

Zum Anbeissen gut: Meshlicious von Ssupd

Ssupd oder Sunny Side Up Design ist eine Schwestermarke von Lian Li, dem bekannten PC-Gehäuse-Hersteller. Das Ziel von Ssupd: PC-Bauen soll intuitiv, angenehm und spassig sein. Mit dem Erstling Meshlicious erreicht der Hersteller genau das.
Durchdachter Kasten
Einmal ausgepackt sieht das Meshlicious unaufgeregt aus. Es ist ein Kasten, der in der Grundfläche 245 x 166,4 Millimeter misst. Also je rund fünf Zentimeter kleiner als ein A4-Blatt. Das ist verdammt wenig für ein PC-Gehäuse. Das liegt daran, dass lange Grafikkarten im Mini-ITX-Gehäuse senkrecht statt waagerecht eingebaut werden. Mit 36 Zentimetern ist es denn auch relativ hoch für ein Mini-ITX-Gehäuse.
Hier die Masse im Überblick:
- Gehäuse-Dimensionen (LxBxH): 245 x 166.4 x 360 Millimeter
- Gewicht: 3,6 Kilogramm (Full-Mesh-Version), 3,7 Kilogramm (Version mit gehärtetem Glas
- Volumen: 14,67 Liter
Apropos Frontanschlüsse: Das ist der einzige Punkt, wo das Meshlicious zu wenig bietet. Lediglich je ein USB 3.0 Typ A und USB 3.1 Gen 2 Typ C stehen zur Verfügung. Zumindest einen zweiten Typ-A-Anschluss hätte ich mir gewünscht.
Soviel zu den Äusserlichkeiten. Sind alle Panels mal weg, steht nur noch ein Gerippe da. Wie viele Mini-ITX-Gehäuse setzt das Meshlicious auf ein Zwei-Kammern-System. Auf der einen Seite ist das Mainboard, auf der anderen die Grafikkarte. Es handelt sich in diesem Fall aber nicht wirklich um Kammern, denn ausser der Halterung, an der du Mainboard und Grafikkarte befestigst, ist nicht viel Material im Innenraum. Grafikkarte und Mainboard stehen eher Rücken an Rücken.
Hier die weiteren Spezifikationen und Kompatibilitäten:
So baut es sich in dem Teil
Ich verbaue als erstes mein Mini-ITX-Testsystem mit folgenden Komponenten:
Ein paar Worte zur CPU: Üblicherweise verbaue ich die Ryzen 5 3600XT. Leider ist die defekt, weshalb ich die Ryzen 9 3900X verbaue. Für den gewählten Noctua-Lüfter ist diese jedoch Overkill. Ich mache deshalb nach meinem Standard-Test noch einen weiteren Test mit der Corsair H100i RGB Platinum All-in-one-Wasserkühlung.
Der Einbau ist sehr einfach. Weil ich alle Paneele entfernen kann, komme ich auch gut an alle Anschlüsse. Auch jene des Frontpanels. Diese stecke ich in der Regel vor dem Einbau aufs Mainboard, das klappt beim Meshlicious problemlos nach dem Einbau.
Selbst Kabelmanagement ist möglich. Rechts vom Mainboard respektive links von der Grafikkarte lassen sich die Kabel an fünf Stellen mit Kabelbindern befestigen. Beim Kabel für die CPU von meinem Netzteil kann ich die Kabelführungen leider nicht nutzen: Es ist zu kurz und ich muss es links über das Mainboard führen.
Sonst ist der Einbau sehr einfach und ich stelle fest, dass die Verarbeitungsqualität des Gehäuses hervorragend ist. Nirgends hat es scharfe Kanten oder Verfärbungen. Die Panels lassen sich nach dem Einbau problemlos wieder einklicken und schliessen bündig mit dem Gerüst des Gehäuses ab. Hier ist wirklich alles tadellos.
Erster Test
Montage und zweiter Test mit der All-in-one-Wasserkühlung
Um den Radiator mitsamt Lüfter zu montieren, muss ich den oberen Rahmen Mainboard-seitig entfernen. Dazu muss ich zehn Schrauben lösen. Die Montage des Radiators und der Lüfter ist eher eng. Ich muss die Schläuche der AIO für meinen Geschmack gar stark verbiegen. Mit etwas wursteln klappt’s aber und nach etwa einer Viertelstunde ist auch die AIO verbaut.
Mit Radiator und Lüftern vorne ist alles etwas enger. Hätte ich das Mainboard nicht bereits eingebaut und verkabelt, müsste ich wohl auch die Kabel bereits vor dem Einbau des Mainboards auf dieses stecken. So wie ich das normalerweise bei Mini-ITX-Gehäusen mache.
Für diesen ersten Test mit AIO entscheide ich mich für ein Layout mit positivem Druck. Sprich, die Lüfter blasen von vorne frische Luft durch den Radiator ins Gehäuse hinein. Den Test wiederhole ich dann mit negativem Druck. Hier blasen die Lüfter die Luft durch den Radiator aus dem Gehäuse heraus. Dank der offenen Bauweise des Gehäuses ist diese Option je nach Betrachtungsweise sogar besser, wie der Test zeigt.
Die Temperaturen sind mit der AIO ausgezeichnet. Solche Werte kenne ich sonst nur von ATX-Gehäusen. Keines der von mir bisher getesteten Mini-ITX-Gehäusen kommt da heran. Einzig die Temperatur des Chipsets scheint mir etwas hoch, das kann aber mit der Raumtemperatur zusammenhängen.
Die Raumtemperatur während des Tests ist höher als bei meinen bisherigen Gehäusereviews. Sie beträgt zwischen 27 und 28 °Celsius. Üblicherweise ist es bei meinen Tests um die 20 °Celsius. Leider kann ich bei der aktuellen Hitze keine gleichen Bedingungen schaffen. Es ist also damit zu rechnen, dass die Komponenten bei «normaler» Zimmertemperatur noch tiefer sind.
Was die Lautstärke betrifft, erzeugt die AIO unter Last mehr Schall. 45 dB um genau zu sein, also 2 dB mehr als mit dem Noctua-Kühler. In Idle ist es umgekehrt, dort ist die AIO mit 34,5 dB 2 dB leiser als das System mit Luftkühlung. Vom Schall her ist das Meshlicious also etwas lauter als andere Gehäuse. Logisch, Löcher dichten nicht ab.
Fazit: Eine Köstlichkeit
Wer Mini-ITX-Gehäuse mag, wird das Meshlicious lieben. Löchrige Gehäuse sind ästhetisch zwar Geschmacksache, aber deren Effekt beim Kleinformat ist enorm. Noch nie hatte ich so gute Temperaturwerte bei einem Mini-ITX-Gehäuse.
Aber nicht nur der Airflow des Gehäuses ist ausgezeichnet auch die Bauerfahrung ist sehr gut. Alles ist durchdacht und nur ein, zwei Kleinigkeiten wie der knappe Platz beim Verbauen der AIO-Wasserkühlung sind mir aufgefallen. Hinzu kommt die erstklassige Verarbeitung. Einziger Kritikpunkt bei der Ausstattung sind die wenigen Frontanschlüsse: einmal USB-A und einmal USB-C sind sehr knapp.
Der Preis des Gehäuses liegt aktuell (18. Juni 2021) zwischen 135 und 205 Franken. Für einmal ist die Version mit Glaspanel günstiger. Ich habe die teuerste Version für den Test mit PCIe-4.0-Riser-Kabel für 205 Franken. Diesen Preisaufschlag finde ich enorm und im Gegensatz zu den anderen Modellen nicht mehr gerechtfertigt
Reinbeissen solltest du zwar nicht ins Meshlicious, aber es ist auf jeden Fall eine Köstlichkeit. Ich kann es allen empfehlen, die auf der Suche nach einem hervorragenden Mini-ITX-Gehäuse sind.


From big data to big brother, Cyborgs to Sci-Fi. All aspects of technology and society fascinate me.