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Früher war alles besser: Weshalb Fun Racer dringend wieder einen Story-Modus brauchen

Fun Racer sollen ihre Story-Modi zurückbringen. In meiner Kindheit habe ich so viel Zeit damit verbracht, dass ich in Multiplayer-Rennen meine Freunde ordentlich abziehen konnte.

Weshalb spielen wir gerne Fun Racer? Klar, um actiongeladene und chaotische Rennen gegen Freundinnen und Freunde oder unbekannte Personen im Internet zu fahren.

Und wann machen diese Wettrennen am meisten Spass? Für mich lautet die Antwort: Wenn ich von meinem Streckenwissen so profitieren kann, dass ich meine Konkurrenz in einer Staubwolke zurückzulasse.

Dieses Wissen eigne ich mir an, indem ich häufig auf den Strecken fahre. Logisch. Das mache ich entweder im Grand Prix oder in den Zeitrennen. Das mag zwar effizient sein, aber auch langweilig.

Deswegen wünsche ich mir eine viel unterhaltsamere Möglichkeit aus Spielen von vor 20 Jahren zurück: den Story-Modus.

Ich denke an zwei Spielperlen zurück, die mich neben den klassischen Rennen auch mit ihren Story-Modi begeistert haben: «Crash Team Racing» und «Diddy Kong Racing».

Manche Siegerehrungen fühlen sich befriedigender als andere an.
Manche Siegerehrungen fühlen sich befriedigender als andere an.
Quelle: Youtube / 250crash250

Der Abenteuermodus von «Crash Team Racing»

«Crash Team Racing» und das «Nitro-Fueled»-Remake des PS1-Racers verwöhnen mich mit dem Abenteuermodus. Der kommt sogar mit einer Geschichte daher – auch wenn sie völliger Quatsch ist.

Das böse Alien Nitros Oxide landet eines Tages auf der Erde und stellt ein Ultimatum: Der beste Rennfahrer des Planeten muss es zu einem Rennen herausfordern. Wenn sich niemand meldet oder der Herausforderer das Rennen verliert, nimmt Nitros Oxide die Erde ein und verwandelt sie in einen gewaltigen Parkplatz.

Hier komme ich ins Spiel: Ich muss mich zuerst gegen zahlreiche Rennfahrerinnen und Rennfahrer aus dem «Crash»-Universum behaupten, um Nitros Oxide im Anschluss das Handwerk zu legen.

Wie geschrieben: völliger Humbug. Die Story-Rennen und die zusammenhängende Oberwelt überzeugen dafür umso mehr.

Dort fahre ich in kleineren Gebieten mit je vier gewöhnlichen Rennstrecken und einem Boss-Level frei herum. Gewinne ich alle vier Rennstrecken je einmal, kann ich mich dem Boss des Gebiets stellen. Der ist nicht nur schneller als die anderen Fahrer, sondern hat auch einen Item-Vorteil. So legt mir der erste Bossgegner, Ripper Roo, während des ganzen Rennens TNT-Boxen in den Weg.

Eine gelungene Abwechslung zu den immer gleichen Grand-Prix-Rennen.

Willkommen im Startgebiet von «Crash Team Racing». Besiege ich den Boss des Gebiets, erhalte ich den Schlüssel, der die Türe links aufsperrt und mich in die nächste Welt befördert.
Willkommen im Startgebiet von «Crash Team Racing». Besiege ich den Boss des Gebiets, erhalte ich den Schlüssel, der die Türe links aufsperrt und mich in die nächste Welt befördert.
Quelle: Youtube / Carls493

Noch besser wird es in «Crash Team Racing», wenn ich einmal den Boss eines Gebiets besiegt habe. Dann kann ich die Rennstrecken noch einmal betreten und mich den neuen CTR-Herausforderungen und Reliktrennen stellen. Darin gilt es, speziell platzierte Münzen oder Item-Boxen zu sammeln, durch die ich die Strecken besser kennenlerne.

Ein Beispiel: In der Strecke «Polar Pass» kommt gegen Ende der Strecke eine Mauer, um die ich eine lange Kurve fahren muss – wenn ich den Trick, um drüber zu springen, nicht kenne. Sollte ich darauf in den gewöhnlichen Rennen nicht kommen, liefern mir spätestens die Zeitkisten im Reliktrennen den entsprechenden Hinweis auf die geheime Abkürzung (im Video ab Minute 01:00):

Die Gebiete der zusammenhängenden Oberwelt sind allesamt charmant und prägen sich in mein Langzeitgedächtnis ein. Neuere Fun Racer bringen dazu keine Alternative, weil alles über Menüs verläuft.

Auch das neue «Mario Kart World» überzeugt mich mit seiner offenen Spielwelt nicht. Die Entwickler haben die Chance verpasst, die Welt mit interessanten Aufgaben zu füllen. Deswegen bleibt nur ein grosses Gebiet mit den immergleichen Herausforderungen übrig. Keine charmanten Zwischensequenzen, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern, und keine Belohnungen, die meinen Erkundungsdrang wecken.

Open World ist eben nicht gleich Abenteuer-Modus.

Der Abenteuermodus von «Diddy Kong Racing»

Neben «Crash Team Racing» hat auch «Diddy Kong Racing» einen beeindruckenden Abenteuermodus. Zufälligerweise ähneln sich die Geschichten der beiden Spiele sehr. Hier geht es jedoch nicht um das Schicksal der gesamten Erde, sondern nur der Insel, auf der sich der kleine Tiger Timber und seine Freunde befinden – darunter die bekannten Gesichter von Diddy, Banjo und Conker.

Ein intergalaktischer Schweinezauberer, Wizpig genannt, möchte die Insel in Abwesenheit von Timbers Eltern einnehmen. Dafür verwandelt er die vier Schutztiere der Insel in seine Handlanger – und damit in die Gegner, denen ich mich im Abenteuermodus stelle, um schliesslich Wizpig auf seinen Heimatplaneten zu vertreiben.

In modernen Fun Racern vermisse ich die begabten, ausserirdischen Rennfahrer, die unseren Planeten einnehmen wollen.
In modernen Fun Racern vermisse ich die begabten, ausserirdischen Rennfahrer, die unseren Planeten einnehmen wollen.
Quelle: Youtube / Nintendo64Movies

Wie in «Crash Team Racing» betrete ich die Levels im Abenteuermodus von «Diddy Kong Racing» von einer separaten Oberwelt aus. Sie unterscheidet sich insofern von meinem vorherigen Beispiel, als die Gebiete kompakter, dafür aber mit Geheimnissen versehen sind. Gewinne ich beispielsweise alle Grand-Prix-Trophäen, erscheint auf der Oberwelt ein Frosch mit Hahnenkamm. Wenn ich ihn überfahre, verwandelt er sich in den Fahrer Drumstick – einen rasanten Hahn, der von Wizpig verflucht wurde.

Solche Entdeckungen machen Laune und finden nicht in Menüs statt.

Mein Erkundungsdrang wird darüber hinaus auch auf den Rennstrecken gefördert. Es gibt zwar nicht so viele Sammelgegenstände wie in «Crash Team Racing», dafür vier besondere Schlüssel, die sich abseits der herkömmlichen Wege befinden. Wenn ich sie finde, schalte ich spezielle Herausforderungen frei, die ich später im Multiplayer gegen meine Freunde spielen kann.

Ich erinnere mich auch über zehn Jahre nach dem Durchspielen an die Fundorte der Schlüssel.

Darüber hinaus stelle ich mich auch gerne knackschweren Herausforderungen. Wenn du «Diddy Kong Racing» einmal selbst gespielt hast, erinnerst du dich vielleicht an das erste Rennen gegen den Endboss Wizpig. Das Rennen verläuft lediglich im Kreis. Wizpig ist jedoch unglaublich schnell und verzeiht keine Fehler. Um zu gewinnen, musst du nahezu fehlerfrei fahren und jeden Turbo-Boost mitnehmen – es sei denn, du nutzt den Trick mit dem «besonderen» Turbo-Boost.

Wenn du beim Überqueren eines Boost-Feldes die Hand von der Gastaste nimmst, ist der daraus resultierende Turbo-Boost deutlich stärker als gewöhnlich. Hätte ich das doch als Kind gewusst. Das schwierige Rennen gegen Wizpig ist übrigens der Grund, weshalb einige Spieler und Spielerinnen das Spiel nie durchspielen könnten.

Wizpig hasst diesen Trick: Mit dem grünen Turbo-Boost ist das Bossrennen deutlich einfacher machbar.
Wizpig hasst diesen Trick: Mit dem grünen Turbo-Boost ist das Bossrennen deutlich einfacher machbar.
Quelle: Youtube / Nintendo64Movies

Der Story-Modus muss zurückkommen

Ich liebe es, wenn Videospiele meinen Erkundungsdrang wecken. Während das bei Adventures wie «The Legend of Zelda» zum Konzept gehört, dürfen auch durchaus andere Genres wie Fun Racer davon Gebrauch machen. Es hat einfach etwas, die Strecken aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Das kürzlich erschienene «Sonic Racing: Crossworlds» trifft mit den fünf roten Münzen auf jeder Strecke diesen Nerv, wenn auch in deutlich geringerem Ausmass als bei einem dedizierten Story-Modus. Immerhin finde ich diesen Ansatz fokussierter und gelungener als die leere Welt von «Mario Kart World».

Dennoch bin ich dankbar, dass Entwicklerstudios wieder mit solchen Ideen in Fun Racern experimentieren. Bitte bei den nächsten Games noch etwas mehr ausarbeiten und ab geht die Fahrt!

Titelbild: Nintendo

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Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.


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