Nintendo
Hintergrund

«Metroid Prime 4: Beyond» Vorschau: Nintendo hat mich endlich überzeugt

Domagoj Belancic
14.11.2025
Mitarbeit: Cassie Mammone

Ich habe «Metroid Prime 4: Beyond» ausführlich angespielt. Meine Skepsis gegenüber dem Weltraum-Abenteuer ist verflogen. Samus Aran ist zurück, Baby!

An einem Preview-Termin bei Nintendo hatte ich die Gelegenheit, das neueste Abenteuer der intergalaktischen Kopfgeldjägerin Samus Aran zu spielen. In diesem stürzt die Heldin auf dem fremden Planeten Viewros ab und muss mithilfe neu erlangter telekinetischer Fähigkeiten einen Ausweg aus ihrer Misere finden.

Redaktionskollegin Cassie hat mich nach meinem Besuch mit Fragen ausgequetscht. So viel vorweg: Ich ging mit grosser Skepsis an den Termin. Nach der Presse-Demo kann ich es nun kaum erwarten, das fertige Spiel in meinen Händen zu halten.

In diesem Setup habe ich in den Nintendo-Büros gezockt.
In diesem Setup habe ich in den Nintendo-Büros gezockt.
Quelle: Nintendo

Cassie: Mit welchen Erwartungen bist du an den Anspieltermin gegangen?

Domagoj: Ich war skeptisch, nicht zuletzt aufgrund der turbulenten Entwicklungsgeschichte des Games. Die gezeigten Trailer und die Demo, die ich im April schon zocken konnte, haben mich auch nicht überzeugt. Das sah alles zu vertraut aus – so als würde das Entwicklerteam Retro Studios nichts Neues wagen.

Die wenigen neuen Gameplay-Mechaniken in den Trailern hauten mich auch nicht vom Hocker. So sieht beispielsweise Samus' neues Motorrad wie ein Fremdkörper im «Metroid Prime»-Universum aus. In einem riesigen Wüstengebiet damit herumflitzen? Die Spielreihe ist bekannt für ihr langsames Spieltempo und verwinkelte, fast schon klaustrophobische Level. Ich hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache.

Das Motorrad «Vi-O-La» stimmt mich skeptisch.
Das Motorrad «Vi-O-La» stimmt mich skeptisch.
Quelle: Nintendo

Und wie fühlst du dich jetzt, nach dem Anspielen von «Metroid Prime 4: Beyond»?

Die neue Demo hat mich vollends überzeugt. Ich bin beruhigt. «Metroid Prime 4» versprüht die Magie alter Retro-Studios-Spiele und erweitert das bekannte Spielprinzip mit spannenden neuen Gameplay-Mechaniken. Nintendo-Fans sollten sich das Releasedatum, den 4. Dezember, ganz fett im Kalender eintragen.

Du wurdest also bekehrt. Konntest du auch das Motorrad ausprobieren?

Leider nein. Das Motorrad fungiert als Transportmittel im zentralen Hub, der verschiedene Welten des Planeten «Viewros» miteinander verbindet. In der Demo konnte ich leider nur ein Biom erforschen – die Dschungelwelt «Green Fury».

Beim Motorrad und dem zentralen Hub bleibe ich deshalb weiterhin skeptisch. Wird es im Hub etwas Spannendes zu entdecken geben? Wie steuert sich das futuristische Bike? Zerstört die weitläufige Welt gar die intime Atmosphäre des Spiels? Ich bin gespannt, ob mich das Konzept im fertigen Spiel überzeugen wird.

Was hat dir an der Preview besonders gut gefallen?

Wenn ich mich auf einen Punkt beschränken müsste, würde ich sagen: die Atmosphäre. Im Sci-Fi-Genre gibt es sooo viel Einheitsbrei, der mich schnell langweilt. «Metroid Prime 4» sticht mit einem wunderschönen und stimmigen Artdesign aus der Masse heraus. Alles an dieser Welt fühlt sich ausserirdisch an. Von der verschnörkelten Alien-Architektur, über abscheuliche Krabbelviecher, die mich ohne Unterlass angreifen, bis hin zur überdimensionierten Vegetation, die mich immer wieder innehalten und staunen lässt.

Alles aus einem Guss, alles traumhaft schön.

Wow.
Wow.
Quelle: Nintendo

Und dann ist da noch die Musik, die massgeblich zur Atmosphäre beiträgt. Alien-Chöre singen in einer mir unbekannten Sprache melancholische Melodien, begleitet von fremdartigen Synthesizer-Klängen. Kombiniert mit vertrauten Soundeffekten von Samus’ Waffen und Gadgets fühlt es sich an, als würde ich nach einer langen Reise endlich wieder nach Hause kommen. Kein anderes Game fühlt sich so wie «Metroid Prime» an.

Was hat dir weniger gut gefallen?

Ein wichtiges Element der «Metroid Prime»-Reihe ist, dass du dich isoliert, verloren und auf dich alleine gestellt fühlst, während du fremde Alien-Planeten erkundest. In der Demo bin ich jedoch völlig unerwartet auf ein Mitglied der «Galaktischen Föderation» gestossen, das auf demselben Planeten wie Samus abgestürzt ist. Der komische Kauz hört auf den Namen Myles MacKenzie und arbeitet als Ingenieur.

Wird mich Myles nerven? Ich hoffe nicht.
Wird mich Myles nerven? Ich hoffe nicht.
Quelle: Nintendo

Für den Rest der Demo begleitet mich Myles durch das Level. Er gibt mir Hinweise, wo ich hingehen muss, weist mich auf versteckte Items hin und plaudert ohne Punkt und Komma vor sich hin. In einem Abschnitt beschütze ich den hilflosen Mitarbeiter vor einer Horde mordlustiger Aliens – erleidet er zu viel Schaden, muss ich ihn sogar wiederbeleben. Das fühlt sich wie die Antithese zum einsamen «Metroid Prime»-Spielkonzept an.

Für die relativ kurze Spieldauer der Demo finde ich Myles ganz lustig. Ich hoffe jedoch sehr, dass mich die Plaudertasche oder andere Verbündete während meines Abenteuers nicht zu sehr vollschwafeln und nerven werden. Ich will alleine sein und mir in Ruhe Gedanken über Story, Welt und Rätsel machen. Aber hey – immerhin bleibt Samus in «Metroid Prime 4» stets stumm, nicht so wie im Fremdschäm-Spinoff «Metroid: Other M».

Hat es wie in den anderen «Metroid»-Spielen wieder optionalen Sammelkram wie Energie-, Missile-Tanks und Co.?

Oh, ja! Die Welt ist wieder voller versteckter Items. Und typisch für das Genre sind viele dieser Gegenstände erst erreichbar, wenn ich bestimmte Fähigkeiten erlernt habe.

Das Scannen ist auch zurück. Die ganze Welt lässt sich mit Samus' Helm scannen – selbst kleine, unscheinbare Pflanzen oder vorbeifliegende Vögel. Perfektionisten werden ganz schön was zu tun haben.

Welche bekannten Fähigkeiten von Samus kehren zurück?

Da ich nur einen kleinen Teil des Spiels zocken konnte, kann ich das nicht abschliessend beurteilen. Auf jeden Fall hat Samus wieder ihre Beam-Waffe mit unendlicher Munition und Raketen für gröbere Feinde am Start. Sie kann sich in einen Morph Ball verwandeln und Bomben legen, um Hindernisse wegzuräumen.

Samus in Ballform. Ikonisch.
Samus in Ballform. Ikonisch.
Quelle: Nintendo

Konntest du auf neue Fähigkeiten einen Blick erhaschen?

Ja, und diese neuen Fähigkeiten stimmen mich extrem positiv! Samus bekommt von den Bewohnern des Planeten Viewros – den mysteriösen Lamorn – einen Psy-Kristall und einen Psy-Handschuh geschenkt. Mit diesen kann sie zum Beispiel bestimmte Objekte aus der Ferne bewegen oder schweben lassen.

Mein Highlight ist aber der Psy-Beam – ein Upgrade für Samus’ Beam-Waffe. Feuere ich einen Schuss ab, verlangsamt sich die Zeit. Zudem kann ich das Projektil lenken und bis zu drei Ziele nacheinander damit treffen.

In der Demo gab es zwei Momente, die mich richtig geflasht haben. Die erste Situation: Ich stehe vor einer defekten Tür, die sich von meiner Seite her nicht öffnen lässt. Ich entdecke einen kleinen Spalt in der Wand, durch den ich den Psy-Beam lenke, um herauszufinden, was sich auf der anderen Seite befindet. Ich sehe einen verdächtigen Mechanismus, den ich mit dem Psy-Beam ansteuere. Und Ta-Daaa – die Tür geht auf! Ich bin gespannt, was für abgefahrene Rätsel mich im späteren Spielverlauf noch erwarten.

Hier lade ich gerade einen Psy-Beam gegen einen Bossgegner auf.
Hier lade ich gerade einen Psy-Beam gegen einen Bossgegner auf.
Quelle: Nintendo

Der zweite Moment war ein Bosskampf gegen ein riesiges Pflanzenmonster. Um es zu besiegen, entblösse ich zunächst Schwachstellen in seinen Ranken, indem ich Raketen abfeuere. Danach muss ich mit dem Psy-Beam alle Schwachstellen schnell nacheinander treffen, um dem Monster Schaden zuzufügen. In Zeitlupe durch das Chaos eines Bosskampfs zu fliegen, fühlt sich einfach verdammt cool an.

Der Psy-Beam erinnert mich ein wenig an den fliegenden Käfer aus «The Legend of Zelda: Skyward Sword». Kennst du den noch? Mit dem konntest du auch herumfliegen und weit entfernte Schalter in einem Dungeon betätigen. Der Psy-Beam ist mit seiner Zeitlupe noch cooler. Fast so, wie die Sniper-Kugel aus dem Indie-Spiel «Children of the Sun». Übrigens ein verdammt cooles Game, das ich jedem ans Herz legen will, der auf etwas ausgefallenere Puzzle-Konzepte steht:

  • Kritik

    In «Children of the Sun» werde ich zur Sniper-Kugel (ja, richtig gelesen)

    von Domagoj Belancic

Auf welcher Konsole hast du die Preview gespielt und wie ist «Metroid Prime 4: Beyond» darauf gelaufen?

Ich habe das Game auf der Switch 2 gespielt. Und zwar im Qualitäts-Modus in 4K mit 60 FPS. Es gibt auch einen Performance-Modus in 1080p und 120 FPS.

Da es sich im Kern um ein Switch-1-Spiel handelt, läuft es auf der Switch 2 einwandfrei. Ehrlich gesagt war ich verblüfft, dass so was auch auf einer alten Switch funktionieren kann. Retro Studios hat ganze Arbeit geleistet.

«Metroid Prime 4: Beyond» ist ein schickes Spiel
«Metroid Prime 4: Beyond» ist ein schickes Spiel
Quelle: Nintendo

Wie steuert sich Samus?

Mir stehen verschiedene Steuerungsoptionen zur Verfügung. Ich habe mich an meinem Termin gegen die klassische Stick- oder Bewegungssteuerung entschieden. Stattdessen ballerte und rätselte ich mich mit der neuen Maus-Funktion der Switch-2-Joy-Con-Controller durch die Demo.

Mein Fazit: Ich werde auch das fertige Spiel ganz sicher mit der Maussteuerung zocken. In der linken Hand halte ich die linke Joy-Con-Hälfte, mit der ich Samus' Laufrichtung steuere. Und rechts platziere ich den Joy-Con auf einer ebenen Fläche und benutze ihn wie eine normale Maus zum Zielen. Eine klassische Ego-Shooter-Steuerung solltest du aber nicht erwarten. Wie in früheren Metroid-Spielen fokussiert Samus' Beam-Waffe automatisch Feinde, wenn ich ZL drücke. Anschliessend kann ich präzise einzelne Körperteile anvisieren

Das Ganze funktioniert sehr präzise und schnell. Irgendwie fühlt es sich auch nostalgisch an, weil ich mich an «Metroid Prime 3» erinnert fühle. Das habe ich mit der Wii-Fernbedienung in der rechten Hand und mit Pointer-Steuerung gespielt. Ach, das waren noch Zeiten.

«Metroid Prime 4» verfügt über ein Lock-On-System.
«Metroid Prime 4» verfügt über ein Lock-On-System.
Quelle: Nintendo

Kannst du dir vorstellen, während dreissig oder mehr Stunden die Maus-Steuerung beizubehalten?

Aktuell ja. Ich habe mich beim Anspieltermin schnell an die etwas merkwürdige Griffweise gewöhnt. Aber wer weiss, ob das nach mehreren Stunden unbequem wird.

Gibt es wieder besondere Gegner wie die unzerstörbaren E.M.M.I.s aus «Metroid Dread»?

In meiner Demo ist mir kein so übermächtiger Gegner vor die Beam-Flinte gelaufen. Aber ich war überrascht, wie hartnäckig die Alien-Viecher teilweise sind. Ich werde von allen Seiten ohne Erbarmen angegriffen. «Metroid Prime 4» wird wohl ein eher schwieriges Game werden – und das ist gut so!

Und zuallerletzt: «Metroid Prime 4» erscheint kurz vor Weihnachten. Für wen eignet sich das Game als Weihnachtsgeschenk?

Eine definitive Empfehlung kann ich erst aussprechen, nachdem ich das ganze Game getestet habe. Aufgrund der Demo kann ich aber sagen, dass sich alle Fans der «Metroid»- und «Metroid Prime»-Games beim neuen Titel sofort zu Hause fühlen werden.

Empfehlen würde ich das Spiel auch Fans von modernen Metroidvania-Titeln wie «Hollow Knight: Silksong» oder «Animal Well» – einfach nur, um zu erleben, wie sich einer der Mitbegründer des Genres in einer modernen Fassung spielt. Shooter-Fans empfehle ich «Metroid Prime 4» nicht unbedingt. Das Game sieht zwar wie ein Shooter aus, fühlt sich aber überhaupt nicht wie einer an – nicht zuletzt aufgrund der erwähnten Lock-On-Mechanik und dem Fokus auf Rätsel sowie dem langsamen Erkunden der Umgebungen.

«Metroid Prime 4: Beyond» erscheint am 4. Dezember für die Switch und Switch 2. Nintendo hat mich an den Vorschautermin eingeladen.

Nintendo Metroid Prime 4: Beyond (Switch 2, IT, FR, DE)
Game
Neu
CHF69.90

Nintendo Metroid Prime 4: Beyond

Switch 2, IT, FR, DE

Titelbild: Nintendo

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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