Jean-Claude Frick ist Smartphone-Fanatiker und ausserdem Experte für Mobilfunk beim Vergleichsdienst Comparis.
Hintergrund

Kosten fürs Handy-Abo: «Mit Kombi-Abos wird die Bequemlichkeit ausgenutzt»

Der Markt für Mobilfunk-Abos ist heiss umkämpft. Die Netzbetreiber werden mit aggressiven Preismodellen um neue Kunden. Jean-Claude Frick, Telecom-Experte bei comparis.ch, wundert sich im Interview, warum viele immer noch horrend teure Abos haben.

Warum wechseln eigentlich so wenig Leute ihren Vertrag?
Jean-Claude Frick: Da spielen ganz sicher viele Ängste mit: Es ist kompliziert, es kann schiefgehen, man verliert seine Nummer. All das ist im Hinterkopf. Dabei ist ein Vertragswechsel heute ganz simpel. Seit 15 Jahren funktioniert das.

Dabei muss man selbst ja fast nichts mehr machen, oder?
Stimmt. Immer, wenn ich den Leuten erkläre, dass der neue Provider sich um alles kümmert, sind sie überrascht. Er klärt die Kündigungsfrist ab, kümmert sich um die Portierung der Rufnummer und teilt mit, wann die neue SIM-Karte eingesteckt werden muss.

Macht genau der Wechsel der SIM-Karte manchen Menschen Angst? Auch. Wir erinnern uns ja noch an die Zeit, als die Kontakte auf eben so einer SIM-Karte gespeichert waren. Oder als man beim Wechsel des Handys alle Adressen und Telefonnummern manuell übertragen musste. Heute ist ja zum Glück alles in der Cloud.

Wann ändern wir unser Verhalten?

  1. Die Motivation, es zu tun.
  2. Die Fähigkeit oder Möglichkeit, es zu tun.
  3. Einen Auslöser oder einen Trigger, der daran erinnert, es zu tun.

Wo hat eigentlich ein Frick seinen Handy-Vertrag?
Swisscom.

Ach!
Ja, aus einem ganz einfachen Grund: die Flatrate. Ich telefoniere viel, teils stundenlang am Tag. Und ich bin eine spezielle Zielgruppe: Ich will drei SIM-Karten, eine Apple Watch, die autark ist, sowie viele Roaming Daten im Ausland. Dann noch 5G. Dafür zahle ich dann eben auch mehr. Aber eben, bei mir liegt das am Beruf. Ich teste auch viele Handys, und da will ich eben immer die gleiche Nummer haben. Sonst kann mich ja niemand anrufen.

Und was würdest Du Leuten raten mit weniger extremer Handy-Nutzung?
Mehr als 40 oder 50 Franken sollte man nicht zahlen. Ich verstehe jeden, der eine Flatrate will. Auch wenn bei den meisten eigentlich zwei oder drei Gigabyte reichen. Und wenn es einmal mehr Volumen ist, das man braucht, kostet das ja auch nur ein paar Franken für diesen Monat mehr. In den restlichen Monaten zahlt man dann eben nicht.

Zweifelhafte Liebe zur Flatrate

Muss man den Leuten also psychologischen Beistand bieten?
Scheinbar. Ich gebe den Tipp, dass man das genutzte Datenvolumen einmal messen sollte. Einfach einmal Anfang Monat in den Einstellungen den Zähler auf Null setzen und dann am Ende schauen, wie viel verbraucht wurde. Die meisten dürften überrascht sein, wo sie landen. Selbst wer 5 Gigabyte braucht, kann ohne Flatrate günstiger fahren.

Kleiner Tipp: Es können auch die Grosseltern, oder auch ein WG-Kollege oder ein Onkel sein ...
Ah, das macht es einfacher. Dann muss die Person einem nur nah genug sein, dass ich das Geld eintreiben kann.

Genau, Du hast verstanden, wie’s funktioniert.
Danke. Darf ich mir noch etwas wünschen?

Klar.
Ich würde mir noch mehr Optionen wünschen, gerne mit Aufpreis. Zum Beispiel für meine Uhr noch eine SIM. Oder 5G als Option. Quasi ein All-inklusive-Baukasten.

Danke, gebe ich gerne mal weiter. Und danke Dir fürs Gespräch.
Sehr gerne.

Einen Wunsch von Jean-Claude Frick wird das Team von digitec connect im September erfüllen: Dann kommt die MultiSIM.
Titelbild: Jean-Claude Frick ist Smartphone-Fanatiker und ausserdem Experte für Mobilfunk beim Vergleichsdienst Comparis.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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