Kritik

«Keeper» im Test: die schönste Reise des Jahres

Philipp Rüegg
17.10.2025

«Keeper» entführt dich auf eine magische Reise mit einem laufenden Leuchtturm und dessen Flatterfreund. Sie wird dir noch lange in Erinnerung bleiben.

Die Übernahme durch Microsoft scheint Double Fines Kreativität bisher nichts anhaben zu können. Das Studio hinter «Psychonauts», «Brütal Legend» und «Costume Quest» ist berühmt für seine ungewöhnlichen Ideen. Das neueste Werk heisst «Keeper». Darin spielst du einen wandelnden Leuchtturm, der sich mit einem Dodo-ähnlichen Vogelwesen auf eine kurze, aber denkwürdige Reise begibt.

Das Licht des Leuchtturms kann ich auf Knopfdruck fokussieren, um kleine Rätsel zu lösen. So muss ich anfangs kleine violette Monster verscheuchen, damit sie mich nicht angreifen. Ich lasse eine Pflanze blühen, die anschliessend wie eine Zündschnur einen überwucherten Zugang befreit. Später werden die Rätsel komplexer, aber nie kompliziert. In einer Stadt, die von kleinen, knuffigen mechanischen Wesen bewohnt wird, brauche ich drei Anhänger, um ein Tor zu öffnen.

Die Rätsel funktionieren meist mit der Kombination aus Lichtstrahl und Vogel, der für mich Hebel bewegt und mir etwas bringt. Die Interaktionen mit der sonderbaren Umgebung bleiben aber stets abwechslungsreich, weil die Welt, die Wesen und die Vegetation so herrlich schräg sind. Es sind nicht die Rätsel, die mich durch das fünfstündige Abenteuer locken: Es ist die Reise selbst.

Schon in früheren Spielen wie «Psychonauts 2» oder «RAD» hat Double Fine ein Auge für ungewöhnliches Design gezeigt. Was ich in «Keeper» zu sehen bekomme, stellt alles in den Schatten. Es ist das wahrscheinlich schönste Game, das ich je gespielt habe. Anfangs habe ich noch gewitzelt, weil es ohne DLSS-Upscaling schlechter läuft als «Battlefield 6». Da wusste ich noch nicht, was für ein grafisches Meisterwerk mich erwartet.

Auch spielerisch hat das Game einige Überraschungen parat, die ich aber nicht verraten möchte. Nur so viel sei gesagt: Der Leuchtturm macht einige interessante Transformationen durch.

Mein einziger Kritikpunkt betrifft die Musik, die nicht immer die richtige Tonalität trifft. Teilweise hat mich das elektronische Geklimper an lizenzfreie Tracks erinnert, die ich gelegentlich für meine privaten Podcasts benötige. Oft ist überhaupt keine Musik zu hören. Dann leben die Szenen nur von Hintergrundgeräuschen, was das geniale Design sogar noch verstärkt.

«Keeper» ist erhältlich ab dem 17. Oktober für PC, Xbox Series X/S und Game Pass. Ich habe die PC-Version getestet, die mir von Double Fine zur Verfügung gestellt wurde.

Fazit

Ein Spiel wie ein Traum

Auf Double Fine ist Verlass. «Keeper» ist ein Spiel wie kein zweites. Gameplaytechnisch ist es nicht sonderlich komplex, dafür punktet es mit einer Welt, die vor Kreativität nur so strotzt. Selbst ohne Fotomodus habe ich einige der schönsten Screenshots gemacht, die es je auf meine Festplatte geschafft haben.

«Keeper» spielt sich wie ein wahr gewordener Traum. Das Szenario mit einem wandelnden Leuchtturm, der sich zusammen mit einem Vogel auf eine fantastische Reise begibt, ist herrlich unverbraucht. Dazu gibt es eine Prise Freundschaft und Wehmut und fertig ist ein Festmahl, das mich noch lange sättigen wird.

Pro

  • unfassbare schöne Grafik
  • fantasievolle Welt
  • stimmige Geschichte
  • unverbrauchtes Setting

Contra

  • Sound teilweise etwas generisch

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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