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Kritik

«Avatar: The Last Airbender»: Netflix, ich ziehe meinen Hut

Luca Fontana
22.2.2024

Nein, «Avatar: The Last Airbender», die Netflix-Adaptation des Nickelodeon-Originals, ist zwar nicht perfekt. Zu kritisieren gibt es einiges. Aber dafür, und das ist die eigentliche Überraschung, noch viel mehr zu loben!

Eines vorweg: In dem Review gibt’s keine Spoiler. Du liest nur Infos, die aus den bereits veröffentlichten Trailern bekannt sind.

Buchstäblich.

Darum geht’s in «Avatar: The Last Airbender»

Ein zunächst holpriger Start für die Netflix-Adaption

Ich hatte meine Zweifel, was Netflix’ Live-Action-Adaption betrifft. Zweifel, die sich nach dem Schauen der acht Episoden zwar nicht gänzlich in Luft aufgelöst haben. Aber dafür die Befürchtung, der Streaming-Gigant würde dem Quellmaterial zu wenig Respekt zollen.

«Egal welche Version am Ende erscheint, es wird nicht das sein, was Bryan und ich uns vorgestellt hatten.»

Netflix macht einiges falsch – aber noch mehr richtig

Das prominenteste Opfer einer solchen Streichung: Sokkas anfänglicher Sexismus. Der sei politisch nicht mehr zeitgemäss, so die offizielle Erklärung. Darüber habe ich mich erst kürzlich gründlich ausgelassen:

Die gute Nachricht: Das war das einzige Mal, dass ich als überprotektiver Gralshüter des Originals enttäuscht den Kopf schütteln musste. Die meisten anderen Änderungen fühlen sich nämlich deutlich stimmiger an. Manche sind sogar so rund, dass ich staune, wie kohärent da gerade fünf, sechs oder mehr Zeichentrick-Episoden zu einer einzigen zusammengefasst wurden.

Das wird vor allem in der fünften und sechsten Episode deutlich, «Spirited Away» und «Masks». Keine Sorge, ich spoilere nichts. Aber lass mich gesagt haben, dass es der Adaption hier sogar gelingt, die emotionale Wucht mancher Charakterentwicklungen aus dem Original zu übertreffen. Das hätte ich niemals für möglich gehalten. Ich hielt die entsprechenden Episoden des Zeichentricks schon für perfekt. Aber da sind wir nun.

Respekt, wem Respekt gebührt. Bravo, Netflix.

Die Liebe zum Detail

Netflix hingegen trumpft gerade hier grossartig auf. Vor allem das Feuerbändigen sieht nicht bloss einschüchternd aus, sondern jagt beim Zuschauen lebendig verbrennender Feinde – mit Haut, Haar und Knochen – geradezu Schauer über den Rücken.

Jaja, Kinderserie, haben sie gesagt.

«Secret tunnel!»

Ken Leung hingegen darf seinem Commander Zhao, dem eigentlichen Antagonisten der ersten Staffel, eine etwas andere Hintergrundgeschichte verpassen als in der Zeichentrickserie. Eine, die seiner späteren Charakterentwicklung mehr Gewicht verleiht. Mehr Komplexität. Noch so eine Änderung, die Netflix gut macht. Auch wenn Ken Leung, den ich schon in «Lost» mochte, sowieso immer ein schauspielerischer Gewinn ist, egal was das Drehbuch ihm zu spielen gibt.

Fazit: Zäher Start, aber dann wird’s richtig gut

Als Fan des Originals haderte ich anfangs mit den vielen Änderungen. Manche ergeben noch immer keinen Sinn. Andere hingegen entfalten ihre Wirkung erst mit dem Fortschreiten der Serie. Dann aber so sehr sogar, dass die Adaption das Original ab und zu sogar übertrifft. Eine beeindruckende Leistung, vor allem gemessen daran, wie schwierig es gewesen sein muss, das erzählerische Kuddelmuddel der ersten Zeichentrick-Staffel aufzudröseln.

Keine Frage: Das Team hinter und vor der Kamera liebt Nickelodeons «Avatar: The Last Airbender». Das ist in jeder Einstellung spürbar, die voller Hommagen ans Original stecken. Und wenn die Live-Action-Adaption selbst einen derart skeptischen Fan wie mich letztlich überzeugen konnte, dann hat sie mehr als nur einiges richtig gemacht.

«Avatar: The Last Airbender»» läuft ab dem 22. Februar 2024 auf Netflix. Die Serie besteht aus acht Folgen à etwa 50 Minuten. Freigegeben ab 12 Jahren.

Titelbild: Netflix

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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