 2D? Nicht ganz, aber falls dich düstere Sci-Fi-Settings abholen, kannst du mit «Dex» trotzdem nicht viel falsch machen. Das Action-RPG lässt dich in die Rolle der titelgebenden Protagonistin schlüpfen, die in einer dystopischen Grossstadt einem KI-Komplott auf den Grund geht. Du hackst dich durch Firewalls, prügelst dich in Hinterhöfen und philosophierst über künstliche Intelligenz. Nicht jede Mechanik sitzt perfekt, aber wenn die Neonlichter durch den Pixelregen flackern, vergisst man schnell die kleinen Schwächen.
Plattformen: PS Vita, PS4, Switch, Xbox One, PC
Während dieser Artikel entstand, ist «Marvel Cosmic Invasion» erschienen. Zum Testen hat es leider nicht gereicht, aber der Superhelden-Sidescroller kommt aus dem gleichen Haus, wie das formidable «Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredder’s Revenge», weshalb ich an dieser Stelle provisorisch eine Kaufempfehlung ausspreche.
Plattformen: PS4, PS5, Switch, Switch 2, Xbox Series X/S, PC
«Octopath Traveler», die «Dragon Quest»-Remakes, «Triangle Strategy» – diese Spiele gehören irgendwie in diese Liste, irgendwie aber auch wieder nicht. Die HD-2D-Grafik ist technisch gesehen keine reine Pixel-Kunst, sondern ein Hybrid aus 2D-Sprites und 3D-Umgebungen. Trotzdem: Diese Games sehen fantastisch aus und kratzen am selben Nostalgie-Nerv.
Square Enix hat mit diesem Stil eine eigene Nische geschaffen, was beweist, dass selbst ein Konzern, der regelmässig fragwürdige Business-Entscheidungen trifft, gelegentlich etwas richtig macht. Der Hunger nach Retro-Ästhetik ist real. Genau wie mein Hunger nach einem «Chrono Trigger»-Remake in diesem Stil.
Plattformen: PS4, PS5, Switch, Switch 2, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
Magst du Pixel-Games oder bevorzugst du einen modernen Look?
In den frühen 90er-Jahren vererbte mir mein älterer Bruder sein NES mit «The Legend of Zelda» und startete damit eine Obsession, die bis heute anhält.
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