Hintergrund

PhotoSlam: Der Event mit viel Foto und wenig Slam

David Lee
26.11.2019

Der PhotoSlam ist eine Mischung aus Fotowettbewerb und Poetry Slam. Eine spannende Idee. Der Abend war unterhaltsam, doch letztlich drehte sich fast alles um die Fotografie, der Slam-Anteil blieb bescheiden.

«Ich hoffe, dass ich noch etwas anderes gewinne», sagt Wettbewerbsteilnehmer Dominic Wenger. Er hat soeben den Publikumspreis des PhotoSlam Zürich 2019 eingesackt. Die tausend Franken will er für ein Bettgestell oder fürs Zurückzahlen der Studiengebühren verwenden. Für beides reicht es nicht.

Es ist die Schlussphase eines über dreistündigen Events, an dem die zehn Final-Teilnehmer ihr Foto präsentieren, erklären oder anpreisen dürfen. Eine Art Mischung aus Fotowettbewerb und Poetry Slam, wobei das mit der Poetry nicht so eng gesehen wird. Im Prinzip ist alles erlaubt, solange es nicht länger als zwei Minuten dauert und irgendwie einen Zusammenhang zum Bild hat.

Die Präsentationen sind insgesamt nicht auf dem gleich hohen Niveau wie die Bilder. Kein Wunder, schliesslich sind die Kandidaten wegen ihrer Fotos nominiert worden und nicht weil sie besonders gut präsentieren können. Die Jury wählte sie im Vorfeld aus zahlreichen Einsendungen aus. Vom Hintergrund der Bilder und ihrer Urheber wussten sie nichts.

Die Jury-Mitglieder machen ihre Sache gut. Sie sagen klar und deutlich, wenn sie etwas nicht gut finden. So bilden sie ein notwendiges Gegenstück zum Moderator, der immer alles super findet und es anscheinend als seinen Job ansieht, den Teilnehmern ein gutes Gefühl zu geben. Bei ihrer Kritik bleibt die Jury stets fair und freundlich. Es wird niemand im Stil von Dieter Bohlen zur Schnecke gemacht.

Hier endlich die Gewinner

Noch mehr als dieser Text zieht sich der Abend am Ende in die Länge, bevor wir endlich erfahren, wer denn nun gewonnen hat. Aber jetzt ist es soweit.

Dritter Platz: Cyril Truninger, der sagt, die Schwarze-Schafe-Plakate der SVP hätten ihn persönlich getroffen.

Zweiter Platz: Simeon Wälti, der selbst in einer Band spielt.

Erster Platz: Dominic Wenger, der auf seiner Rumänienreise ein Kind durch eine Haustür fotografiert hat. Nur zwei Versuche hatte er, bevor das Kind ihn bemerkte.

Dominics Wunsch nach einem weiteren Gewinn geht also in Erfüllung. Darauf angesprochen, sagt er: «Das hat wohl etwas arrogant geklungen, ich bin sonst nicht so», und ich nehme es ihm ab. Ob er denn eine Dankesrede vorbereitet habe? Ja, durchaus, sie sei allerdings recht kurz:

«Danke.»

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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