Die besten Remakes aller Zeiten
Hintergrund

Die besten Remakes aller Zeiten

Luca Fontana
12.8.2020

Remakes haben einen zweifelhaften Ruf. Meistens, weil sie Schrott sind. Dennoch: Es gibt sie, die Remakes, die tatsächlich besser als das Original sind.

Die Filmgeschichte hat’s mit Remakes, also Neuinterpretationen bereits bestehender Filme, nicht immer gut gemeint. Oft liegt das daran, dass Remakes aus dem falschen Antrieb gemacht werden.

Um Geld zu verdienen? Nein, das ist es nicht. Geld verdienen gehört zur Wirtschaft. Lässt sie am Laufen. Lässt uns unsere Brötchen verdienen und Rechnungen bezahlen. Das Problem ist mehr die Einfallslosigkeit. Einfallslosigkeit gepaart mit immer höheren finanziellen Risiken eines Flops. Schliesslich wächst die Konkurrenz im und um die Kinosäle. Aufmerksamkeit kriegen fast nur noch grosse Blockbuster-Events mit gewaltigen Marketingkampagnen.

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    von Luca Fontana

Hollywood-Grossproduktionen werden darum immer aufwändiger und teurer. Aber je höher die Kosten, desto höher wiederum das Risiko. Und je lauter die Konkurrenz, desto umkämpfter das Buhlen um Zuschauer. Was hat Hollywood daraus gelernt? Remakes und Fortsetzungen sind erfolgreich, weil die Zuschauer die «Marke» bereits kennen und schätzen. Ein «Jurassic World» braucht sich nicht zu erklären. Ein «Jupiter Ascending» schon.

Die Konsequenz: Hollywood macht keine Remakes, um das Original zu verbessern, sondern weil das Risiko einer gänzlich neuen Marke viel höher ist. Meistens. Es gibt sie nämlich, die Remakes, die das Original tatsächlich übertrumpfen, weil die richtigen Köpfe an den richtigen Positionen die richtigen Schaltknöpfe Hollywoods gedrückt haben.

Platz 5: Ocean's Eleven

Das Jahr 1960. Das Rat Pack, die von Frank Sinatra und Dean Martin angeführte musikalische Entertainer-Truppe, ist etwas vom Heissesten, was die 1960er-Jahre zu bieten haben. Hollywood will mitmischen. Mit etwas, das zu den wilden Aufführungen – weltbekannten Songs, untermalt von Alkoholexzessen und Witzeleien – passen würde. Eine Gaunerkomödie, zum Beispiel.

Voilà: «Ocean’s 11».

41 Jahre später. Steven Soderbergh macht das Remake, das das Original übertreffen wird: «Ocean’s Eleven». Denn «Ocean’s 11» ist kein guter Film. Eher ein gesuchter Grund, das Rat Pack auf die grosse Leinwand zu bringen. Soderbergh hingegen ist Perfektionist. Sucht sich ein Cast zusammen, das es an Starpower mindestens mit dem Rat Pack aufnehmen kann – und findet George Clooney und Brad Pitt. Die dröge, fast schon langweilige Inszenierung des Originals ersetzt er durch Humor, cleveren Kamera-Einstellungen und einen visuellen Stil, der leichtfüssig vor sich hin swingt – wie ein improvisierter Jazz-Song.

Die Prämisse aber bleibt gleich: Eine Truppe von Gaunern, die in Las Vegas mehrere Casinos gleichzeitig ausrauben. Nur, dass das Ausrauben an sich kein einfacher «Smash and Grab Job» mehr ist wie im Original.

Kinostart: 7. Dezember 2001
Einspielergebnis: 450,7 Millionen Dollar

Platz 4: King Kong

Im Jahr 1933 staunen die Menschen in den Kinosälen Amerikas nicht schlecht. Ein Affe monumentaler Grösse – das erste Ungeheuer der Filmgeschichte, das nicht aus einer Literaturvorlage stammt – entführt eine Frau, verschleppt sie durch den Dschungel einer sagenumwobener Insel, beschützt sie vor Dinosauriern und Monstern aber trampelt nebenbei dutzende Menschen nieder, die die Frau zu retten versuchen.

«King Kong», so der Film, ist ein Meilenstein der Kinogeschichte, für die Spezialeffekte und Filmmusik bis dato ein Fremdwort waren.

Remakes – mal bessere, mal schlechtere – gab’s seit dem immer wieder. Regisseur Peter Jackson ist es aber, dem es anno 2005 gelingt, die bisher beste Neuinterpretation ins Kino zu bringen. Ein Kindheitstraum, übrigens, den sich Jackson erst nach seinem «Lord of the Rings»-Erfolg verwirklichen durfte.

Und dass Jackson das Projekt «King Kong» am Herzen lag, das merkt man in jeder Einstellung. Manche davon gleichen dem Original gar aufs Haar.

Tatsächlich ist Jacksons «King Kong» sowohl ultra-gruselige Würdigung als auch sinnvolle Erweiterung des Originals. Besonders, was die irgendwie seltsam schräge, aber dennoch zu Herzen gehende Beziehung zwischen Ann Darrow, der «weissen Frau», und Kong, dem Affen, betrifft.

So sorgen James Newton Howards grandiose Filmmusik und toll aufgelegte Schauspieler wie Jack Black, Naomi Watts oder Andy Serkis als Affe Kong dafür, dass wir uns bis zum Schluss ein Happy End wünschen – von Anfang an wissend, und vielleicht auch eine Träne vergiessend, dass es nicht kommen würde.

Kinostart: 14. Dezember 2005
Einspielergebnis: 562,4 Millionen Dollar

Platz 3: Scarface

Es gab schon mal ein «Scarface» vor Brian De Palmas legendärem «Scarface». Der Film kam 1932 in die Kinos, spielt im Chicago der 1920er und handelt von Tony «Scarface» Camonte. Dieser arbeitet als Leibwächter und Auftragsmörder für Mafiaboss Louis Costillo, der zu Zeiten der Prohibition um die Vorherrschaft im Gangstermilieu Chicagos kämpft. Im Laufe des Films arbeitet sich Tony selbst zum Gangsterboss hoch und lebt für kurze Zeit in Saus und Braus, ehe ihn die Polizei doch erwischt und erschiesst.

1983 siedelt Regisseur De Palma die Geschichte in der Gegenwart Miamis an, als der kubanische Diktator Fidel Castro gerade erst die Häfen für Amerika geöffnet hatte, um kubanische und amerikanische Familienangehörige wieder zusammenzuführen. Ein Ex-Sträfling, der die Reise von Kuba nach Miami angetreten hat: Der verarmte Antonio «Tony» Montana.

Wie im Original arbeitet sich Tony vom Tellerwäscher zum König der Welt hoch. Aber statt um Alkohol geht’s um Kokainhandel, und statt Gangsterboss wird Tony Drogenbaron. Der grösste Unterschied liegt aber in der Tonalität des Films: Während das Original Gewalt als grösstes Übel schlechthin stilisiert, wird sie im 1983er «Scarface» geradezu verherrlicht.

Nichtsdestotrotz: Der Film ist grossartig und hat Al Pacino zum Weltstar gemacht. Dazu war das Thema damals aktueller als die Welt wohl ahnte. Denn 1983, zur gleichen Zeit, als der Film im Kino lief und die Zuschauer sich mit Tony Montana verbrüderten, gab’s tatsächlich einen einst verarmten Ex-Schmuggler, der Kokainhandel im ungeahnt grossen Stil betrieb. Mehr noch. Wir reden hier von Grössenverhältnissen, die wir heute noch kaum greifen können und selbst Jahrzehnte später Historiker immer noch vor Rätseln stellt.

Schon mal von Pablo Escobar gehört?

Kinostart: 9. Dezember 1983
Einspielergebnis: 66,02 Millionen Dollar

Platz 2: The Thing

«Das Ding aus einer anderen Welt», so der deutsche Filmtitel, gilt als einer der besten und gruseligsten Horrorfilme aller Zeiten. Das war nicht immer so. Blicken wir zurück: 1982 ist John Carpenter einer der angesagtesten Horror-Regisseure der Welt. Filme wie «Halloween» oder «Escape from New York» gehen auf seine Kappe.

Als dann «The Thing» mit einem noch jungen Kurt Russell ins Kino kommt, bleibt der Erfolg vorerst aus. Zu brutal. Ein Horrorfilm. Ausgerechnet. Aber ganz ehrlich? Ich kann’s irgendwie nachvollziehen.

Nicht, dass ich den Film selbst für Horrorfilm-Verhältnisse für zu brutal hielte. Aber Mann, das ist schon harter Tobak – und spricht für die herausragenden Spezialeffekte, die jedes CGI-Effekt-Gewitter locker in die Tasche steckt. Tatsächlich zählt Regisseur John Carpenter den Film zu seinen besten Schöpfungen: «Das ist mein Lieblingsfilm, ja, da habe ich Horror gezeigt.»

Was viele nicht wissen: «The Thing» ist ein Remake des 1951er-Streifens «Who Goes There?», das wiederum eine Literaturverfilmung des gleichnamigen Sci-Fi-Romans aus dem Jahre 1948 ist.

Der Schwarz-Weiss-Film von damals ist nicht besonders gruselig. Im Film geht’s ja um eine amerikanische Forschungsstation in der Antarktis, die von einem Alien-Virus infiziert wird. Das Virus verwandelt Menschen in Monster und lässt sie Gestalten wandeln. Während die 1951er-Fassung die Identität des Aliens viel zu früh Preis gibt, wartet Carpenters «The Thing» bis zum Schluss. So, dass eine Paranoia entsteht, in der niemand weiss, wem er trauen kann.

Auch lustig: Der Soundtrack stammt von Ennio Morricone. Aber eigentlich wollte Carpenter den eigenen Soundtrack machen, da er das noch gerne macht. Morricone hat dann auch nicht so recht gecheckt, warum er das machen sollte, wo Carpenter doch gut ist. Darum hat er einfach Sound à la Carpenter gemacht.

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    von Luca Fontana

Kinostart: 25. Juni 1982
Einspielergebnis: 19,6 Millionen Dollar

Platz 1: Ben-Hur

Platz 1 kann nicht anders, als dem Film zuzukommen, der zusammen mit «Lord of the Rings: The Return of the King» und elf gewonnen goldenen Statuetten den Oscar-Rekord hält: «Ben-Hur».

Die Geschichte Judah Ben-Hurs wurde dabei schon so oft verfilmt, dass sie manch einer für eine Bibelgeschichte halten könnte.

Ich zum Beispiel.

Als Kind.

Tatsächlich stammt sie aber vom US-amerikanischen Schriftsteller Lew Wallace ab, der sie 1880 geschrieben hat – nachdem er noch als General im amerikanischen Bürgerkrieg gedient hatte.

Die erste wirklich Aufsehen erregende Verfilmung gab’s allerdings erst 1925 unter dem Produktionsdach MGMs. Damals noch als Stummfilm. Und so, wie dieser Stummfilm angepriesen wurde, wäre ich bestimmt einer der Ersten gewesen, die ins Kino gerannt wären, um ihn zu sehen.

Denn für 1925-Verhältnisse war der Film bahnbrechend: Spannend, romantisch, actionreich und viel opulenter, als sich je einer das noch junge Medium «Film» hätte vorstellen können. Die Seeschlacht alleine galt schon als Mass aller Dinge. Und während der Rennwagen-Sequenz tauchten zahlreiche Hollywood-Grössen in kurzen Cameo-Auftritten im Publikum auf.

MGM selbst war es dann auch, das 1959 das Remake unter der Regie William Wylers in die Kinos brachte – mit einem gewissen Sergio Leone als Regieassistenten. Und das Studio scheute weder Kosten noch Mühen: 50 000 Komparsen, über eine Million Requisiten und 40 000 Tonnen Mittelmeersand.

Das Produktionsbudget: Über 15 Millionen Dollar. Inflationsbereinigt sind das 135 Millionen Dollar. Wow. Charlton Heston, ein Mega-Star, spielte zusätzlich die Hauptrolle. Und die Rennwagen-Sequenz hält selbst heutigen Filmstandards stand.

Ironisch: MGM hielt seine eigene Ur-Version nach wie vor für konkurrenzfähig. Zu konkurrenzfähig. Darum versuchte das Studio, sämtliche noch existierende Kopien des 1925er «Ben-Hur» aufzutreiben und zu zerstören. Es gelang nicht.

Kinostart: 18. November 1959
Einspielergebnis: 74,4 Millionen Dollar


Es gibt noch mehr Remakes, die es auf die Liste hätten schaffen können. Eines zum Beispiel, bei dem stets nur die nach unten gezogenen Mundwinkel eines ziemlich mürrischen, aber gerechten Mannes zu sehen sind. Das Ganze spielt in einer postapokalyptischen Welt.

Na, findet ihr raus, welchen Film ich meine?

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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