Produkttest

Steam Deck im Langzeittest: Das beste aus Konsole und PC

Philipp Rüegg
24.10.2022

Das Steam Deck ist eine Nintendo Switch auf Steroiden. Auch nach sechs Monaten begeistert mich das Gerät immer wieder aufs Neue.

Die portable Konsole mit der grössten Spieleauswahl

Das Steam Deck ist deutlich grösser als eine Switch. Damit ist sie für mich als Erwachsener aber auch ergonomischer. Die Tasten und Analog-Sticks sind perfekt positioniert, so dass ich auch mehrere Stunden völlig unverkrampft spielen kann. Die 200 Gramm Mehrgewicht stören mich nicht im Geringsten.

Um PC-Spiele zu meistern, ist das Steam Deck neben der traditionellen Controller-Steuerung mit einem Touchscreen, zwei Touch-Pads, sowie vier zusätzlichen Tasten auf der Rückseite ausgestattet. Die Tasten sind frei belegbar. Ausserdem gibt es für praktisch jedes Spiel zahlreiche Community-Layouts zum Herunterladen. Damit sind Echtzeitstrategie-Spiele, Ego-Shooter oder Jump-'n'-Run-Spiele problemlos spielbar.

SteamOS bietet dir Zugriff auf alle Spiele, die es auf der Plattform Steam gibt. Ich kann somit auf einen Schlag hunderte Spiele aus meiner bestehenden Steam-Bibliothek installieren, ohne auch nur eines erneut kaufen zu müssen. Ob die dann starten, ist eine andere Frage. Denn nicht jedes Spiel ist mit dem Steam Deck kompatibel.

Die mit Abstand grösste Spieleauswahl einer Konsole ist aber nicht das Highlight des Steam Decks. Es sieht zwar aus und fühlt sich an wie eine portable Konsole, im Kern bleibt es aber ein PC. Und das bedeutet, dass ich damit viel mehr machen kann, als von Steam Spiele zu installieren.

Im Herzen ein PC

Das Steam Deck kann ich einerseits wie eine normale Konsole benutzen. Einschalten, Spiel auswählen, Start drücken, fertig. Wenn ich demnächst noch die optionale Docking Station erhalte, kann ich damit sogar genau wie mit der Switch am Fernseher spielen. Doch das ist längst nicht alles.

Wem das immer noch nicht genug ist, der kann selbst die Prozessorleistung durch Verändern des Thermal-Design-Power-Wertes (TDP) beeinflussen oder den Grafikkarten-Takt bestimmen. Hier scheint das PC-Herz am deutlichsten durch.

Ich kann jedes Spiel auch von meinem PC auf das Steam Deck streamen. Das funktioniert in meinem Heimnetzwerk wunderbar mit kaum spürbarer Eingabeverzögerung. Es gibt sogar eine App, mit der ich von meiner PS5 streamen kann. Ich freue mich schon darauf, «God of War Ragnarök» auszuprobieren.

Ideal zum Reisen, Pendeln oder für junge Eltern

Das Steam Deck hat meine Liebe zum Handheld wiedererweckt. Etwas, das der Switch nie gelungen ist. Das liegt unter anderem daran, dass sie nicht sonderlich ergonomisch ist. Das Steam Deck hingegen löst jedes Mal Glückshormone aus, wenn ich es in die Hand nehme. Es fühlt sich perfekt an. Besonders, weil es mir fast uneingeschränkte Spielmöglichkeiten bietet und ich praktisch meine gesamte Spielesammlung stets dabei habe.

In den letzten Sommerferien habe ich das sehr geschätzt. Gemütlich auf der Veranda in der Ferienwohnung ein Bierchen trinken und dazu Fusssoldaten in «Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredder’s Revenge» aufs Maul geben. Ich muss mich nicht mit Handy-Games zufrieden geben, sondern kann mit dem Steam Deck unzählige grosse und kleine Spielerlebnisse geniessen.

Das Gleiche gilt beim Pendeln. Am Abend befreie ich am PC neue Sektenanwärter in «Cult of the Lamb», morgens im Zug werden sie auf dem Steam Deck dank Cloud Save indoktriniert. Dazu kann ich Podcasts oder Musik hören, denn das Steam Deck beherrscht auch Multitasking. Etwas, das ich bei der Switch schmerzlich vermisse.

Als perfekter Begleiter hat sich das Steam Deck in Verbindung mit dem Nachwuchs herausgestellt. Bis zum zweiten Geburtstag meines Sohnes ist es regelmässig vorgekommen, dass er beim Einschlafen oder auch mitten in der Nacht jemanden gebraucht hat, der im Zimmer ist. Das konnte 30 Minuten, eine Stunde oder manchmal sogar länger dauern. Das Steam Deck war dabei der ideale Zeitvertreib.

Für kurze Game-Sessions ist das Steam Deck perfekt. 15 Minuten hier, eine halbe Stunde dort. Das funktioniert nicht bei jedem Game, aber es gibt genügend Spiele, die in kurzen Intervallen konsumiert werden können

Fazit: Tausendsassa nicht nur für PC-Spieler

Was das Steam Deck für mich zum Knüller macht, ist, dass es auch ein PC ist. Wenn ich mag, kann ich komplexe Anpassungen an den Einstellungen vornehmen oder mich im Linux-Desktop-Modus austoben. Dieser ist auch Zugang zu einer riesigen Welt von Emulatoren, die das Steam Deck noch vielseitiger machen, als es ohnehin schon ist.

Das Einzige, das ich mir wünsche, ist, dass Spiele aus anderen Launchern einfacher implementiert werden können. Aktuell ist das mit zu vielen Hürden und Problemen verbunden. Das Gleiche gilt für den Game Pass. Ich mag nicht auf Cloud Gaming ausweichen, wenn ich die nötige Hardware-Leistung dafür habe. Wenn dann noch die restlichen Kompatibilitätsprobleme mit Anti-Cheat-Software gelöst werden, ist das Steam Deck nicht mehr zu toppen.

Leider hat sich an der Verfügbarkeit in der Schweiz seit dem Launch nichts geändert. Bis auf Weiteres muss das Gerät über beispielsweise Deutschland importiert werden. Meine Anleitung dazu müsste noch funktionieren.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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