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Ayaneo 2 im Test: teure Steam-Deck-Alternative mit (zu) vielen Kompromissen

Philipp Rüegg
16.10.2023

Das Ayaneo 2 ist ein Handheld-PC mit Windows. Dieses bringt viele Möglichkeiten, aber auch viele Probleme mit sich – zu denen gehört auch der Preis.

Tolle Ausstattung und knackiges Display

Das Ayaneo 2 ist, wie es der Name vermuten lässt, nicht der erste Handheld des gleichnamigen chinesischen Unternehmens. Meist wird, bevor das letzte Gerät ausgeliefert wird, bereits der Nachfolger angekündigt. Das wäre das Ayaneo Air Plus, falls du dich fragst. Das Ayaneo 2 war eine der ersten Steam-Deck-Alternativen, die dank neuem AMD-Chip mehr Leistung als Valves Handheld versprach. Auf dem Papier stimmt das auch.

  • Display: 7 Zoll LCD, 16:10, 1920×1200 Pixel, 400 Nits, 60 Hz
  • CPU/GPU: AMD Ryzen 7 6800U, RDNA2
  • Speicher: 512 GB (2 TB) PCIe 4.0 m.2 2280 SSD, MicroSD
  • RAM: 16 GB (32 GB) LPDDR5 6400 MT/s
  • Akku: 50.25 Wh
  • Gewicht: 680 Gramm

Ich teste die Variante mit 16 GB RAM und 512 GB Speicher. Es gibt noch eine teurere Version mit 32 GB RAM und 2 TB Speicher.

Bei der Verarbeitung gibt sich Ayaneo keine Blösse. Die gesamte Front ist mit Glas überzogen und das Display geht fast bis zum Rand. Die Knöpfe, Sticks und Tasten drücken sich gut und das Gerät liegt ausbalanciert in der Hand. Die Platzierung der Start- und Menütasten unterhalb des linken Analog-Sticks ist jedoch sehr ungünstig. Ich muss den Daumen viel zu weit bewegen, wenn ich sie betätigen will.

Bei den Joysticks und Trigger-Tasten werden Hall-Effekt-Sensoren verwendet. Die gelten traditionell als besser als solche mit Potentiometer. Hall-Effekt-Sensoren sind sicherer vor dem Drift-Problem, das bei den Joy-Cons der Switch gang und gäbe ist.

Pedale auf der Rückseite fehlen zu meiner Enttäuschung. Da haben der ROG Ally mit zweien und das Steam Deck mit vieren deutlich die Nase vor. Immerhin gibt es links und rechts der Trigger-Tasten zwei kleine Zusatztasten. Gleich daneben ist der Fingerabdrucksensor, der das Gerät relativ zuverlässig und schnell entsperrt.

Das 400-Nits-Display sorgt für ein helles und kontrastreiches Bild. Dagegen sieht das Steam Deck blass aus. Das Ayaneo-Display spiegelt allerdings stärker. Dank der höheren Auflösung sehen Spiele wiederum einiges schärfer aus. Die Touchbedienung reagiert schnell und präzise. Die Lautsprecher klingen hingegen etwas blechern. Es fehlt an Kraft. Zum Spielen sind sie aber ausreichend.

Das Ayaneo 2 verfügt über Bewegungssteuerung sowie Vibrations-Motoren. Letztere habe ich, genau wie die RGB-Beleuchtung, bei den Joysticks umgehend deaktiviert. Das Leuchten lenkt mich ab und die Vibration ist einfach zu schlecht.

Neben einem Kopfhöreranschluss gibt es drei USB-C-Anschlüsse. Zwei davon können zum Laden verwendet werden.

Das Schweizer Taschenmesser der Handhelds

Mit allen Game-Stores installiert, beginnt die grosse Download-Schlacht. Wie bei der Konkurrenz von Asus sind die 512 GB schnell gefüllt. Aber auch hier kann ich mit einer microSD-Karte nachrüsten.

Kleinere und grössere Probleme

Einen richtigen Standby-Modus, wie bei der Switch oder dem Steam Deck, gibt es nur bedingt. Es ist etwas, das ich bei Handhelds als essenziell betrachte. Kurze Session spielen, Gerät pausieren und später weitermachen. Super. Die Windows-Standby-Funktion ist bei Spielen leider unzuverlässig. Manche Spiele hängen sich auf, das Bild kommt nicht mehr oder die Steuerung streikt.

Auch kommt es immer wieder vor, dass das Gerät beim Auflösungswechsel oder Spielstart nicht reagiert. Dagegen hilft meist nur ein Neustart. Wie beim ROG Ally dürften die meisten Probleme auf mangelnde Kompatibilität mit Windows zurückzuführen sein.

Kein Fehler, aber umständlich ist, dass ich an mindestens drei Orten regelmässig Treiberupdates vornehmen muss: Windows-Updates, AMD-Grafiktreiber und Ayaneo-Firmware-Updates. Beim Steam Deck gibt es ein Update für alles.

Definitiv kein Software-Problem sind die klemmenden Tasten. Nach ein paar Wochen fingen plötzlich die A-, X- und Y-Tasten an, zu klemmen. Nicht immer ist es gleich stark, aber teilweise bleiben sie so lange stecken, dass ich zusehen kann, wie sie sich langsam wieder hochbewegen.

Schnell, aber nicht immer

Davon abgesehen läuft das Ayaneo 2 ziemlich rund. «Hi-Fi-Rush» schafft stabile 60 FPS mit maximalen Details und das ohne Upscaling durch FSR. Auch «Diablo IV» liefert 60 FPS bei hohem Detailgrad, aber verringerter Auflösung auf 800p. Weil mir das ROG Ally nicht mehr zur Verfügung steht, habe ich für den Direktvergleich wieder dieselben vier Spiele getestet. Dort reiht es sich zwischen Steam Deck und ROG Ally ein.

Fazit: teuer und umständlich

Software-Probleme gibt es auf beiden Windows-Geräte in Hülle und Fülle. Beim Ayaneo fallen sie weniger drastisch aus als beim ROG Ally. Zum sauberen Spielerlebnis, wie beim Steam Deck, reicht es beiden nicht. Dass bei meinem Testgerät ausserdem drei Tasten zu klemmen anfingen, ist ein weiteres No-Go – besonders bei diesem Preis.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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