Hintergrund

Bitte mehr Emojis für weniger Missverständnisse

Debora Pape
29.11.2023

Smileys helfen vielen Menschen, Textnachrichten richtig zu interpretieren. Aber nicht jeder nutzt sie – und so entstehen Missverständnisse.

Kaum etwas kann mich in tiefere Verwirrung stürzen als eine Chat-Antwort ohne Smiley. Ist der andere sauer? Genervt? Hat er meine Frage vielleicht in den falschen Hals bekommen? Oder hat er nur keine Zeit? Ich gerate ins Schwitzen und verfluche die völlig emotionslosen Buchstaben, die mir keine Nuancen auf sozialer Ebene vermitteln.

Ja, ich übertreibe hier ein wenig, aber tatsächlich kann ich mein Gegenüber im Chat schlechter einschätzen, wenn er mir nicht mit Emojis auf die Sprünge hilft. Auf mich wirken manche Chat-Nachrichten weniger freundlich und kurz angebunden, wenn ein Emoji fehlt. Meistens beruhigt mich schon ein einfacher Lächel-Smiley, um zu wissen: Passt schon alles.

Die persönliche Ebene und die informative Ebene im Clinch

Ja, Schriftsprache ist komplex: Die einen interpretieren viel herum, wo die anderen sich gar nichts bei gedacht haben. Selbst ein Punkt, der eine Chat-Nachricht abschließt, wirkt auf viele Menschen passiv-aggressiv, da er als «Diskussion nicht erwünscht» aufgefasst werden kann.

Hier scheinen also zwei Welten aufeinanderzutreffen: Menschen, die Emojis als Hilfsmittel in ihrer Textbotschaft nutzen, um einen zusätzlichen Kommunikationskanal zu bedienen. Und Menschen, die lediglich den Informationsaustausch im Sinne haben und mit bunten Bildern in Texten nicht viel anfangen können. Und beides hat seine Richtigkeit.

Ein Lächeln hat noch niemandem geschadet

Gerade im geschäftlichen Bereich, zum Beispiel in Mails zwischen Kunde und Dienstleister, steht die reine Informationsübermittlung im Vordergrund. Da zählen Fakten, insbesondere bei Spannungsfeldern wie Preisverhandlungen, Mahnungen oder Reklamationen. Selbst ich käme in dem Kontext nicht auf die Idee, Smileys zu verwenden.

Doch davon abgesehen spricht – finde ich – nichts dagegen, die Kommunikation etwas lockerer zu gestalten und hinter das «Danke für Ihre schnelle Rückmeldung» einen ganz dezenten 🙂 zu setzen. Ich möchte damit vermitteln, dass das nicht nur eine Floskel ist, sondern dass ich mich wirklich darüber gefreut habe. Trotzdem erwarte ich in E-Mails nicht, dass mein Gegenüber Smileys verwendet. Wenn er oder sie das tut, freue ich mich dann umso mehr.

Spätestens seit dem Homeoffice-Trend setzen viele Unternehmen auf Chat-Tools zur internen Kommunikation. Hier tauschen Kolleginnen und Kollegen Gedanken aus und stimmen sich ab. Das geht meistens schneller als per E-Mail oder Telefon. Und auch hier haben sich Emojis immer weiter eingeschlichen.

Wenn du auch ohne Chat nicht auf Emojis verzichten kannst:

Dazu kommt, dass Programme wie Outlook, Teams und Google Docs Emoji-Reaktionen unterstützen, teilweise erst seit dem vergangenen Jahr. Ein Herz als Reaktion auf eine Chat-Nachricht oder eine E-Mail drückt in Windeseile ein «Das ist lieb von dir» aus, ein Daumen hoch «Passt». Hier steht aber eher die Zeitersparnis im Vordergrund.

Doch egal wo: Emojis signalisieren für mich Gesprächsbereitschaft. Einem Lächeln kann ein Scherz folgen, aus einem Scherz kann sich ein Gespräch ergeben. Ohne Emojis finde ich das schwierig. Und selbst wenn: Bei fremden Menschen lassen sich ohne Hilfsmittel im Chat Spaß und Ernst nur schwer auseinanderhalten. Zu groß ist der Spielraum für Missverständnisse.

Wie stehst du zu Emojis? Wann nutzt du sie, wann nicht? Helfen sie dir auch so sehr wie mir?

Titelbild: Rawpixel.com/Shutterstock

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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.


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