Luca Fontana
Produkttest

Samsung QN900D im Test: Überzeugt die 8K-KI?

Luca Fontana
10.12.2024

Samsungs QN900D verspricht mit 8K-Auflösung und generativer KI ein revolutionäres Fernseherlebnis. Tatsächlich überzeugt der neue Prozessor mit hervorragendem Upscaling und flüssiger Bilddarstellung. Doch der QN900D offenbart auch grosse Schwächen.

Full Disclosure: Der Fernseher, die 65-Zoll-Version des QN900D, wurde mir von Samsung zum Testen leihweise zur Verfügung gestellt. Samsung hat jedoch keinen Einfluss auf das Testergebnis, meine Bewertung und das Testverfahren.

Endlich mal wieder ein 8K-Fernseher. Die kommen bei mir nur selten auf die Testbank (sprich: in mein Wohnzimmer). Nicht ganz grundlos – mir wurde schon das eine oder andere Mal gesteckt, dass Hersteller mir nicht gerne 8K-Fernseher zum Testen geben, weil ich mich schon mehrmals negativ über den Sinn und Unsinn der hohen Auflösung ausgelassen habe.

So wie hier:

Der obige Artikel ist fünf Jahre alt, und meine Meinung ist unverändert: Es gibt immer noch zu wenig 8K-Inhalte, um einen 8K-Fernseher zu rechtfertigen. Hersteller werben zwar mit der Hochrechnung von niedrig aufgelösten Quellen auf 7680×4320 Pixel. Das funktioniert, sieht aber eben auch nur nach hochgerechnetem Inhalt aus. Der Unterschied zu nativem 4K respektive UHD ist minimal, mein Fazit bleibt: 8K lohnt sich (noch) nicht.

Warum teste ich wieder einen 8K-Fernseher? Erstens: Mein letzter Test liegt über vier Jahre zurück, und ich will sehen, was sich technologisch verändert hat. Zweitens: Samsung setzt jetzt auf generative KI statt Interpolation, um das Hochrechnen zu «revolutionieren». Das wurde mir kürzlich bei einem Medienevent vorgestellt:

Euphorisch mache ich mich an den Test. Spoiler: Die generative KI haut mich tatsächlich aus den Socken. Darüber mehr unter «Upscaling». Dafür hat Samsungs 8K-Fernseher aber ein ganz anderes Problem: Blooming.

Design: Schlank und schnörkellos – gut so

Samsung bleibt seinem eleganten, modernen Design treu: schmale Ränder, ein schnörkelloser Look und das markante «Infinity Air»-Design, das ich besonders schätze. Der Aluminiumrahmen an der Front und die schwarze Rückseite aus Plastik ergänzen sich stilvoll, während der geschwungene, ultradünne Standfuss für Stabilität sorgt. Allerdings hat er 26 Zentimeter Tiefe, was den Platz für eine Soundbar vor dem TV einschränken könnte.

Dafür bietet der Fernseher zwischen der unteren Panelkante und dem Möbelstück sieben Zentimeter Freiraum – genug für die meisten Soundbars. Wird der Infrarot-Sensor verdeckt, kann das nämlich schnell unpraktisch werden.

Zum Gesamtpaket gehört Samsungs One-Connect-Box, die bei Top-Modellen Standard ist. Sie ersetzt die üblichen Anschlüsse im Panel: Ein einzelnes, unauffälliges Kabel verbindet die Box mit dem TV und überträgt sowohl Signale als auch Strom. Die Box kann verstaut oder direkt hinter dem Fernseher an einer Halterung fixiert werden – das macht das Kabelmanagement deutlich einfacher.

Zu den Specs. Samsungs QN900D bietet Folgendes:

  • 4x HDMI 2.1 (einer davon mit eARC)
  • 2x USB-A, 1x USB-C
  • 1x Toslink-Ausgang
  • 1x LAN-Port
  • 1x CI-Slot
  • Antennenanschlüsse
  • Bluetooth 5.3
  • WLAN (Wi-Fi 6E)
  • Sprachsteuerung mit Bixby

Alle HDMI-Eingänge unterstützen HLG, HDR10 und HDR10+, nur Dolby Vision bleibt weiterhin aussen vor – ein Punkt, an dem sich laut Samsung auch zukünftig nichts ändern wird. Nathan Sheffield, Samsungs ehemaliger Head of TV and Audio Europe, erklärte mir einst: «Ich bin mir nicht sicher, was Dolby Vision Samsung bringt, was wir nicht eh schon können.»

Immerhin unterstützt der QN900D Dolby Atmos – dank im Panel verbaute Membrane mit einem 6.2.4-Lautsprechersystem und 90 Watt Ausgangsleistung, einschliesslich Passthrough für externe Soundsysteme. DTS-Audioformate werden hingegen nicht direkt unterstützt und auch nicht weitergeleitet. Stattdessen gibt der Fernseher sie als Dolby-Multichannel-PCM-5.1-Signal aus.

Messungen: Farbgenauigkeit top, Helligkeit flop

*Was jetzt kommt, geht tief in die Materie. Ich messe mit professionellem Werkzeug von Portrait Display, um eine objektive Einordnung der Bildqualität zu erhalten. Falls dich Details und Diagramme nicht interessieren, kannst du die folgende Kurzversion lesen und danach zum Kapitel «Das Bild: Farbtreue top, Local Dimming flop» scrollen.

Die wichtigsten Erkenntnisse in Kürze:

Zu den Messungen. Ich habe alle Bildschirm-Modi des Fernsehers ausgemessen, ohne eine Kalibrierung vorzunehmen – so, wie das Gerät aus der Verpackung kommt. An den Einstellungen habe ich nur wenige Änderungen vorgenommen:

Die besten Messwerte bei allen Arten von Inhalten hat – wie immer bei Samsung – der Filmmaker-Modus erzielt. Ausser beim Gamen, dafür solltest du aufgrund des Input-Lags immer den Gaming-Modus nehmen. Suchst du einen guten TV zum Gamen – hier findest du meinen Ratgeber-Beitrag.

Die maximale Helligkeit

Schauen wir uns jetzt die Helligkeit des QN900D an. In der Grafik unten vergleiche ich ihn mit seiner grossen Mini-LED-Konkurrenz, nämlich dem Bravia 9 von Sony. Dazu nehme ich einen zwei Jahre alten Mini-LED-Fernseher von Samsung und Samsungs diesjähriges OLED-Flaggschiff – eigentlich ein unfairer Vergleich, weil OLED-Fernseher technologiebedingt weniger hell leuchten als Mini-LED-Fernseher.

Das Ergebnis: ernüchternd.

Samsungs 8K-Flaggschiff, die orange Linie, strahlt nicht mal so hell wie Samsungs UHD-Mini-LED-Fernseher aus dem Jahr 2022. In Sachen Spitzenhelligkeit kommt sogar Samsungs S95D auf ein ähnliches Niveau. Das spricht zwar einerseits für den OLED-Fernseher. Aber andererseits hätte ich vom 8K-Modell, Samsungs aktuell teuersten Fernseher, mehr erwartet.

Warum diese Helligkeitsunterschiede, selbst zwischen Samsungs 8K- und UHD-Modellen? Eine offizielle Erklärung gibt es nicht. Müsste ich raten, würde ich sagen, dass 8K-Panels mehr Strom benötigen als UHD-Panels, was wiederum mehr Wärme erzeugt. Daraus schliesse ich, dass Samsung die Helligkeit bei seinem 8K-Modell begrenzt, um nicht nur Strom zu sparen, sondern um auch die Wärmeentwicklung zu kontrollieren und Schäden am Panel zu vermeiden.

Weissabgleich, Farben und Grautöne

Schauen wir uns an, wie gut Samsungs diesjähriges 8K-Flaggschiff Weiss, Farben und Grautöne abbildet. Das will ich in drei Fragen beantworten:

  1. EOTF und Weissabgleich: Wie akkurat stellt der Fernseher neutrale Grautöne dar?
  2. Farbraumabdeckung: Wie viele unterschiedliche Farben kann der Fernseher darstellen?
  3. Farbtreue: Wie genau trifft der Fernseher die Farben?

Jedes der 33 Millionen Pixel im Samsung QN900D besteht aus einem roten, grünen und blauen Subpixel. Weiss entsteht, wenn alle gleichzeitig und gleich stark strahlen. Die volle Helligkeit erzeugt also das hellste Weiss. Die niedrigste Helligkeit hingegen das dunkelste Weiss. Oder besser: Schwarz. Dazwischen befinden sich demnach unterschiedlich helle Grautöne. Darum spricht man im Englischen auch von der Grayscale-Messung.

Je grösser der Unterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten Bildpunkt, desto besser die Kontrastwerte. Bei einem OLED-Fernseher spare ich mir jeweils eine Kontrastmessung, weil sich OLED-Pixel komplett ausschalten können. Damit tendiert das Kontrastverhältnis gegen unendlich. Samsungs QN900D hingegen kommt bei meiner Messung auf ein Kontrastverhältnis von 398 812:1. Für einen LCD-Fernseher ist das ein hervorragender Wert.

Bei der Abdeckung der Farbräume messe ich:

  • Rec. 709: 100 % (gut = 100 %) – der Standard-Farbraum für SDR-Inhalte wie Live-TV, DVDs und Blu-Rays.
  • DCI-P3: 94,2 % (gut = >90 %) – der Standard-Farbraum für HDR-Inhalte, zum Beispiel in HDR10 oder Dolby Vision.
  • BT.2020: 75,75 % (gut = >90 %) – der Farbraum der Zukunft. Aktuelle Inhalte nutzen ihn kaum bis nie.

Zur dritten Frage: der Farbtreue. Sie beschreibt, wie akkurat Farben dargestellt werden. Wie schon bei den Graustufen wird die Abweichung vom Fernseher zum Referenzwert als DeltaE bezeichnet. Die weissen Kästchen zeigen die vom Testbildgenerator an den Fernseher gesendeten Referenzfarben an, die schwarzen Kreise die tatsächlich gemessenen Farben.

Auch hier erzielt Samsungs 8K-Fernseher ein ausgezeichnetes DeltaE von nur 1,49 – Bestwert! LGs G4 zum Beispiel hat hier ein DeltaE von 2,95. Sonys Bravia 9 sogar ein eher mittelmässiges DeltaE von 4,07. Zur Erinnerung: Samsung unterstützt kein Dolby Vision, LG und Sony schon. Aus der Verpackung heraus, also ohne Kalibrierung, besitzt Samsung im Filmmaker-Mode trotzdem eine grössere Farbtreue als LGs G4 oder Sonys Bravia 9 im Dolby-Vision-Modus. Zumindest in Zahlen.

Reflektionen

Per se messbar sind Reflektionen auf dem Bildschirm nicht. Trotzdem ist es wichtig, in Tests auf sie einzugehen. Im ersten Vergleich nehme ich ein Bild von meinem Test mit Sonys Bravia 9 hinzu, einem Mini-LED-Fernseher. Die Fotos sind um die Mittagszeit herum entstanden und ohne, dass ich das Zimmer extra dafür abgedunkelt habe:

Klarer Sieger ist hier Samsung: Beim Sony Bravia 9 rechts hingegen ist nicht nur die orange Zimmerlampe deutlich zu erkennen, sondern sogar der Fotograf (ich) und die gesamte Wohnung! Dazu: unschöne Regenbogen-Schlieren.

Mit eingeschaltetem Bild strahlt selbst Sonys Bravia 9 mit seinen über 3000 Nit Spitzenhelligkeit genug, um die Schlieren und Reflektionen auch in dunklen Szenen zu kaschieren. Komplett weg sind sie aber nicht. Bei Samsungs QN900D mit nur 1442 Nit Spitzenhelligkeit zwar auch nicht, aber sie sind schon etwas weniger sichtbar. Etwa am Anfang bei «Blade Runner 2049»:

Wie perfektes Handling von Reflektionen geht, hat Samsung dieses Jahr selbst gezeigt – allerdings mit seinem OLED-Flaggschiff, dem S95D. Hier der Vergleich bei ausgeschaltetem Fernseher:

Das ist kein Fehler oder eine Retouche, das Bild rechts ist tatsächlich das ausgeschaltete, genau so abfotografierte Display des Samsung S95D. Spiegelungen? Reflektionen? Nada. Dabei ist es wirklich hell in meinem Wohnzimmer. Und jetzt der Vergleich mit eingeschaltetem Fernseher:

Da schreibe ich seit Jahren, dass sich LCD-Fernseher in hellen Zimmern besser eignen als OLED-Fernseher, weil sie heller strahlen. Und dann kommt Samsung, haut eine neue Anti-Reflektionsschicht auf sein Display und ändert alle geltenden Gesetze. Ich sag’s, wie’s ist: Die Anti-Reflektionsschicht, die Samsung seinem QD-OLED-Fernseher verpasst hat, werde ich wohl bei jedem Fernseher schmerzlich vermissen, der nicht etwas Ähnliches besitzt.

Das Bild: Farbtreue top, Local Dimming flop

Das Bild ist für einen Mini-LED-Fernseher also eher weniger hell, bietet dafür aber eine hervorragende Farbtreue ab Werk. Theoretisch. Doch wie sieht es in der Praxis aus?

Kommen wir zum direkten Vergleich mit Sonys aktuellem Mini-LED-Flaggschiff, dem Bravia 9, und LGs diesjährigen OLED-Spitzenmodell, dem G4 – so haben wir auch noch den Vergleich mit einer anderen Display-Technologie. Wo sinnvoll, streue ich noch Vergleiche mit anderen TVs ein.

Falls dich die Tests der anderen Fernseher interessieren, du findest sie hier:

Local Dimming und Blooming

Seit Jahren mache ich es Fernsehern in meinem Local-Dimming- und Blooming-Test alles andere als leicht. Achte im unteren Vergleich aus der Serie «Westworld» aufs Gesicht des asiatischen Mannes, als er vom Tisch aufsteht. Oder aufs Hemd des südamerikanischen Herren. Oder auf die dunkle Fläche links neben dem Gesicht der Frau. Oder aufs Licht im Hintergrund.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Westworld», Staffel 2, Episode 2. Timestamp: 00:11:50.

Sorry, Samsung, aber was der QN900D da produziert, ist ungenügend. Der erste Vergleich mit LGs 8K-Fernseher aus dem Jahr 2020 zeigt zwar, wie man Local Dimming sogar noch mehr vergeigt; ein Fernseher mit derart unerträglichem Blooming ist mir bis heute nicht unter die Augen gekommen. Aber der zweite Vergleich, der mit Sonys Bravia 9, zeichnet schon ein ganz anderes Bild.

So oder so: Die Ansteuerung der Dimmzonen und das Handling von Blooming des QN900D sind – leider – nicht referenzwürdig.

Farbwiedergabe

Im Vergleich zu LGs G4 und Sonys Bravia 9 empfinde ich das Samsung-Bild aber als einen Ticken zu fade. Als ob da der «Punch» fehlt. Also genau das, was ich nach dem Local-Dimming-Test oben befürchtete. Da mag ich die warmen, goldenen Hauttöne bei LG und Sony lieber, auch wenn Sonys Bild für meinen Geschmack einen etwas zu starken gelb-grünlichen Stich hat.

Quelle: Disney+, «Guardians of the Galaxy, Vol. 2». Timestamp: 00:56:47.

Für einen zusätzlichen Vergleich habe ich eine Szene aus dem Film «Avatar: The Way of Water» herangezogen, die von Grün- und Blautönen geprägt ist. Hier zeigt sich, dass die beiden Mini-LED-TVs von Samsung und Sony mehr Dynamik in ihren Farben vertragen könnten. Der OLED-TV von LG wirkt da insgesamt einfach etwas knackiger und kräftiger.

Quelle: Disney+, «Avatar: The Way of Water». Timestamp: 00:48:10.

Beinahe perfekt finde ich dafür Samsungs Mini-LED-Bild bei «James Bond – Skyfall», und zwar in der Szene, in der James und Q im Museum ein bestimmtes Gemälde betrachten: ein imposantes, alterndes Kriegsschiff, das zur Verschrottung bestimmt ist. Eine subtile Anspielung auf Bonds eigene Lage.

Samsungs QN900D wirkt auf mich angenehm warm – typisch für den sehr akkuraten Filmmaker-Mode. Das gefällt mir. LGs G4 und Sonys Bravia 9 haben dafür das etwas realistischere Bild. Ich achte dabei vor allem auf die Hauttöne, die ein realistisches Rosa haben. Geschmacksfrage, schätze ich. Dazu kommt die Tapete im Hintergrund: Bei den meisten Tests, die ich mache, ist sie eher Blau als Türkis.

Quelle: Apple TV+, «James Bond – Skyfall». Timestamp: 00:39:02.

Black Crush und Shadow Details

Wie schlägt sich Samsungs 8K-Fernseher bei dunklen Szenen? Für diesen Test kommt die erste Szene aus «Blade Runner 2049» zum Zug.

Abgesehen davon zeichnen aber alle Fernseher ein wunderbar dunkles Bild. Filmst du nämlich im Gegenlicht, ist es normal, dass Details in schwarzen Silhouetten «verschluckt» werden – Black Crush genannt. Ich mag das.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Blade Runner 2049». Timestamp: 00:04:50.

Helligkeitsabstufungen

Ein letzter Bildtest: Detailwiedergabe in hellen Bildbereichen. Achte im folgenden «Jurassic World»-Beispiel beim Samsung QN900D auf die Sonne im Hintergrund: Selbst in einem so hellen Bildbereich bleiben die Abstufungen der Orangetöne am Himmel fein genug, um die Sonne klar als Kugel zu erkennen. Dadurch entstehen keine sichtbaren weissen Ringe um die Sonne.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Jurassic World». Timestamp: 00:21:18.

In dieser Disziplin geben sich auch Sonys Bravia 9, LGs G4 und Samsungs S95D keine Blösse. Überhaupt würde ich sogar sagen, dass alle drei TVs die Abstufung sogar etwas besser hinkriegen. Allerdings musste ich bei LG dafür in den Einstellungen die glatte Abstufung bei HDR-Inhalten auf «Mittel» stellen.

Der Prozessor: Muskelprotz mit KI-Hirn

Der TV-Prozessor fungiert als zentrale Steuereinheit des Fernsehers. Als «Gehirn». Er empfängt eingehende Bildsignale, analysiert diese und bereitet sie für die Anzeige auf dem Bildschirm auf. Dabei optimiert er die Bildqualität, indem er Bildrauschen reduziert, Farben intensiviert, Kanten glättet, Bewegungen flüssiger darstellt und fehlende Pixelinformationen rekonstruiert.

Genau da soll Samsungs neue generative KI zum Einsatz kommen, die extra für den QN900D entwickelt worden ist. Schliesslich gibt’s praktisch noch keine nativen 8K-Inhalte zum Streamen oder Empfangen. Damit ist so gut wie alles, das du je auf diesem Fernseher schauen wirst, hochskaliert – selbst UHD-Inhalte.

Motion Processing und Judder

Quelle: UHD-Blu-Ray, «1917». Timestamp: 00:42:25.

Samsungs neuer Prozessor lässt sogleich die Muskeln spielen: Von Judder ist gar keine Spur zu sehen. Damit verdrängt der QN900D sogar LGs G4 mit seinem Alpha-11-Prozessor vom Thron. Auch, weil ich die Standardeinstellungen unter «Klarheit» leicht angepasst habe: Judder auf «5» und Unschärfeminderung auf «10». Sonys Prozessor hält zwar gut mit. Auch Samsungs Prozessor ohne generative KI im S95D. Aber das Beispiel zeigt, wie mächtig der neue Prozessor ist.

Nervig bleibt nur – einmal mehr – das Blooming um die dunklen Holzbalken herum.

Nächste Szene aus «1917». Auch hier sorgt Mendes’ Kameraarbeit für eine immense Herausforderung für die meisten Prozessoren. Gerade bei harten Kanten vor verschwommenem Hintergrund, etwa um die Helme der beiden Soldaten herum. Dort müssen sowohl der Prozessor als auch die Pixel unheimlich schnell reagieren.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «1917». Timestamp: 00:35:36.

Samsungs neuer Prozessor übertrifft auch in diesem Beispiel seine Konkurrenten. Wenn auch nur knapp. Unterschiede in der Darstellung der stark fliessenden Kamerabewegung suche ich mit der Lupe.

Reaktionszeit der Pixel

Als Nächstes das Apple-Original «For All Mankind». Hier möchte ich testen, wie lange es dauert, bis ein einzelnes Pixel seine Farbe ändert. Geschieht dies nicht zügig genug, wirkt es für dich, als ob das Bild verwischt – dieser Effekt wird als «Ghosting» bezeichnet. Achte besonders auf den unten links eingeblendeten Text, wenn die Kamera über die Mondlandschaft schwenkt.

Quelle: Apple TV+, «For All Mankind», Staffel 1, Episode 5. Timestamp: 00:00:10.

Upscaling

Nun zum anspruchsvollsten Test: Ich will herausfinden, wie gut der Prozessor minderwertige Quellen verbessern kann, sei es Blu-rays, Live-TV oder «The Walking Dead». Diese Serie wurde absichtlich auf 16-mm-Film gedreht, um durch das alte Filmkorn und das Bildrauschen eine beschädigte, postapokalyptische Atmosphäre zu vermitteln. Achte vor allem auf die dunkle Fläche zwischen den beiden verfeindeten Männern.

Quelle: Netflix, «The Walking Dead», Staffel 7, Episode 1. Timestamp: 00:02:30.

Okay, ich kann’s nicht anders sagen: Samsungs neuer Prozessor ist der pure Wahnsinn! Da gibt es so gut wie kein Bildrauschen. Kaum Kompressions-Artefakte. Dazu ist das Bild scharf gezeichnet, angenehm warm, satt und höchstens einen Ticken zu rot.

Bei LGs G4 sind die besagten Unreinheiten auch kaum zu sehen – aber der QN900D schlägt LGs Flaggschiff trotzdem – zumindest in dieser Disziplin. Sonys Bravia 9 und Samsungs S95D fallen sogar deutlich ab. Und das, obwohl ich bei Samsungs S95D sogar versucht hatte, in den Einstellungen das Bildrauschen zu reduzieren.

Gaming: Input Lag und Game Mode

Beim Messen der Farbkorrektheit im Gaming Mode komme ich auf ein durchschnittliches Delta E von guten 3,28 (lies oben bei «Weissabgleich, Farben und Grautöne» nach, falls dich das Thema im Detail interessiert). Das ist einer der besseren Werte, die ich im Gaming Mode eines Fernsehers gemessen habe – sogar etwas besser als LGs G4.

Abgesehen davon unterstützt der Fernseher alle für Gamer relevanten Features:

  • 4x HDMI-2.1-Anschlüsse (4K144Hz)
  • Auto Low Latency Mode (ALLM)
  • Variable Bildraten (AMD Freesync Premium Pro und HDMI Forum VRR)

Dazu ist Samsung, ebenso wie Sony, LG, Philips, TCL und Panasonic, eine Partnerschaft mit grossen Spielestudios eingegangen. Das Ergebnis ist die HGiG – die HDR Gaming Interest Group. Laut Hersteller soll damit sichergestellt werden, dass HDR so dargestellt wird, wie es die Spieleentwickler vorgesehen haben, etwa beim Spielen von «Spider-Man 2» auf meiner PlayStation 5.

Quelle: PS5 Pro, «Spider-Man 2», variabler 120Hz-Modus, HDR, VRR und Ray Tracing aktiviert.

Was Samsung hier abliefert, ist ein Fest für die Augen. Mit butterweichen 120 Bildern pro Sekunde flitze ich durch die Häuserschluchten, erledige Gegner in hitzigen Gefechten dank minimalem Input-Lag und schwebe mühelos über New Yorks Skyline. Kräftige Farben, perfekte Kontraste mit sattem Schwarz und ein gestochen scharfes Bild selbst bei rasanter Action machen den Gaming-Modus zu einem echten Highlight.

Smart OS: Tizen

Samsung setzt auf Tizen, das 2021 komplett überarbeitet wurde und seitdem etwas mehr an Google TV erinnert. Sprich: Beim Druck auf die Hometaste öffnet sich ein ganzes Fenster voller Kacheln. Von dort kannst du auf deine TV-Apps oder verschiedenen HDMI-Eingängen zugreifen.

Quelle: Samsung Tizen

Viel mehr gibt’s eigentlich nichts zu sagen. Wie bei Google TV sind weiterhin lästige Film- und Serienempfehlungen vorhanden, die ich nicht benötige. Immerhin gestaltet sich die Navigation durch die Menüs und zwischen den Apps dank des leistungsstarken Prozessors sehr flüssig und reaktionsschnell.

Fazit

Zwischen Innovation und Enttäuschung

Samsungs QN900D beeindruckt mit hervorragender Bildverarbeitung und Upscaling dank generativer KI. Dazu kommt der neue Prozessor, der meine Judder-Tests souverän meistert, mühelos Bildrauschen entfernt und für ultraflüssige Bilder sorgt. Keine Frage: So sieht die Zukunft der TV-Prozessoren aus!

Ob das Bild dank 8K-Auflösung auch schärfer wirkt? Nein. Dafür ist der Fernseher mit einer Bilddiagonale von 65 Zoll zu klein: Aus etwa zweieinhalb Meter Entfernung ist das menschliche Auge nicht imstande, die viel grössere Masse an Pixeln als solche wahrzunehmen.

Kommt dazu, dass der 8K-Fernseher teils eklatante Schwächen beim Local Dimming offenbart. Gerade die dunklen Szenen mit hellen Objekten im Vordergrund trübten wegen Blooming den Bildeindruck massgeblich. Samsungs 8K-Flaggschiff liefert also insgesamt zwar ein überzeugendes Bild mit exzellenter Farbtreue, kann aber nicht in allen Bereichen vollends überzeugen – was das Mindeste ist, was ich bei dem Preis erwarte.

Pro

  • hervorragendes Upscaling dank generativem KI-Prozessor
  • sehr gute Farbtreue im Filmmaker-Modus
  • schnelle Reaktionszeit der Pixel, kaum Ghosting
  • elegantes, schlankes Design mit One-Connect-Box
  • reaktionsfreudiger Gaming-Modus mit geringem Input-Lag

Contra

  • schwaches Local Dimming mit sichtbarem Blooming
  • enttäuschende maximale Helligkeit für einen Mini-LED-Fernseher
  • kein Dolby Vision Support
  • eingeschränkte DTS-Audio-Unterstützung
  • hoher Preis im Vergleich zur gebotenen Leistung
Titelbild: Luca Fontana

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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