Hintergrund

Der Horrorfilm, der so schrecklich ist, dass du eine Schreck-Verzichtserklärung unterschreiben musst

Parties am Strand, radioaktiver Giftmüll und ein Monster. Das ergibt einen Film, der so schrecklich war, dass Zuschauer den Kinobetreiber von jeder Verantwortung für Todesfälle freisprechen mussten. Das ist «The Horror of Party Beach», der wohl schrecklichste Horrorfilm aller Zeiten.

Wenn du damals «The Horror of Party Beach» in einem US-Kino schauen wolltest, dann musstest du folgenden Zettel unterschreiben:

Jeder Besucher des Films, der mittlerweile offiziell in der Liste der «Filme, die zu den schlechtesten Filmen aller Zeiten gehören» aufgenommen worden ist, musste offiziell und rechtlich die Kinobetreiber von jeder Verantwortung freisprechen, sollten sie während der Vorführung vor Angst sterben. So schrecklich sei der Film.

Heute, 55 Jahre nach der Erstveröffentlichung, sieht die Welt anders aus. Kinobesucher haben die brillianten Special Effects aus der Werkstatt von Rob Bottin in «The Thing» überstanden, sich vor Angus Scrimm in «Phantasm» gefürchtet und Linda Blair als besessene Regan in «The Exorcist» zum Kulturgut ernannt. Heute können wir, vielleicht, den Horror of Party Beach ertragen.

Spannungen am Strand

«The Horror of Party Beach» beginnt mit einer wilden Party am Strand. Aus dem Off läuft der Track «Zombie Stomp» von den Del Aires.

Zwei junge Männer prügeln sich. Wegen eines Mädchens. Ein Mädchen küsst einen Typen, der dann weitergeht und sie küsst den nächsten. Die modernen jungen Leute wissen sich einfach nicht zu benehmen. Und diese Rockmusik erst.

Unter Wasser geht es etwas ruhiger zu und her. Da liegt ein menschliches Skelett und radioaktiver Giftmüll, wie das in den 1960ern so üblich war. Das radioaktive Material läuft aus, trifft auf das Skelett und eine furchtbare Mutation nimmt ihren unheiligen Lauf. Das Skelett verbindet sich mit Seeanemonen und Protozoa. Taxonomisch ist das zwar extrem fragwürdig, aber wo Rockmusik und radioaktiver Giftmüll im Spiel sind, geht alles.

Mehr Natrium. Monster. Auflösung. Die Weissen leben wieder in Frieden und die Party kann weitergehen. Die Del Aires spielen auf.

The End.

Der Film versteht nichts von gar nichts

Das Problem wird recht schnell offensichtlich, vorausgesetzt, du schläfst nicht ein. Denn selbst als Trash Film ist «The Horror of Party Beach» komplett nutzlos. Klar, der Film hat es unerklärlicherweise international geschafft, Kultstatus zu erreichen. Aber als filmisches Machwerk versagt der Film auf ganzer Linie.

Da ist die Sache, dass die Drehbuchautoren Richard Hilliard, Ronald Gianettino und Lou Binder keinen Plan haben, wie ein Musical funktioniert. So behämmert das jetzt auch klingen mag, hier das Konzept eines Musicals. Die Schauspieler agieren, wie es normale Menschen tun würden. Sie tun Dinge und sagen Wörter. Auf einmal wird das Realistische ausgeschaltet und die Schauspieler beginnen zu singen und zu tanzen ohne aus der Rolle zu fallen. Ein Beispiel:

In «The Horror of Party Beach» kommt die ganze Musik vom Band oder wird von einer Band im Hintergrund der Szene gespielt. Was aber hier gesagt werden muss, die Band im Film – die Del Aires – machen ganz ordentlichen Surfer Rock. Nichts verreckt Gutes, aber ordentlich.

Apropos Monster. Da musst du schon ein Fright Release unterzeichnen, und dann sieht das Monster so aus.

Ja ne, is klar.

Warum Kultstatus?

Im Jahre 1997, in der neunten Staffel des Mystery Science Theaters, war dann endlich «The Horror of Party Beach» dran. Tipp: Überspring einfach die Parts, die in Farbe sind. Die sind nie besonders gut. Dafür sind die Parts, wo Mike (Michael J. Nelson) und Co. sich über den Film lustig machen, umso besser.

«The Horror of Party Beach» ist nach wie vor im Public Domain. Das heisst, du kannst dir auch die nicht-MST3K-Version des Films einfach auf Youtube anschauen.

Aber eines noch: Wenn du vor Angst und Schrecken stirbst, dann übernimmt Digitec Galaxus keine Haftung. Also darfst du dir den Film nur auf eigene Gefahr ansehen.

So. Fertig. Der Film sollte ursprünglich übrigens «Invasion of the Zombies» heissen. Das Monster vom Partystrand ist zwar untot, aber Zombies sind dann doch was anderes.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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