Produkttest

Mara Z: Das Smartphone aus Afrika im Metal-Test

Mara ist ein Afrikanisches Unternehmen, das ein Smartphone auf den Markt gebracht hat. Mir war klar: Ich muss das haben und testen. Das Mara Z macht eine überraschend gute Figur zu einem überraschend guten Preis.

Das Mara Z ist das Flaggschiff der Marke Mara. Mit einem 5.7 Zoll diagonalen Screen mit einer Auflösung von 720x1440 Pixel, einer 13 Megapixel-Kamera vorne und einer hinten, einem Micro-USB-Adapter und einem Qualcomm Snapdragon 435 und 3075 mAh Akku markiert das Mara Z einen wichtigen Schritt in der Smartphone-Welt.

Denn das Mara Z stammt nicht aus den USA, es kommt nicht aus China.

Das Mara Z ist das erste Smartphone aus Afrika.

Das Mara als Statement

Doch wo andere sagen «Wir sind günstig» und es dabei belassen, gibt sich Mara so auf ihrer Website:

The first high specification, affordable smartphone manufactured in Africa, Mara Phones is committed to enhancing and enriching the lives of the people of Africa.
maraphones.com, 6. Februar 2020

Dem ist so. Fast.

Denn da sind drei Wörter: «Qualcomm Snapdragon» und «Mediatek».

China meldet sich zu Wort

So weit Journalist Xiao Xin der Global Times das sieht, ist Taiwan ein Teil Chinas. Und darum ist darauf stolz zu sein. Und wenn da einer kommt und sagt, dass MediaTek-SoCs in Rwanda hergestellt werden, dann ist der zurechtzuweisen.

Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass Transsion daher besser sei als Mara. Und wenn dem dann doch so sein sollte, dann sei Mara eigentlich ein Produkt Chinas.

Darum hat Mara das Statement von «100% made in Africa» zu «100% manufactured in Africa» korrigiert. Etwas, das die Firma von Beginn an hätte tun sollen, denn mit so einer Lüge in den Markt einzusteigen, wirft kein besonders gutes Licht auf eine Firma, die sich die Gunst der Kunden erarbeiten will.

The entire manufacturing process, from the motherboard all the way to the packaging of the phone is done in our newly-opened factory
Eddy Sebera, Mara Country Manager Rwanda, cnn.com, 8. Oktober 2019

Mit einem Statement hat Xiao Xin der Global Times aber Recht:

Mara phones may represent national pride, but it remains a far distance from the phone vendor's commercial viability in the contested marketplace.
Xiao Xin, Global Times, 14. Oktober 2019

Mara sieht sich einer steifen Brise gegenüber. Denn im unteren Preissektor kämpfen Hersteller aus aller Welt um die Gunst der wenig betuchten Kunden, oder um die, die nicht viel Geld für ein Smartphone ausgeben wollen. Doch jeder Dollar, den Mara in Afrika oder ausserhalb verdient, ist ein Dollar, der in Afrikanische Kassen gespült wird.

Mit Mara schafft sich Afrika ein bisschen Binnenmarkt. Ein Phone nach dem anderen. Darum geht es, nicht um die Dominanz auf dem Markt. Aber Mara würde auch zur Dominanz wohl nicht «Nein» sagen.

Angstgegner Metalkonzert

Darum: In den unteren beiden Videos hast du blitzende Lichter. Wenn du photosensitiv bist, willst du die Videos vielleicht nicht ansehen. Sorry.

Das Mara kommt da an seine Grenzen. Das Mikrofon überschlägt, das System kommt mit den Lichtverhältnissen nicht klar. Selbst wenn das Mara nur in 1920x1440 Pixeln filmt, da merkst du die niedrigen Specs.

Zwar verlumpt das Bild am rechten Rand bei der Werbetafel etwas und körnt etwas grob daher, aber das Mikrofon hält durch und liefert beeindruckenden Sound. Und auch in einer Auflösung von 4K, also 3840x2160 Pixel, und mit 60fps kommt das iPhone nicht ins Straucheln.

Das eine Auge, das viel sieht

Bei Fotos aber boxt das Mara Z überraschend weit über seiner Gewichtsklasse.

Das Bild in voller Auflösung.

Das Auto bringt das Afrika-Phone gut hin, macht aber im Hintergrund dort, wo der Schatten unter dem Dach ist, etwas grobe Struktur rein. Social-Media-tauglich ist das Bild allemal. Der unfaire Vergleich von oben ist auf einmal nicht so unfair, wenn du darüber hinwegsiehst, dass das Mara mit 4160x3120 auflöst und das iPhone 11 Pro Max mit 4032x3024. Da gewinnt das Mara sogar.

Das Bild in voller Auflösung.

Das iPhone hat wie erwartet keine Probleme mit Licht und Dunkel. Vielleicht doch nicht so fair, der Vergleich. Aber ich will erwähnt haben, dass das Mara sich wacker schlägt. Also ab in die nächste Runde. Probieren wir Unschärfe mit Anflügen von Makro. Einen dedizierten Makro-Modus haben weder das iPhone noch das Mara.

Damit der Vergleich maximal unfair wirkt: Das iPhone 11 Pro Max kostet weit über 1000 Franken und ist ein präzis verbautes Zusammenspiel von Hardware und Software. Das Mara kostet 200 Franken und besteht aus Teilen, die aus China eingekauft sind, preiswert sind und so viel wie fürs Budget möglich leisten. Dazu hat das Mara Z eine Linse verbaut, das iPhone deren drei.

Aber hey, das Mara schlägt sich bei Fotos wacker und darf stolz auf sich sein. Rechnen wir mal schnell nach. Das Mara Z kostet 229 US-Dollar. Das sind gemäss aktuellem Wechselkurs 223.24 Franken. Das iPhone 11 Pro Max kostet 1359 Franken, also 6.09 mal mehr als das Mara Z.

Ketzerische Frage: Sind die Bilder aus dem iPhone wirklich 6.09 mal besser? Dass die Bilder nicht so gut sind wie die aus dem Apple-Gerät ist klar, aber die Frage ist, ob und wie weit Mara über der eigenen Gewichtsklasse boxt.

Videos aber sind die Schwachstelle des Mara. Da führt kein Weg darum herum. Klar, für einen Clip auf Social Media mit dem Präfix «Volume Warning» geht's. Aber wirklich brauchbare Videos produziert das Mara nicht. Da ist das iPhone mehr als nur 6.09 mal besser. Da ist jedes Smartphone, das brauchbare Dateien auswirft, besser.

Beenden wir den unfairen Vergleich hier. Und beenden wir das Review. Denn das Mara Z ist cool. Es ist kein Top-Phone, kann es nicht sein, will es nicht sein. Aber es ist ein starkes Statement. Afrika ist im Kommen. Hoffentlich.

Technologisch gesehen: Das Mara Z ist eine feine Sache und ich hab Freude dran. Merci, Mara.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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