Expo 2020: Nachhaltigkeit und Mobilität in der Wüste
Die Wüstenstadt Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Gastgeber der Expo 2020. Für die Weltausstellung habe ich meine Ferien am Golf unterbrochen und für dich festgehalten, was mich am meisten beeindruckt hat.
Nachhaltigkeit und Mobilität sind zwei Themen, die mich sehr interessieren. Es sind auch Bereiche, in denen ich noch viel dazulernen kann. Diese Gedanken stehen auch in meinen Ferien in Dubai nicht still. Als ich gelesen habe, dass genau diese Bereiche zu den Kernthemen der Weltausstellung gehören, war für mich klar: Da will ich hin.
Weltausstellungen gibt es seit 1851. Das Motto dieser Ausgabe in Dubai lautet «Gedanken verbinden, die Zukunft gestalten» und dauert noch bis am 11. März 2022. Ursprünglich sollte sie von Oktober 2020 bis April 2021 stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. Es ist die erste Weltausstellung in einem arabischen Land.
Das ganze mit der Nachhaltigkeit ist irgendwie absurd, gerade in Dubai. Hier wurde für sieben Milliarden Franken ein 438 Hektaren grosse Stadt aus dem Wüstensand gestampft. Ich staune über die Grösse des Parkplatzes: hat gefühlt die Fläche des Kantons Uri, nur weniger bergig. Der Taxistand ist einen Kilometer lang. Von dort aus geht es zu einem viereckigen haushohen Tor aus Metall zum Eingang. Dort erhalte ich unerwartet ein erstes Lächeln von einem orangen Roboter. Es ist Opti, das Maskottchen der Expo.
Niederlande-Pavillon: Wasser, Energie und Nahrung
Von aussen sieht der Pavillon der Niederlande unerwartet aus. Irgendwie gebraucht, überraschend wenig Schnickschnack. Das gefällt mir und weckt meine Neugier. Das tragende Gerüst und die festen Elemente sind aus recyceltem Stahl. Im Inneren steht ein riesiges Biotop. Mit einem Windfangkamin auf dem Dach wird Feuchtigkeit aus der Wüstenluft geholt und im Pavillon zu Wasser. Das farbenfrohe und mit Solarzellen verkleidete Dach wurde von Marjan van Aubel Studio entworfen. Die Solarzellen bestehen aus einem organischen transparenten Material. Es hat zweierlei Nutzen: Die Panels nehmen zum einen die Energie der Sonne auf. Da es halbtransparent ist, lässt es zum anderen Licht durchscheinen. Das gefilterte Licht hat das passende Spektrum, um die essbaren Pflanzen auf dem Kegel wachsen zu lassen.
Die Bodenfliesen bestehen aus Myzel, der fadenförmigen Zelle von Pilzen. Die schornsteinartige Struktur hilft, Temperatur und Feuchtigkeit im Inneren des Kegels zu regulieren. So ist es auch möglich, dass im inneren feuchten Teil Austernpilze wachsen und aussen essbare Pflanzen gedeihen. Ein durchdachtes Konzept. Mir gefällt die Vereinigung von Wasser, Energie und Nahrung.
Spanien-Pavillon: Zeleros Hyperloop
Der Eingangsbereich informiert über Spaniens Geschichte und Errungenschaften. Im Inneren des Pavillons laufe ich im Kreis um ein riesiges Kunstwerk aus LED-Streifen nach unten. In dunklen Räumen werden verschiedene Energiemodelle und Zukunftsvisionen präsentiert. Daneben entdecke ich den Hyperloop von Zeleros. Die europäische Antwort auf Richard Bransons Virgin Hyperloop.
Der Zug der Zukunft! Die Idee: Eine Kapsel gleitet in einem Vakuum mit Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Kilometern pro Stunde durch ein Röhrensystem. Dieser Zug fährt autonom und ohne Emissionen. 50 bis 200 Personen finden in den verschiedenen Kapseln Platz. Die aktive Magnetschwebebahn mit elektrischem Antrieb soll von Madrid nach Paris – immerhin 1050 Kilometer Luftlinie – dereinst in 90 Minuten schaffen. Die EU-Kommission nimmt den Hyperloop in die Nachhaltigkeits- und Mobilitätsstrategie mit auf. Ein Test mit Menschen ist im Jahr 2030 angedacht.
Ich reise selber sehr gerne und finde das Projekt faszinierend. Ich bin gespannt, ob der Hyperloop wirklich wie derzeit geplant im Jahr 2050 startet. Halt! Dann bin ich ja 63 Jahre alt, habe einen Chip im Hinterkopf und schimpfe über die Jugend. Aber ja, ich will schnell und nachhaltig von einer Stadt zur nächsten.
Future Haus
Durch einen Hintereingang gelange ich in das Future Haus, das Haus der Zukunft. Fast jeder Einrichtungsgegenstand denkt hier mit. Jemand stellt mittels Sprachsteuerung gerade die Farbe der LED-Leuchten um. Daneben wirkt alles schlicht, weiss und beeindruckend. Die Wand zwischen Wohnzimmer und Büro lässt sich verschieben. Der TV lässt sich vom Wohnzimmer 180 Grad ins Büro drehen. Die Lautsprecher sind bereits in der Wand integriert. Eine Dachluke steht für zukünftige Paketlieferungen per Drohne bereit. Solarpanels gehören natürlich auch dazu.
In der Küche geht der Ritt in die verheissungsvolle Technikzukunft weiter. Ein grosses weisses Gorilla-Glas dient als Kochfeld. Hier könnte mit bis zu zehn Pfannen und Töpfen gleichzeitig gekocht werden. Egal wo diese sich auf der Ablage befinden. Denn die Fläche wärmt sich nur dort auf, wo eine Pfanne steht. Lege ich hingegen die Hand drauf, bleibt die Platte kühl. Ein virtuelles Fenster darüber besteht aus Displays. Es lassen sich Rezepte anzeigen, Netflix-Serien aufrufen oder was auch immer du während des Kochens sehen willst.
Im Schlafzimmer treffe ich auf etwas Altbekanntes, das Klappbett. Das scheint auch in der Schweiz wieder mehr in Mode zu sein als auch schon. Hier handelt es sich aber um ein elektrisches Klappbett mit Schlafsensoren und verbauten Wärmeelementen. Daneben im Spiegel ist ein Bildschirm integriert. Hier kann ich mir meine Kleider anzeigen oder passende Kombinationen vorschlagen lassen, falls mir mal der Sinn nach etwas anderem als dem Hoodie steht.
Das Badezimmer hat es in sich. Die Wassertemperatur lässt sich mittels Handbewegungen steuern. Meine Grösse wird erkannt und die Höhe des Lavabos passt sich automatisch an. Bei der Toilette dasselbe. Sie reinigt sich zudem selbst und benötigt 90 Prozent weniger Wasser. Das, weil das Wasser des Lavabos und der Dusche wiederverwendet wird. Auch beim Spiegel und dem Duschglas dürfen Displays und bieten Entertainment.
Die Hauskomponenten, sogenannte Kartuschen, werden alle in einer Fabrik vorgefertigt. Die Herstellungsmethoden sind industrialisiert, der Aufbau vor Ort dauert dadurch nur etwa eine Woche. Joe Wheeler von der Virginia Tech University sagte in einem Interview mit NBC, dass ein solches Haus 100’000 Dollar kosten könnte. Preiswertes Eigentum ist nach wie vor Mangelware – vor allem in der Schweiz. Was aber weniger an den Baukosten als am Preis des Baulands liegt, auf dem Haus stehen soll.
Al-Wasl-Kuppel
Immer wieder sehe ich beim Schlendern über das Gelände die Al-Wasl-Kuppel von Weitem. Je dunkler es wird, desto spektakulärer leuchtet sie. Sie ist das Herzstück der Expo. Die Kuppel haben Adrian Smith und Gordon Gill entworfen. Al Wasl bedeutet «Verbindung» auf Arabisch, und so ist die Kuppel das Zentrum der drei Hauptbereiche «Möglichkeit», «Mobilität» und «Nachhaltigkeit». 252 Laserbeamer projizieren Bilder, Videos und Tausende Farben auf die Kuppel. Ein Spektakel. Ich kann meinen Blick kaum abwenden, so faszinierend sind die mit Musik untermalten Bilder. Brunnen, kleine Pärke, Bühnen, Bars und Restaurants sind auch unter der Kuppel zu finden. Alle anderen Pavillons findest du yhier
Neben diesen Bereichen konnte ich während meinem Besuch an der Expo 2020 noch andere spektakuläre Momente einfangen.
Als Fotograf, Mensch und Papa erzähle ich Geschichten so nahe am Leben wie möglich. Mit all ihren Ecken, Emotionen und Einzigartigkeiten.