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Besser dank SteamOS: das Lenovo Legion Go S im Test

Das Lenovo Legion Go S ist der erste Handheld, der offiziell das gleiche Betriebssystem erhält wie das Steam Deck. Damit lässt er Windows-Alternativen alt aussehen.

Nun erscheint mit Lenovos Legion Go S der erste portable Mini-PC, der offiziell mit SteamOS ausgestattet ist. Ursprünglich sollte diese Version günstiger ausfallen als die mit Windows, weil dort höhere Lizenzgebühren anfallen. Weil die Windows-Variante aber bereits seit ein paar Monaten erhältlich und der Preis gesunken ist, kosten nun beide Modelle praktisch gleich viel.

SteamOS statt Windows

Der wichtigste Kaufgrund für das Legion Go S ist SteamOS. Valve macht mit dem Steam Deck vor, wie ein Betriebssystem für einen Handheld auszusehen hat. Nun macht das Unternehmen das OS seit Kurzem auch für andere Geräte verfügbar. Lenovos Handheld ist der Erste, der offiziell in diesen Genuss kommt.

Auch ein Desktop-Modus steht zur Verfügung. Darüber installiere ich andere Launcher, wie Battle.net oder sonstige Software, die es nicht auf Steam gibt.

SteamOS ist Windows 11 deutlich überlegen. Die Navigation ist für Handhelds ausgelegt. Ich muss nicht auf viel zu kleine Icons drücken und mich durch eine überladene Oberfläche kämpfen. Auch der Standby-Modus funktioniert zuverlässig. Damit kann ich jedes Spiel zu jeder Zeit pausieren. Eine essenzielle Funktion für einen Handheld.

Der grösste Nachteil von SteamOS bleibt, dass ich Spiele im Xbox Game Pass höchstens streamen, aber nicht installieren kann. Auch die Anti-Cheat-Software einiger Multiplayer-Spiele kann Probleme verursachen. Und die Integration von anderen Launchers bleibt etwas umständlich. Da hat Windows nach wie vor die Nase vorn.

Das Legion Go S kann sich deutlich vom Steam Deck abheben – selbst bei höherer Auflösung. Auch gegenüber dem ROG Ally X mit dem identischen Prozessor liefert Lenovo höhere FPS. Das dürfte weniger an der grösseren Menge RAM (32 GB anstelle von 24 GB) als an SteamOS liegen, das ressourcenschonender ist als Windows 11.

Dass der Bildschirm im Vergleich zum Legion Go nur noch 120 Hz statt 144 Hz hergibt, kann ich verkraften. Dafür ist er mit VRR ausgestattet, welches das Spielerlebnis bei schwankender Bildrate verbessert.

Die 2×2 Watt starken Lautsprecher klingen aber ordentlich, wenn auch leicht blechern. Für meinen Geschmack dürften sie ausserdem kräftiger sein.

Gross und doch handlich

Das Legion Go S sieht klobig aus und ist es auch. Mit einem Gewicht von 730 Gramm gehört es zu den schwersten Handhelds. Nur das noch grössere Legion Go bringt mit 854 Gramm mehr auf die Waage. Das Steam Deck OLED wiegt 640 Gramm und die Switch 2 gar nur 534 Gramm. Trotzdem finde ich das Legion Go S ergonomischer als Nintendos Konsole.

Die Griffe schwingen sich ähnlich wie beim Steam Deck um das Gehäuse. So kann ich es längere Zeit unverkrampft halten. Das Teil ist aber auch damit wuchtig. Ergonomie bleibt eine persönliche Angelegenheit. Für kleine Hände oder Kinder scheint mir das Legion Go S eher ungeeignet. Für mich reiht es sich knapp hinter dem Steam Deck ein.

Ausserdem gibt es zwei Zusatztasten auf der Rückseite. Die sind für meine Mittelfinger perfekt positioniert. Ich hätte mir aber noch zwei weitere gewünscht, wie sie das Steam Deck bietet.

Eine Enttäuschung ist das kleine Viereck unterhalb des rechten Analog-Sticks, das wie ein Fingerabdruckscanner aussieht. Dabei handelt es sich aber um ein Touchpad. Nett, dass Lenovo verstanden hat, dass so etwas zur Standardausrüstung eines PC-Handhelds gehört. Doch durch die mickrige Grösse und die mangelnde Präzision ist es zum Gamen praktisch nutzlos. Ich benutze es höchstens im Desktop-Modus, wenn ich etwas auswählen muss.

Nicht der Leiseste oder Ausdauerndste

Im Leistungsprofil, mit dem der Handheld die maximale Performance bringt, ist der Lüfter deutlich hörbar. Es gibt zwar kein nerviges Pfeifen, aber in ruhiger Umgebung und ohne laute Spielgeräusche kann das Geräusch stören. Sowohl das Steam Deck als auch der ROG Ally X sind leiser, respektive benötigen länger, bis ich den Lüfter wahrnehme.

Der Akku verfügt über 55,5 Wattstunden (Wh). Das ist minimal mehr als beim Steam Deck, welches allerdings ein kleineres Display und eine niedrigere Auflösung besitzt. Der Ally X bietet stolze 80 Wh. Entsprechend ist auch die Akkuleistung des Legion Go S nicht überragend. Knapp 90 Minuten hält es bei «Cyberpunk 2077» bei maximaler Helligkeit. Der ROG Ally X hält 10 Minuten und das Steam Deck OLED ganze 40 Minuten länger durch.

Fazit

Das Lieblingskind

Man soll all seine Kinder gleich behandeln. Wenn ich mir die zwei Legion-Go-S-Geschwister anschaue, muss ich aber der SteamOS-Version klar den Vortritt geben. Sorry, Windows, ich habe dich auch lieb, aber du musst leider zu Hause bleiben.

Nicht nur laufen die meisten Spiele schneller, auch das Nutzungserlebnis ist um Längen besser als mit Microsofts Betriebssystem. Ich bin gespannt, was sich dort dieses Jahr mit dem ROG Xbox Ally entwickelt. Bis dahin gehört der Legion Go S zu den besten PC-Handhelds auf dem Markt.

Das Spielgerät bleibt trotz beachtlicher Grösse einigermassen handlich. Das IPS-Display ist zwar nicht das hellste und schafft kein HDR, dafür reagiert es schnell und besitzt VRR. Der Akku hätte gerne etwas stärker ausfallen dürfen. Trotzdem bekommst du viel Handheld für dein Geld. Wenn du richtige Touchpads möchtest und dafür auf Leistung verzichten kannst, bleibt das Steam Deck die beste Alternative. Oder du wartest ab, was das Legion Go 2 abliefert. Dort gibt es sogar einen OLED-Screen.

Pro

  • SteamOS vorinstalliert
  • schneller als die Windows-Version
  • einigermassen handlich

Contra

  • gewinnt keinen Design-Preis
  • fast unbrauchbares Touchpad
  • mässige Akkuleistung
  • kein OLED oder HDR

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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