Krieg der Game-Shops
Wird der Epic Games Store Steam gefährlich?
- Epic hat das Zeug, der neue Leader zu werden14%
- Epic wird wie Origin und Uplay ein Nebendasein fristen75%
- Keine Ahnung11%
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Die Firma hinter «Fortnite» lanciert einen eigenen Game-Store mit äusserst attraktiven Konditionen für Entwickler. Muss sich Steam in Acht nehmen, und was bedeutet das für uns Gamer?
Was gab das für einen Aufschrei, als wir Steam installieren mussten, nur um «Half-Life 2» zu zocken. 14 Jahre später ist davon nichts mehr zu spüren. Steam dominiert den PC-Markt mit über 125 Millionen Usern (Stand 2015). Nun könnte ein anderer Spieleentwickler Valve –die Firma hinter Steam –, den Thron streitig machen. Epic stellte am Dienstag den Epic Games Store vor. Epic ist bekannt für «Unreal Tournament», «Gears of War», ach ja und ein kleines Spiel namens «Fortnite». Der neue Online-Store wird anfangs handverlesene Titel anbieten, und im Verlauf vom nächsten Jahr das Tor immer weiter öffnen. Epics Shop wird nicht nur für PC und Mac erscheinen, sondern auch für Android.
EA, Ubisoft, CD Projekt Red, Microsoft: Sie alle haben doch auch ihren eigenen Store. Was soll bei Epic anders sein, wirst du jetzt vielleicht denken. Zum einen wären da die 200 Millionen registrierten Spieler für das wahrscheinlich populärste Game der Welt. 8.3 Millionen waren schon zu Spitzenzeiten gleichzeitig online. Jeden Monat gibt es zudem zwei Gratis-Spiele. Ausserdem doppelt Epic beim Werben um Spieleentwickler nach. Wer mit Epics Unreal Engine Assets für den Store erstellt, muss seit Juli nicht mehr 30 Prozent des Verkaufserlös abdrücken, sondern nur noch 12 Prozent. Dieser Entscheid gilt rückwirkend für die letzten vier Jahre. Mit dem Epic Games Store wird diese Linie weiterverfolgt. Wer dort sein Spiel verkauft, darf 88 Prozent des Erlös behalten. Egal ob Steam, Google Play Store oder iTunes der Industriestandard liegt sonst bei 70/30.
Eine riesige Userbasis, die zwar tendenziell jung aber offenbar sehr kauffreudig ist, kombiniert mit äusserst attraktiven Konditionen für Entwickler sind keine schlechte Voraussetzung, wenn man den Game-Markt aufmischen will. Laut einer Studie von lendEDU, ein Unternehmen für Studentendarlehnen, haben 69 Prozent der Spieler Geld in «Fortnite» ausgeben – durchschnittlich 85 Dollar. Das ist enorm!
Weitreichende Auswirkungen könnte Epics App-Store auch auf Android haben – genauer gesagt, auf den Google Play Store. Während es in vielen asiatischen Ländern normal ist, auf dem Smartphone verschiedene App-Stores zu nutzen, konnte sich in unseren Gefilden niemand gegen den Google Play Store durchsetzen. Da jeder «Fortnite»-Spieler auf Android den Epic Launcher bereits manuell installieren musste, hat Epic schon einen Fuss in der Türe. Und genau wie im PC-Bereich ist Epics Mobile-Store für Entwickler äusserst attraktiv. Neben der besseren Marge profitieren sie von einer deutlich besseren Visibilität. Sowohl der Google Play Store als auch Steam werden täglich von hunderten, wenn nicht gar tausenden neuen Spielen überschwemmt.
Wenige Tag vor Epics Ankündigung gab Valve bekannt, ebenfalls mehr Geld an Entwickler auszuschütten. Wer zwischen 10 und 50 Millionen US-Dollar durch ein Spiel einnimmt, muss statt 30 nur noch 25 Prozent an Valve abtreten. Bei über 50 Millionen sind's gar nur noch 20 Prozent. Für alle anderen bleibt der Deal aber wie gehabt. Von der neuen Regelung profitieren primär die grossen Studios. Valve will wohl dafür sorgen, dass die Heavy Hitters wie «PUBG», «Warframe» oder «Rainbow Six Siege» weiterhin bei Steam bleiben und nicht zur Konkurrenz abwandern. Geschehen ist das bereits mit «Call of Duty», das dieses Jahr nicht mehr bei Steam erschien, sondern exklusiv über Activision Blizzards Dienst Battle.net vertrieben wurde. Auch «Fallout 76» fand nicht den Weg zu Steam, auch wenn Bethesda sich diese Option offen hält.
Activision Blizzard und Bethesda sind längst nicht die einzigen, die ihre eigenen digitalen Game Stores aufgezogen haben. EA hat den Origin Store und Ubisoft Uplay. Meist finden sich dort zwar nur Spiele der jeweiligen Hersteller, aber CD Projekt Red («The Witcher») hat mit GOG einen erfolgreichen Store aufgezogen, wo längst nicht mehr nur restaurierte Klassiker zu finden sind. Microsoft verfügt mit dem Windows Store und Spielen wie «Forza Horizon», «Sea of Thieves» und dem kommenden «Crackdown 3» ebenfalls über ein paar kräftige Zugpferde.
Im Auge behalten sollte man auch Discord. Die App hat sich innert kürzester Zeit von der Team-Speak-Alternative zum neuen sozialen Tummelplatz für Gamer gemausert. Mittlerweile wird Discord nicht mehr nur am PC, sondern auch Mobile und auf den Konsolen benutzt. 130 Millionen Nutzer zählt der Dienst bereits. Daher kam es gar nicht so überraschend, dass Discord im Oktober ebenfalls einen Store eröffnete. Die Spieleauswahl ist zwar noch recht bescheiden und besteht grösstenteils aus Indie-Titeln, dennoch sollte man die Attraktivität der Plattform nicht unterschätzen.
Interessant ist auch der Fakt, dass hinter mehreren dieser Stores die gleiche chinesische Firma steht: Tencent. In China ist das Unternehmen primär bekannt für Wechat und QQ, die zwei grössten Messenger-Dienste der Welt. Ohne viel Aufhebens zu erregen, hat in den letzten Jahren eine der zehn wertvollsten Firmen sich grossflächig in der Gamebranche ausgebreitet. 2012 kaufte Tencent sich 48 Prozent von Epic Games. Zu den 30 Millionen Dollar, die Discord als Startkapital dienten, steuerte auch Tencent seinen Teil bei. Und mit den beiden Firmen hört der chinesische Einfluss längst nicht auf. Riot Games, die Macher von «League of Legends» gehören ebenfalls Tencent. Für läppische 8.6 Milliarden gönnten sich die Chinesen vor zwei Jahren zudem über 80 Prozent von Supercell, die mit «Clash of Clans» und «Clash Royale» die Kassen klingeln lassen. Minderheitsanteile besitzt Tencent zudem an Ubisoft, Activision Blizzard und Bluehole, das mit «PUBG» den grössten Konkurrenten von «Fortnite» herausbringt.
Mehr Konkurrenz sorgt oft für ein besseres Angebot und bessere Preise. Spieler und Entwickler könnten also zu den wahren Gewinnern dieses Kräfteringens gehören. Alleine das Aufbrechen der 70/30-Formel darf als Erfolg gefeiert werden. Noch profitieren aber die wenigsten von dieser Verteilung. Steam hat zudem einen riesigen Vorsprung sowohl was die Käuferschaft angeht als auch was den Shop anbelangt. Nur schon das Rückgaberecht, das auch Steam erst seit ein paar Jahren im Einsatz hat, lassen die meisten anderen Shops schmerzlich vermissen. Mit «Counter-Strike: GO», «Dota 2» und «Team Fortress 2» gehören zudem drei der populärsten Spiele dem Unternehmen selbst. Die gigantische Bibliothek wird Steam ebenfalls nicht so schnell jemand streitig machen. Dennoch werden in Valves-Hauptquartier alle sehr genau die Entwicklung von Epics Game Store beobachten. Wie seht ihr das? Wohin geht die Entwicklung? Wird Steam durch Epic abgelöst oder kann der Dienst seine Vormachtstellung halten?
Wird der Epic Games Store Steam gefährlich?
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.