
Hintergrund
Ich war bei Nintendo und habe das nächste grosse Switch-2-Spiel getestet: «Donkey Kong Bananza»
von Domagoj Belancic
An einem verrückten Preview-Event im Eiffelturm habe ich «Pokémon Legends: Z-A» angezockt. Nebst der aussergewöhnlichen Event-Location begeisterte mich vor allem das neue Kampfsystem des Spiels. Die Grafik stimmt mich jedoch traurig.
Ich liebe es, an Preview-Events zu reisen und neue Games auszuprobieren. Manchmal verschlägt es mich dabei an coole Orte. Die Location der «Pokémon Legends: Z-A»-Vorschau wird so schnell wohl nichts mehr toppen. Nintendo hat mich nämlich nach Paris in den Eiffelturm eingeladen, um das neue «Pokémon»-Spinoff zu testen.
Hä? Moment mal. Wieso Paris – und wieso der Eiffelturm?
«Pokémon Legends: Z-A» spielt in der von Paris inspirierten Stadt Illumina City – Fans der 3DS-Games «Pokémon X» und «Pokémon Y» werden sich erinnern. In der Mitte der fiktiven Metropole steht der Prisma-Turm. Und der ist dem Eiffelturm nachempfunden.
Nach meiner Anspiel-Session im Eiffelturm bin ich sehr optimistisch. «Pokémon Legends: Z-A» könnte eines der besten «Pokémon»-Games seit langem werden. Also nicht nur «okay» oder «akzeptabel», sondern: verdammt gut. Perfekt ist der Titel jedoch nicht.
Fangen wir mit den schlechten Neuigkeiten an. «Pokémon Legends: Z-A» sieht nicht gut aus. Also so gar nicht. Das ist schade, weil das Fundament für ein ansehnliches Spiel eigentlich da wäre.
Das komplette Game spielt innerhalb der Stadtgrenzen von Illumina City. Es gibt keine weitläufigen Naturgebiete. Die Stadt an sich scheint auch nicht allzu gross – soweit ich das von meinem kurzen Blick auf die In-Game-Karte beurteilen kann. Trotz der kompakten Open World sehen viele Assets im Spiel traurig aus. Auch die Weitsicht enttäuscht mit offensichtlichen Pop-In-Effekten und weit entfernten NPCs, die sich ruckartig bewegen.
Beim Erkunden der Strassen kommen dank markanter Architektur und gelungenem Soundtrack zwar durchaus Paris-Vibes auf. Aber mein Gott – hätte man nicht zumindest die Balkone an den Gebäuden modellieren können, statt einfache 2D-Texturen zu verwenden? Das sieht lieblos dahin geklatscht aus.
Immerhin: Auf der Switch 2 läuft das Game mit konstanten 60 FPS und einer knackigen Auflösung. Wie es mit der Performance auf der Switch 1 aussieht, kann ich nicht beurteilen. Ich würde mir hinsichtlich der jüngsten technischen Katastrophe – auch bekannt als «Pokémon Karmesin & Purpur» – nicht allzu viele Hoffnungen machen.
So, genug Negativität. Kommen wir zu den richtig starken Aspekten der Demo.
In der Eiffelturm-Demo werde ich zunächst in einen der «Wildsektoren» in der Stadt entlassen. In diesen leben wilde Pokémon in freier Wildbahn. Es sind quasi Mini-Safari-Zonen mitten in der Stadt. Coole Idee.
Die Spielmechaniken erinnern an den Vorgänger «Pokémon Legends: Arceus». Ich schleiche mich an die wilden Viecher ran und schmeisse mit Pokébällen, um sie zu fangen. Meine Chancen erhöhen sich, wenn ich die Monster vorher im Kampf schwäche.
Das Kampfsystem fühlt sich erfrischend anders an. Statt rundenbasierter Kämpfe gibt es im neuen «Legends» Echtzeitschlachten, die mich zwingen, schnell zu reagieren. Ich fühle mich ein bisschen an die «Xenoblade Chronicles»-Games und MMO-Mechaniken erinnert. Jede Attacke meiner Monster braucht nach dem Einsatz eine gewisse Zeit, um abzukühlen – hirnlos Attacken spammen geht also nicht.
Zudem muss ich mir ständig Gedanken über meine Position auf dem Kampffeld machen. Die wilden Viecher greifen nämlich nicht nur meine Pokémon, sondern auch mich an. Immer wieder muss ich ausweichen, um nicht von gefährlichen Attacken getroffen zu werden. Mein Pokémon folgt, wenn ich mich bewege. So kann ich es optimal positionieren und es mit etwas Glück sogar vor gegnerischen Attacken bewahren.
Was mir besonders gefällt: Die Gegner in der Demo verlangen mir einiges ab. In der Mitte der Zone wartet ein riesiges Hundemon, das mich ohne Rücksicht auf Verluste mit verheerenden Feuerattacken angreift – zusammen mit seiner Armee von Hundustern. Ich schaffe es in drei Anläufen nicht, diesen mächtigen Gegner zu bezwingen. Selbst nicht mit dem riesigen Wasser-Pokémon Garados im Team.
Ich hoffe, dass ich im fertigen Spiel immer wieder auf solche Knacknüsse stosse.
Im zweiten Teil der Demo entfaltet das neue Kampfsystem sein volles Potenzial. Ich nehme am «Z-A Royale»-Turnier teil. Dieses findet jeweils nachts auf den Strassen von Illumina City statt. Mein Ziel ist es, bis zum Sonnenaufgang eine bestimmte Anzahl Punkte zu sammeln, um einen Rang aufzusteigen. Im fertigen Spiel fange ich bei Rang Z an und arbeite mich bis auf Rang A hoch. Daher der Name des Turniers – und des Spiels.
In den dunklen Gassen der Stadt warten kampfgeile Trainer darauf, sich mit mir zu messen. Im Gegensatz zu «Pokémon Karmesin & Purpur» greifen mich die Trainer an, wenn sie mich sehen – fast so wie in den guten, alten «Pokémon»-Zeiten.
Ich kann mich aber auch vor den Gegnern verstecken oder mich sogar von hinten anschleichen und sie überrumpeln. Wie asozial – und wie lustig – ist das denn bitte? Noch lustiger: Beim Erforschen der dunklen Gassen finde ich Mini-Missionen, die mich dazu ermutigen, gegnerische Trainer hinterlistig anzugreifen – als Belohnung bekomme ich Zusatzpunkte. Ich liebe es.
Die Trainerkämpfe sind intensiver als die Duelle gegen einzelne wilde Pokémon. Wenn der Gegner ein neues Pokémon aus seinem Team einwechselt, bleibt mir nicht viel Zeit, zu überlegen, wie ich darauf reagieren soll.
Soll ich ein neues Pokémon einwechseln, um mir einen Typen-Vorteil zu verschaffen? Oder bleibe ich bei meinem aktuellen Monster, das zwar eine Typen-Schwäche hat, dafür aber fiese Statusveränderungen herbeirufen kann? So einen Stress kenne ich von «Pokémon» sonst nicht.
Auf jeden Fall lohnt es sich, das Schere-Stein-Papier-Prinzip der Pokémon-Typen aufzufrischen, um möglichst effizient zu reagieren. Ich liebe das neue System und kann es kaum erwarten, noch mehr damit zu experimentieren.
Eine weitere spannende Neuerung in «Pokémon Legends: Z-A» sind die Mega-Entwicklungen. Wobei «Neuerung» etwas übertrieben ist – die Spielmechanik wurde in «Pokémon X & Y» erstmals eingeführt.
Während eines Pokémon-Kampfes kann ich ausgewählte Monster aus meinem Team per Knopfdruck in noch viel grössere Monster mit stärkeren Attacken verwandeln. In der Demo kämpfe ich gegen ein absurd grosses Mega-Sarzenia, das sich mitten in der Stadt mega-entwickelt hat – ohne Trainer. Unerhört. Mein Job ist es, das Monstrum zu bändigen und es wieder auf normale Grösse schrumpfen zu lassen.
Das Mega-Pokémon ist noch viel aggressiver als «normale» wilde Pokémon. Ich muss mit meiner menschlichen Spielfigur schneller ausweichen und ständig in Bewegung bleiben. Greife ich das riesige Viech an, verliert es Mega-Energie. Sammle ich genug von dieser Energie, kann ich ein Pokémon aus meinem eigenen Team ebenfalls mega entwickeln.
Der Kampf ist schnell, anstrengend und lang. Ich versage, weil ich beim Sammeln der Energie zu gierig werde und zu riskant vorgehe. Meine Spielfigur wird ohnmächtig.
Schön, dass mir ein «Pokémon»-Spiel so viel Gegenwehr gibt.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich gesehen habe – und das schreibe ich nicht nur, weil ich das Game im Eiffelturm gezockt habe (ich kann es immer noch nicht glauben). Das Echtzeitkampfsystem macht Spass, die «Schnapp sie dir alle»-Formel funktioniert immer noch und das Z-A-Turnier motiviert mich, «der Allerbeste» zu werden. Einzig die visuelle Präsentation stimmt mich immer noch traurig.
Nachfolgend noch weitere Impressionen vom Event:
«Pokémon Legends: Z-A» erscheint am 16. Oktober für Switch und Switch 2. Nintendo hat mich an das Preview-Event in Paris eingeladen und die Reisekosten übernommen. Den ausführlichen Test zum Game übernimmt meine Kollegin und Pokémon-Expertin Cassie.
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.
Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.
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