Hintergrund

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Activision-Blizzard-Übernahme

Microsoft kauft Activision Blizzard für 68,7 Milliarden Dollar. Nach dieser Ankündigung sind viele Fragen offen. Was bedeutet das für die Games, für Sony und wie geht es mit dem Missbrauchsskandal weiter?

Vor wenigen Tagen verkündete Take Two für 11 Milliarden Dollar die Mobile-Spiele-Firma Zynga zu übernehmen. Es war die bis dato grösste Übernahme in der Game-Branche. Ein Sackgeld im Vergleich zu den 68,7 Milliarden, die Techgigant Microsoft nun für Activision Blizzard ausgeben wird.

Wie kam es dazu?

Für Microsoft ist es nach «Minecraft»-Entwickler Mojang für 2,5 Milliarden und Bethesda für 7,5 Milliarden Dollar der nächste grosse Zukauf im Game-Bereich. Spencer hat in der Vergangenheit mehrfach verkündet, dass das Unternehmen weitere Übernahmen plane – besonders im Bereich Casual und Social Games. Das ist wohl gelungen. Zu Activision gehört seit 2016 auch King Digital, die Macher von «Candy Crush». Der Kaufpreis belief sich auf 5,9 Milliarden US-Dollar.

Wie sicher ist der Deal?

Auch wenn sich beide Seiten freudig die Hand schütteln, ist der Deal noch längst nicht sicher. Sowohl die amerikanische Handelsbehörde FTC als auch die EU müssen ihre Zustimmung geben. Darum wird es wohl noch mindestens bis Juni 2023 dauern, bis Activision Blizzard zu Microsoft gehört.

Trotzdem betont Microsoft, dass der Deal auch eine strategische Investition bezüglich Metaverse sei. Dort sind die Mitspieler wie Facebook und potenziell Google deutlich grösser als Sony. Das könnte einem Monopolvorwurf im Game-Bereich ebenfalls entgegenkommen.

Was passiert mit Bobby Kotick?

Bild: Flickr//Thomas Hawk

Wie auch immer Kotick in die Geschichte eingeht, eins scheint schon jetzt klar: Der goldene Fallschirm ist ihm sicher.

Was passiert mit dem Missbrauchsskandal?

Was bedeutet das für die Mitarbeitenden?

Die Mitarbeitenden von Activision Blizzard, die sich seit Beginn des Missbrauchsskandals lautstark gegen das Management wehren, dürften aufatmen. Spätestens mit der Beförderung von Phil Spencer zum Chef von Xbox geniesst das Unternehmen einen positiven Ruf im Umgang mit Studioübernahmen. Microsoft dürfte aber wegen der Missbrauchsvorwürfe im Gegensatz zu früheren Käufen bei Activision Blizzard stärker Hand anlegen – zur Freude der Angestellten.

Es wird so oder so noch Jahre dauern, bis sich positive Änderungen manifestieren. Wenn man bedenkt, wie lange es gedauert hat, bis Activision die eigene Firmenkultur Blizzard aufdrängen konnte, wird es Microsoft nicht viel schneller gelingen, die Fäden wieder entwirren.

Was bedeutet das für «Call of Duty» und Co.?

Ich tippe darauf, dass das jährlich erscheinende «Call of Duty» weiterhin auf der Playstation erscheint. Zu gross wäre der finanzielle Verlust. Wobei es mich nicht wundert, wenn die Release-Kadenz zugunsten der Qualität zurückgeschraubt wird. Microsoft wird das neu gewonnene Portfolio ohnehin fein säuberlich über das Jahr verteilen, damit sich grosse Titel nicht im Game Pass kannibalisieren.

«Diablo IV» hingegen bleibt mit grosser Wahrscheinlichkeit PC- und Xbox-Spielern vorbehalten. Zumindest für eine Weile. Noch ist unklar, ob «Starfield» etc. zeitversetzt auf der Playstation erscheinen. Vielleicht launcht in ein paar Jahren der Game Pass auf der Playstation. Die Chancen dazu sind seit Dienstag deutlich gestiegen.

Ein positiver Effekt ist für verschmähte Activision-Titel zu erwarten. Je mehr sich das Unternehmen auf «Call of Duty» einschoss, desto mehr gerieten Klassiker wie «King's Quest», «Pitfall», «Prototype» oder «Blur» in Vergessenheit. Da Microsoft immer Neuzugänge für den Game Pass braucht, wird dieser Fundus sicher mehr Liebe erfahren.

Was bedeutet das für Sony?

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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