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AMD Ryzen 5 3600XT: Besser als der Vorgänger und als die Konkurrenz – und sinnlos

Kevin Hofer
7.7.2020

AMD macht einen auf Intel und bringt mit den XT-Modellen einen Refresh von drei Ryzen 3000 Desktop CPUs. Obwohl AMD mit dem Ryzen 5 3600XT bei den Games weiter zu Intel aufschliesst, erschliesst sich mir der Sinn hinter dem Matisse-Refresh nicht.

Der Chip im Detail

An der Anzahl Kerne, der TDP und dem Basistakt ändert der Hersteller nichts. Hier der Prozessor im Vergleich zum 3600X und der Konkurrenz von Intel.

Testmethode und -Setup

Folgende Komponenten verwende ich für das Review:

Im BIOS aktiviere ich XMP. Sonst lasse ich alles auf Standard – ausser fürs Overclocking, dazu komme ich noch. Ich verwende die mitgelieferten Treiber von Asus und Intel sowie Windows 10 in der Version 1909.

Bei der Testmethode orientiere ich mich an unseren Grafikkarten-Reviews. Die Methode habe ich seit deren Einführung überarbeitet. Hier zum Überblick die verschiedenen Benchmarks:

Alle Benchmarks mache ich drei Mal und nehme das beste Ergebnis. Bei den Games verwende ich die höchstmöglichen Voreinstellungen.

Overclocking und Cinebench R20

Ich beschränke mich beim Overclocking auf den Noctua-Kühler. Mir ist bewusst, dass ich dadurch keine Aussagen zum maximalen Overclocking-Potenzial machen kann, dennoch kann ich nach den Tests sagen: Der 3600XT ist für einen Ryzen-Prozessor relativ übertaktungsfreudig.

Als Referenz führe ich den Cinebench R20 Benchmark durch. Bei Stock-Einstellungen erreicht der 3600XT einen Single Core Score von 521 und einen Multi Core Score von 3676. Dabei läuft der Prozessor auf allen Kernen bei 4.2 GHz und wird bis zu 75° Celsius warm. Zum Vergleich: Der i5-10600K erreicht einen Single Core Score von 505 und einen Multi Core Score von 3604.

Mit dem 3600XT erreiche ich einen Overclock von 4.6 GHz auf allen Kernen. Also 400 MHz mehr als auf Stock-Einstellungen. Dabei gebe ich eine Spannung von 1.4 V. Der 3600XT wird bis zu 93° Celsius heiss. In Cinebench R20 erreiche ich so einen Score von 4109. Das sind zehn Prozent mehr als auf Stock-Einstellungen. Für einen Ryzen-Prozessor ist das relativ viel, da sie als nicht so übertaktungsfreudig gelten.

CPU-Z

Beim CPU-Z-Benchmark legt der Ryzen 5 3600XT beim Multi Core Score vor. Dafür hat der i5-10600K beim Single Core die Nase vorn.

7-Zip

Im integrierten Benchmark von 7-Zip – ich wähle die Standard «Dictionary size» von 32 MB – erreicht der 3600XT 61 763 Instruktionen pro Sekunde (MIPS). Das sind knapp zehn Prozent mehr als der i5-10600K mit 56 207 MIPS.

Blender bmw27

Beim Blender-bmw27-Benchmark ist der 3600XT ein bisschen schneller als der i5-10600K. Zwei Sekunden liegt er vor dem Intel-Chip.

Handbrake

Den 88 Sekunden langen, 645 MB grossen 4K Trailer von «The Dark Knight Rises» encodiert der 3600XT mit den «Fast 1080p30»-Voreinstellungen von Handbrake in 63 Sekunden. Verglichen mit dem i5-10600K ist das rund 10 Prozent schneller.

Photoshop

Beim Photoshop Benchmark von Puget Systems werden verschiedene Workloads durchgeführt. Genauere Infos findest du hier. Am Schluss berechnet der Benchmark einen Score, der sich an einer Referenzworkstation orientiert. Der Ryzen 5 3600XT liegt vier Punkte hinter dem Intel-Prozessor, das entspricht einem halben Prozent.

PCMark 10

Der PCMark 10 Benchmark testet diverse Szenarien wie Ladezeit von Apps, Effizienz bei Tabellenkalkulationen, Browsen oder auch Foto- und Videobearbeitung. Daraus berechnet er einen Score. Mit seinen 7157 Punkten schneidet der 3600XT rund vier Prozent besser ab als der i5-10600K.

Fire Strike, Fire Strike Ultra, Time Spy und Time Spy Ultra

Die synthetischen Game Benchmarks lassen einen ersten Blick auf die Leistung in Games zu. Ich verzichte auf die Angabe des Overall Scores, der sich aus den Ergebnissen der Grafikkarte und CPU berechnet. Dies, weil die GPU-Wertung sehr inkonsistent ist. Hier hatte ich Unterschiede von über 1000 Punkten. Das verfälscht das Ergebnis enorm.

In den beiden Fire Strike Benchmarks liegt der Ryzen 3600XT vorne und bei beiden Time Spy der i5-10600K. Der Ryzen-Chip ist rund 2.5 Prozent schneller in Fire Strike und der Core-Chip rund 7 Prozent in Time Spy.

Die Games

Bei den Spielen liefere ich dir neben den durchschnittlichen FPS auch die Frametime in Perzentilen und zwar 99 und 99.9.

Über alle Games hinweg gesehen liegt der Ryzen 3600XT hinter dem i5-10600K. Der Unterschied ist je nach Spiel unterschiedlich gross. «Strange Brigade» beispielsweise scheint für Intel-Prozessoren optimiert zu sein. Die schneiden einiges besser ab als die AMD-Chips. Bei 1080p ist der i5-10600K rund 13 Prozent schneller. Dieser Unterschied bleibt bei allen Auflösungen etwa gleich.

Nehme ich das Ausreisser-Spiel «Strange Brigade» raus, ist der Unterschied einiges kleiner. Bei 1080p ist der Intel-Chip nur 4.5 Prozent schneller.

Fazit: Besserer Deal als der i5-10600K – und trotzdem nicht sinnvoll

Mit dem Ryzen 5 3600XT schliesst AMD vor allem bei der Single-Core-Leistung weiter zu Intel auf. Bei produktiven Tasks liegt der 3600XT meist vor dem i5-10600K. In Games muss sich der neue AMD-Chip nach wie vor geschlagen geben. Der Unterschied fällt mit weniger als fünf Prozent aber kleiner aus als auch schon.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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