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Die Flatrate fürs Smartphone ist das All-you-can-eat-Buffet

In der Schweiz gilt das Flatrate-Abo als Goldstandard. Allerdings brauchen die meisten Nutzerinnen und Nutzer gar nicht so viel Leistung und zahlen damit Monat für Monat zu viel an ihre Provider.

Ich würde eine Wette darauf eingehen, dass von 100 Smartphone-Nutzern mindestens 90 am Ende eines Monats nicht wissen, wie viel Datenvolumen sie gebraucht haben. Oder weisst du es?

Die meisten Antworten sollte es für die beiden letztgenannten Optionen geben. Denn zum einen bist du als Leserin der Artikel von digitec mit höherer Wahrscheinlichkeit Viel-Surfererin. Zum anderen kümmert es dich vielleicht auch gar nicht, wie viele Daten monatlich durch dein Smartphone rauschen, weil du eine Flatrate bei deinem Provider hast.

Flatrates sind deshalb so populär, weil sie dir das Gefühl von Sicherheit geben. Sie sind die Vollkaskoversicherung des Apple-Nutzers mit Always-on-Attitude, das All-you-can-eat-Buffet der Android-Fans mit unstillbarem Streaming-Hunger.

Nun sind das aber auch genau die Leute, die sehr gut Bescheid wissen, was wir alle mit unseren Flatrates anfangen. Nicht in dem Sinne, dass sie wüssten, ob du stundenlang Menschen beim Gamen zuschaust natürlich. Aber sie wissen, welche Datenmengen im Durchschnitt pro Monat und User anfallen.

Hier ein paar der Zahlen und Erkenntnisse, die dich überraschen könnten:

Vom Streben nach Sicherheit

Vielleicht schwirrt dir jetzt ein wenig der Kopf, weil du eben so genau gar nie rechnen willst. Und ausserdem erinnerst du noch an die Horrorgeschichten aus den Zeitungen. Arme, unschuldige Handynutzer wurden da fotografiert, die abartig hohe Rechnungen in die Kamera hielten, nur weil sie mal das Handy aus Versehen nicht in den Flugmodus geschaltet haben.

Flatrates bedeuten höhere Umsätze für Provider

Allerdings wüssten die Provider auch, dass das Bedürfnis nach Sicherheit ihnen mehr Umsatz pro Kunde bringt, weil diese bevorzugt Flatrates abschliessen. Solche Abos seien laut Provider «einfach zu vermarkten». Und die Kundschaft sei eben bereit für die Kostensicherheit einen ordentlichen Aufschlag zu bezahlen.

Generell tobt laut Beyeler ein harter Kampf um Kundinnen und Kunden. Der Telekom-Experte führt seit 2019 eine Liste mit Promotionsangeboten. Stand Mitte Mai sind dort bisher über 900 Aktionen zusammengekommen. Damit, so Beyeler, gibt es im Schnitt pro Tag immer irgendwo eine Promotion im Markt.

Zusammenhang zwischen Preis und Qualität ist gering

Eine Auswahl nach effektiv genutztem Datenvolumen pro Monat gibt es zwar, aber du findest sie nicht auf den ersten Blick. Bei Moneyland zum Beispiel erst unter dem Punkt «individuelle Angaben».

Warum ist das so? Comparis-Digital-Experte Jean-Claude Frick schreibt in einem Blog-Beitrag auf der Comparis-Website: «Wer eine Flatrate bucht, muss sich um seinen Datenverbrauch keine Sorgen machen.» Das stimmt natürlich und entspricht dem Gedanken, sich maximal absichern zu wollen. Weiter heisst es bei Comparis: «Die Preisunterschiede zwischen Abos mit Datenpaketen und solchen mit einer Flatrate sind in den letzten Monaten kleiner geworden.»

Fazit also: Wir haben uns in der Schweiz an Flatrates gewöhnt. Wir bezahlen mehr als wir müssten. Und weil wir manchmal auch einfach zu bequem sind.

In den USA gibt es mit Mint Mobile einen Anbieter, der in seiner Werbung für seine Handy-Abos sowohl die Bequemlichkeit als auch das Sicherheitsbedürfnis anspricht.

Ryan Reynolds, CEO von Mint Mobile und Hollywood-Schauspieler, greift im Werbespot das Geschäftsmodell der Konkurrenz direkt an. Müssten wir unseren CEO für digitec connect vielleicht auch einmal vor die Kamera schicken?

Ob wir diesen Wunsch erfüllen können – ich verspreche nichts.

So findest du heraus, wie viel Datenvolumen du verbrauchst

Solange du noch auf dieses Feature warten musst, kannst du schon heute herausfinden, welche Datenmengen zu verbrauchst. Sowohl bei Android als auch im iOS der Apple-Geräte geht das einfach und schnell.

iOS: Das verbrauchte Datenvolumen findest du über den Punkt «Einstellungen», dann «Mobiles Netz» oder «Mobile Daten». Sinnvoll wäre es, wenn du zu Beginn eines Monats die Datenstatistik zurücksetzt und am Ende des Monats kontrollierst, welches Datenvolumen du genutzt hast.

Android: Die Angabe findest du unter «Einstellungen», dann «Netzwerk & Internet», hier dann unter «Datennutzung». Unter «Mobil» findest du die gesamte genutzte Datenmenge. Über den Pfeil nach unten kannst du einen Zeitraum auswählen.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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