Produkttest

Xiaomi 12S Ultra: Die Kamera mit 1-Zoll-Sensor im Test

Jan Johannsen
12.9.2022

Das Xiaomi 12S Ultra verfügt über einen sehr großen Bildsensor und Leica hat seine Finger bei der Kamera im Spiel. Grund genug, viele Fotos aufzunehmen und zu bewerten.

Drei Kameras und physikalische Limitierungen

Zur Orientierung: Die Linse in der Mitte des runden Kameraelements gehört zur Weitwinkelkamera. Im Querformat befindet sich die Telekamera links davon und die Hauptkamera oberhalb der Weitwinkelkamera.

Andere Hersteller behelfen sich wohl damit auf die Bildstabilisierung zu verzichten oder nur den mittleren Bereich des Sensors zu benutzen. Was beides den großen Sensor zu einer unnötigen Marketingaktion verkommen lässt.

Die Hauptkamera: ein verdammt großer Sensor

Alle Beispielfotos sind mit der Automatik des Xiaomi 12S Ultra aufgenommen. Das Smartphone und die Software haben die Bildbearbeitung übernommen und sie direkt als JPEG-Dateien abgespeichert. Unkomprimierte Fotos im RAW-Format sind nur im Pro-Modus möglich.

Natürliche Farbe und hohe Detailgenauigkeit

Da ich vom großen Sensor einiges erwarte, langweile ich das Xiaomi 12S Ultra nicht mit idealen Bedingungen. Stattdessen geht es in zeitlicher Nähe zum Sonnenuntergang in die Hamburger Speicherstadt und Hafencity.

Die Farbwiedergabe gefällt mir. Sie passt zu dem, was meine Augen vor Ort sehen. Die Detailgenauigkeit ist sehr hoch, allerdings fehlt mir der große Unterschied zu anderen sehr guten Smartphone-Kameras.

Negativ fällt mir dagegen auf, dass für viele der Motive 23 Millimeter zu weitwinklig sind. Besonders, da ich fast alle Motive auch mit fünffachem Zoom aufgenommen haben. Dazu aber später mehr.

Zuerst der Blick auf die Details. Ich habe aus einem Foto den mittleren Bereich in Originalgröße ausgeschnitten und neben die kurz danach entstandene Aufnahme des Huawei P50 Pro gelegt. Insgesamt ist das Foto aus der Leica-Kamera des P50 Pro weniger weitwinklig und insgesamt etwas heller.

Im Ausschnitt werden die farblichen Unterschiede deutlicher. Das 12S Ultra ist dabei mein Favorit, auch wenn ich bei der Detailgenauigkeit keine Vorteile durch den großen Sensor erkenne.

Wobei die Detailgenauigkeit bei beiden Kameras, je weiter das Motiv entfernt ist, nachlässt. Im vorderen Bereich sind bei der Mauer beim 12S Ultra die einzelnen Steine klarer zu erkennen.

Die Automatik bekommt es bei Dunkelheit gut hin, die Aufnahme aufzuhellen. Der Nachtmodus erhöht im direkten Vergleich die Detailgenauigkeit deutlich.

Schaue ich mir allerdings die Aufnahmen in Originalgröße an und vergleiche sie mit dem Huawei P50 Pro, scheint der große Sensor des Xiaomi 12S Ultra keinen Vorteil bei der Detailgenauigkeit zu bringen. Die farblichen Unterschiede schreibe ich der jeweiligen Software zu.

Weitwinkel- und Telekamera: kleinere Sensoren, aber trotzdem eine Erwähnung wert

Schaue ich auf meine Motive, brauche ich häufiger die Telekamera als die Weitwinkelkamera.

Mit der Telekamera komme ich näher an die hinter dem Haus verschwindende Sonne heran und kann die von der kleinen Brücke verdeckte Hafenpolizeiwache besser in Szene setzen. Das sieht insgesamt ordentlich aus und ist einem Top-Smartphone würdig, aber nichts womit sich das Xiaomi 12S Ultra von anderen sehr guten Smartphone-Kameras absetzt.

Der Nachtmodus sorgt bei beiden Kameras für eine verbesserte Bildqualität. Die Aufnahmen sind heller und zeichnen sich durch eine höhere Detailgenauigkeit aus. Der Zugewinn an Qualität fällt bei der Telekamera stärker aus. Aber insgesamt nichts, was andere Smartphones nicht auch hinbekommen.

Porträtfotos sind Schwarz-Weiß am schönsten

Porträtfotos mit unscharfem Hintergrund bekommen auch andere Smartphones bereits sehr gut hin. Das Xiaomi 12S Ultra bietet hierfür drei Voreinstellungen, von denen ich eine sehr mag und eine für überflüssig halte.

Ich mag die Schwarz-Weiß-Porträts mit einer Brennweite von 35 Millimetern. Sie strahlen klassische Fotografie aus und entschleunigen jedes Motiv.

«Swirly Bokeh» bei 50 Millimetern scheint mir mit der Standardeinstellung des Porträtmodus identisch zu sein. Die Trennung von Person und Hintergrund funktioniert sehr gut. Aber das ist nichts Besonderes mehr.

Völlig überflüssig erscheint mir der «90mm Soft Focus». Ich sehe keinen Sinn darin, das Gesicht mit Absicht unscharf aufzunehmen, auch wenn «Soft Focus» es nach Absicht klingen lässt.

Leica Authentic und Leica Vibrant

Alle Fotos, die ich dir bisher gezeigt habe, sind im Modus «Leica Authentic» aufgenommen. Mit «Leica Vibrant» steht noch ein zweites Set an Voreinstellungen zur Auswahl. Einen von beiden muss ich wählen, komplett deaktivieren kann ich sie nicht.

Die farblichen Unterschiede zwischen beiden fallen geringer aus als ich erwartet habe. Vibrant ist etwas heller und wirkt dadurch minimal fröhlicher – vor allem, wenn eher graue Wolken am Himmel zu sehen sind. Mir gefällt Authentic aber etwas besser und deswegen hauptsächlich ihn verwendet.

In der Kamera-App findest du noch weitere Filter. Vier davon stammen ihren Namen nach ebenfalls von Leica. Mir gefallen dabei die Schwarz-Weiß-Filter «Leica BW Nat» und «Leica BW CH» am besten. «Leica Viv» und «Leica Nat» verlocken mich nicht dazu, sie zu benutzen. Keiner dieser Filter sorgt übrigens dafür, dass Authentic oder Vibrant erkennbar deaktiviert wird.

Fazit: Ich hatte mir mehr erhofft

Das heißt für mich konkret: Ich warte nicht sehnsüchtig, bis Xiaomi das Xiaomi 12S Ultra oder seinen Nachfolger bei uns verkauft. Die theoretischen Vorteile der großen Sensorfläche haben in der Praxis zu wenig Auswirkung.

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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