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«Wirklich? Ich hatte keine Ahnung». Der Designer der «Doom»-Sounds über sein unerwartetes Erbe

Wer sie kennt, hört sie überall. Soundeffekte aus den Egoshootern «Doom» 1 und 2. Was die wenigsten wissen: Die Sounds stammen gar nicht von id Softwares Kultgame. Kreiert hat sie Mike McDonough und zwar für zwei völlig andere Projekte.

«Wirklich? Ich hatte keine Ahnung.» Als ich Mike McDonough erzähle, dass sich diverse Internetforen um seine Soundeffekte ranken, staunt der renommierte Sound Designer nicht schlecht. «Ich habe gerade Doom Sound gegooglet. Es gibt da so ein Ding, das heisst Reddit. Da fragt tatsächlich jemand, ob es eine Doku oder sowas gäbe, wie die Doom Sounds entstanden sind. Ist das nicht witzig?»

Geräusche, die eine Generation geprägt haben

Raketen und Sattelschlepper: So entstanden die «Doom»-Sounds

Das letzte Element stammt von einem Sattelschlepper, den das Radio-Studio besass. «Wenn du die Bremse betätigst, gab es ein hydraulisches «pscht». Ich glaube, so habe ich dieses Türgeräusch gemacht.»

Auch in Outkasts Musikvideo zu «ATLiens» kommt das Geräusch vor.

«Sound Design ist wie Suppe kochen»

In den 80er-Jahren fingen die Studios an, Sound Effekte miteinander zu tauschen. Weil die Aufnahmen nicht in Stereo waren, brauchten sie neue Effekte. Mike arbeitete damals an der Universität als Soundverantwortlicher. Weil sie selbst keine Sound-Datenbank besassen, begann Mike, eigene Effekte zu kreieren. Als Vorlage dienten ihm anfangs bestehende Effekte renommierter Studios. «Das war der Zeitpunkt, als ich anfing, selber Sound zu produzieren und zu behalten.»

Für Mike hat Sound Design Parallelen mit Kochen. «Es ist ein bisschen wie Suppe machen. Ich fange mit einer Zutat an und füge dann ein bisschen davon und ein bisschen hiervon hinzu bis das Ganze stimmt.»

Leisten konnte sich der damals frisch verheiratete Mike die Nagra IV-s Anfang 80er eigentlich nicht. Der damalige Preis von 13 000 Dollar entspricht heute umgerechnet fast 40 000 Franken. Aber für den Audioliebhaber führte kein Weg dran vorbei. Er lieh sich das Geld und kaufte sich ein Stück Geschichte. «Es ist eine unglaublich genaue und leise Maschine. Sie ist wie eine Schweizer Uhr.»

«Zu meinen Lieblingssounds gehören Querschläger»

Die Liebe fürs Analoge setzt sich bei Mikes Arbeitsweise fort. Obwohl es heutzutage unzählige digitale Hilfsmittel gibt, bleibt Mike seinen Wurzeln treu. «Ich bin ein altmodischer Kerl. Ich habe keinen Synthesizer. Am liebsten nehme ich echte Geräusche auf und manipuliere sie.» Dabei wiederum kennt Mike keine Berührungsängste mit moderner Technologie. «Wir können heute Sachen machen, die früher unmöglich waren.»

Der Mythos wird bleiben

Von den Querschläger-Geräuschen hat es keines in «Doom» geschafft. Für die meisten von uns dürften aus Mikes Sammlung somit die Sounds aus id Softwares Egoshooter die bekanntesten sein.

Bilder: ZVG Mike McDonough

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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