
Ratgeber
Drei Reiserouter im Vergleich: das eigene WLAN immer dabei
von Lorenz Keller
Der Devolo 5G-Router 3600 WiFi 6 liefert überall dort schnelles Internet, wo der Mobilfunk die beste Lösung ist. Das Gerät ist jedoch ziemlich teuer.
Netzwerkspezialist Devolo steigt erstmals ins Geschäft mit Mobilfunkroutern ein. Der 5G-Router 3600 WiFi 6 muss sich im Test beweisen. Ich erwarte viel vom Allrounder. Schliesslich kostet das Gerät rund 350 Franken oder Euro – Modelle der Konkurrenz gibt es bereits ab 200 Franken oder Euro.
Zuerst kurz zur Verwendung: Das Gerät von Devolo ist für spezifische Zwecke gedacht, nämlich für Orte, die nicht oder nur schlecht mit Internet erschlossen sind und wo ich trotzdem ein WLAN einrichten will. Das kann im dauerhaften Betrieb sein, etwa auf einem abgelegenen Bauernhof, oder für eine gewisse Zeit in einer Ferienwohnung, einem Rustico oder einer sonstigen Unterkunft im In- und Ausland.
Das Modell ist kein Reiserouter, denn es kann nur direkt am Strom betrieben werden. Zudem ist es mit rund 22 Zentimetern Höhe, 11 Zentimetern Breite und Länge sowie einem Kilogramm Gewicht kein Gerät, das du im Rucksack mitnimmst. Falls du einen mobilen Router mit Akku suchst, habe ich dir hier drei Modelle verglichen.
Das wichtigste Accessoire für den Router ist eine Nano-SIM-Karte mit einem Datenabo. Du kannst sie direkt unten ins Gerät schieben. Eine eSIM ist – wie bei den meisten 5G-Routern – nicht möglich, du brauchst eine physische SIM-Karte.
Dann kann der Test losgehen. Es zeigt sich schnell: Entscheidend für schnelles Internet ist ein guter Mobilfunkempfang – das WLAN ist nicht das Nadelöhr. Bei mir zu Hause auf 120 Quadratmetern bedeutet das, dass ich den Router im Büro möglichst nahe ans Fenster stellen muss, sodass keine dicken Betonwände und -decken zwischen Router und Antenne stören.
Dort habe ich perfekten 5G-Empfang über das Mobilfunknetz von Sunrise. Der Router zeigt dies auf der Vorderseite an: Drei von drei Balken leuchten auf. Ich vergleiche dies nun mit Galaxus Internet mit 10 Gbit/s über Glasfaser, das über ein Asus Mesh-System verbreitet wird. Gemessen habe ich an drei Orten mit meinem Arbeitsgerät, einem MacBook Pro mit M2-Pro-Chip.
Büro: Hier hat der 5G-Router von Devolo «Heimvorteil» – er steht direkt am Fenster. Der WLAN-Router von Asus ist einige Meter entfernt hinter einer Betonwand im Wohnzimmer platziert. Über 5G erreiche ich so Downloadraten von 460 Megabit pro Sekunde (Mbps), über Glasfaser sind es 410 Mbps. Beides sind gute Werte, mit denen ich am Laptop arbeiten und Videos streamen kann. Schliesse ich das MacBook über ein LAN-Kabel an, erreiche ich 950 Mbps. Mehr gibt die Hardware bei mir zu Hause nicht her.
Wohnzimmer: Neben dem Fernseher steht eine der zwei Asus-Basisstationen des Glasfaserinternets. Dementsprechend erreiche ich hier mit 740 Mbps die höchsten Download-Werte. Über 5G sind die Messungen mit 430 Mbps ähnlich hoch wie im Büro. Da der Router am Fenster steht, kann ich im Wohnzimmer ohne störende Betonwand dazwischen surfen.
Schlafzimmer: Das ist am letzten Messpunkt nicht mehr der Fall. Hier muss das Signal vom 5G-Router durch fünf Betonwände. Ich erreiche noch 15 Mbps, da laden Webseiten bereits spürbar verzögert. Anders sieht das mit dem Heimnetzwerk übers Glasfaser aus: Ich erreiche auch hohe Downloadwerte von 670 Mbps, da der zweite WLAN-Router von Asus im Gang steht und die Betonwände zu überbrücken hilft. Genau darum habe ich mir ein Mesh-System mit zwei Zugangspunkten gekauft, da ich mit einem einzigen Router im Wohnzimmer nicht die gesamte Wohnung mit gutem WLAN versorgen kann.
Steht der Devolo 3600 an einem Ort mit gutem Mobilfunkempfang, sind auch bei 5G sehr gute Download-Raten möglich. Auch als WLAN-Router überzeugt das Gerät – das Signal wird gut weiterverbreitet. Wunder vollbringt der Devolo 3600 allerdings nicht: Bei grossen Wohnungen oder vielen Hindernissen wie Betonwänden reicht der Router nicht für gutes WLAN in allen Bereichen. Da hilft nur ein Mesh-System mit mehreren Zugangspunkten. Mehr Infos dazu findest du in den Artikeln von Kollege Martin, zum Beispiel in diesem Test des Asus ZenWIFI BQ16.
Weniger positiv fällt der Vergleich zwischen Mobilfunk- und Glasfaserinternet beim Upload aus. Ich habe an denselben drei Punkten in der Wohnung gemessen.
Was sofort auffällt: Die Upload-Raten sind mit dem Devolo-Router massiv schlechter. Wer zum Beispiel Datensicherungen in der Cloud machen will, braucht über 5G zehnmal länger als über Glasfaser. Das ist rein technisch bedingt – Mobilfunkanbieter weisen dem Upload geringere Bandbreiten zu, der Download wird priorisiert.
Die begrenzten Ressourcen werden dort freigegeben, wo sie benötigt werden. Und auf dem Smartphone benötigen die Nutzerinnen und Nutzer für Social Media, Streaming, Webseiten oder Apps nun mal primär den Datenverkehr vom Netz zum Gerät – und nicht umgekehrt.
Allerdings: Ist an einem Standort nur eine schlechte Internetverbindung möglich, zum Beispiel über alte Kupferkabel, können die Upload-Raten noch tiefer sein.
Ich habe den 5G-Router in einer zweiten Testumgebung ausprobiert – in einer Wohnung im Ausland mit schlechtem Mobilfunkempfang, wo es keine Telefonleitung gibt, geschweige denn ein Glasfaserkabel. Hier habe ich auch schon verschiedene Reiserouter getestet.
Wunder kann der Devolo nicht vollbringen. Er hat – wie jeder andere Router auch – nur 4G mit schwachem Signal zur Verfügung. Aber er holt das Maximum heraus und bietet über die gesamte 3,5-Zimmer-Wohnung mit 70 Quadratmetern und konventionellen Backsteinmauern ein konstant gutes WLAN.
Signifikante Unterschiede merke ich vor allem, wenn ich das Internet in den Zimmern nutze, in denen der Router nicht steht. Da bietet das Testgerät bessere Internetgeschwindigkeiten als die Reiserouter. Es lohnt sich also durchaus, im Koffer etwas Platz freizuräumen.
Devolo macht den Start einfach: SIM-Karte einsetzen, Gerät einschalten und loslegen. Eingestellt ist bereits ab Werk eine individuelle SSID (Service Set Identifier) mit sicherem Passwort. Du findest die Angaben auf einem Kleber auf der Unterseite des Routers und kannst dich damit sofort ins WLAN einloggen.
Wichtig ist, dass die Sperre der SIM-Karte vorher aufgehoben wird – beispielsweise in einem Smartphone. In der Devolo-App ist das nicht möglich, nur über den Umweg der Router-Benutzeroberfläche in einem Webbrowser.
Damit sind auch gleich die zwei Tools zur Verwaltung des Devolo 3600 genannt: Die Grundfunktionen lassen sich über die App bedienen, Profis nutzen wohl eher die Routersteuerung über den Webbrowser.
Die App ist auch für Einsteigerinnen und Einsteiger gut nutzbar: Sobald das Smartphone mit dem WLAN des Routers verbunden ist, wird dieser erkannt. Dann lassen sich beispielsweise der WLAN-Name, das WLAN-Passwort oder auch das Administratorpasswort ändern. Du siehst in der App das genutzte Mobilfunk-Datenvolumen und welche Geräte mit dem Netzwerk verbunden sind.
Willst du weitere Einstellungen wie Kindersicherung, Gastnetzwerk oder eine Beschränkung von Diensten oder Webseiten einrichten, musst du über den Webbrowser auf die Bedienoberfläche zugreifen. Wie das geht, ist in der Anleitung gut verständlich beschrieben. Über die Weboberfläche kannst du auch dynamisches DNS, VPN, Firewall oder Filter konfigurieren.
Der Router hat drei physische Anschlüsse auf der Rückseite, darunter ein Gigabit und ein 2,5 Gigabit-LAN-Anschluss. So kann auch Internet von einem Kabel- oder Telefonanschluss eingespeist werden – entweder um das Gerät von Devolo als normalen WLAN-Router zu nutzen oder um 5G- und Kabelinternet jeweils als Backup zu verwenden. Zwischen den beiden Quellen musst du allerdings manuell umschalten. Endgeräte wie PCs oder Streaming-Boxen lassen sich ebenfalls per Kabel anschliessen, wenn nicht das WLAN genutzt werden soll.
Eine Spezialität ist die dritte Buchse gemäss dem RJ11-Standard. Hier kann ein analoges Telefon eingesteckt werden, um mit passenden Diensten über den Router telefonieren zu können. Mangels entsprechender Geräte habe ich das im Test nicht ausprobiert.
Der Router von Devolo ist für eine ganz spezifische Kundengruppe gedacht – nämlich für all jene, die über Mobilfunk eine bessere Internetverbindung erreichen als über den Kabelanschluss oder die Telefonleitung. Oder auch für Orte, an denen überhaupt nur Mobilfunk verfügbar ist.
Die Empfangsqualität und das WLAN-Netz sind deutlich besser als bei mobilen Routern oder wenn das Smartphone als Hotspot genutzt wird. Der Router kostet allerdings über 350 Franken oder Euro, zudem ist er ziemlich massiv und benötigt eine dauerhafte Stromversorgung.
Pro
Contra
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.