
Ratgeber
Das sind unsere Highlights der diesjährigen Gamescom
von Philipp Rüegg
Oft begeistern uns an der Gamescom kleinere Games und Indie-Titel mehr als die grossen AAA-Blockbuster – so auch dieses Jahr. Hier sind unsere «geheimen» Highlights.
An der diesjährigen Gamescom haben Phil, Michelle, Samuel und ich fast 70 Games angespielt oder gesehen. Neben grossen Blockbustern der Mega-Publisher haben wir auch viele kleinere Titel angezockt.
Hier sind unsere Geheimtipps der Gamescom 2025, die unserer Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdienen.
Was passiert, wenn man «Jet Set Radio», «Tony Hawk's Pro Skater» und «Subway Surfers» kombiniert? Die Antwort ist «Denshattack» – ein absolut verrücktes Spiel des spanischen Indie-Studios Undercoders.
Ich steuere einen japanischen Zug, mit dem ich über Gleise fahre, drifte und grinde. Springen, Tricks ausführen und an Wänden entlang fahren kann ich auch. Die Steuerung funktioniert tadellos – auch wenn ich anfangs etwas verwirrt bin, weil mir niemand verrät, was ich genau machen muss. Die linearen Levels sind eine Mischung aus ultraschnellen Hindernisparcours und Achterbahnfahrten, in denen ich mit perfektem Timing Highscores knacke. Begleitet wird das zügige (see what I did there?) Spektakel von einem japanisch angehauchten Upbeat-Electro-Soundtrack. Ich kann es kaum erwarten, mehr von dem Titel zu spielen.
Wann: 2026
Wo: PS5, Xbox Series X/S, PC
«Shadow of the Road» ist ein taktisches Rollenspiel, das in einem feudalen Japan voller magischer Monster (Yōkai und brachialer Steampunk-Maschinen spielt. Inmitten eines Bürgerkriegs kämpfe ich mit insgesamt sieben Charakteren ums Überleben. Meine Entscheidungen sollen einen grossen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte und das Schicksal der sieben Hauptcharaktere haben.
Auf den ersten Blick sieht das rundenbasierte Strategie-Gameplay Titeln wie «Xcom» sehr ähnlich. Die Partien sollen gemäss Entwickler jedoch weniger frustrierend sein, weil es keine nervigen Fehlangriffe aufgrund vager Prozentanzeigen gibt. Spannend finde ich, dass es keine klassischen Runden gibt. Stattdessen wird die Reihenfolge der Angriffe in einer fortlaufenden Zeitleiste am oberen Bildschirmrand angezeigt. Mit magischen Angriffen kann diese Reihenfolge manipuliert werden, was viele spannende strategische Optionen ermöglicht. Zwischen den Kämpfen kann ich die wunderschöne Welt erkunden.
Wann: 2026
Wo: PC
Ich liebe merkwürdige Genre-Mischungen. Dementsprechend spannend finde ich die Mixtur aus «Vampire Survivors» und Tower-Defense-Games im neuen Spiel des französischen Indie-Studios Ludogram.
In diesem Roguelike eskortiere ich eine fahrende Stadt durch immer grösser werdende Monsterhorden. Während ich die Monster töte, sammle ich Ressourcen, mit denen ich mir Upgrades gönne. Diese bekommt aber nicht nur meine Spielfigur, sondern auch die sich bewegende Stadt. Ich platziere Kanonen, Eisbomben und feuerspeiende Drachenstatuen rund um meine Siedlung, um die fiesen Biester abzuwehren. Überleben muss nur meine Stadt. Stirbt meine Spielfigur, wird einfach ein neuer Soldat auf das Schlachtfeld geschickt. Als Strafe muss ich aber einen Grabstein platzieren, der wertvollen Platz für Tower-Defense-Upgrades einnimmt. Was für eine geniale Idee!
Wann: 2026
Wo: PC
Wenn du den ersten Teil von «Planet of Lana» gespielt hast, weisst du, was dich im Nachfolger erwartet. Ein wunderschönes, narrativ getriebenes Action-Adventure in einer 2.5-D-Perspektive. Meine Spielfigur fühlt sich um einiges agiler und schneller an als noch im ersten Teil. Dies merke ich beispielsweise bei einigen Passagen, in denen Lana an Wänden entlang klettert und hüpft, als wäre sie ein italienischer Klempner.
In der Demo erlebe ich verschiedene Biome des Planeten. Eine dicht bewachsene Dschungellandschaft, windige Schneegebiete und erstmals auch Unterwasser-Levels. Mein tierischer Begleiter Nui hilft mir, Rätsel zu lösen. Oftmals gibt mir das Spiel nur vage Hinweise, was ich tun muss, um weiterzukommen. Trial-and-Error gehört zum Spielprinzip von «Planet of Lana 2» dazu. Falls dir das nichts ausmacht, kannst du dich auf einen gelungenen Nachfolger freuen, der rund doppelt so lang sein soll wie das Original.
Wann: 2026
Wo: PS5, PS4, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
Beim neuen Projekt von Xbox-Studio Double Fine stellt sich sofort die Frage: Wie kommt man nur auf so eine verrückte Idee? In dem Spiel übernehme ich die Rolle eines lebenden Leuchtturms, der zusammen mit seinem besten Freund, einem süssen Vögelchen, eine merkwürdige Welt erkundet.
An meiner Hands-Off-Preview-Sesssion bekomme ich eine Antwort auf meine Frage – von Gaming-Legende Tim Schafer und seinem Entwicklerteam höchstpersönlich. Die Idee zum Spiel hatte Game-Designer Lee Petty als er während der Covid-Lockdowns einsame Spaziergänge in der Natur genoss und dabei über die Fragilität der menschlichen Existenz sinnierte – wow. Dementsprechend einsam fühlt sich die Welt von «Keeper» an. Menschen gibt es keine und die Story wird komplett ohne Dialoge erzählt. Das Studio bezeichnet die Atmosphäre des Spiels als «weird but chill».
Vom Gameplay erwartet mich eine Mischung aus entspanntem Erkunden der Umgebung und Rätsel, die ich mithilfe meines Lichtstrahls und dem Vogel löse. Besonders gefallen mir die Animationen – der Leuchtturm bewegt sich wie eine Krabbe und kommuniziert auch ohne menschliches Gesicht Emotionen – darauf legte das Entwicklerstudio grossen Wert. Ich kann es kaum erwarten, selbst Hand anzulegen. Und das sage ich nicht nur, weil ich ein Foto mit Tim Schafer himself abgestaubt habe.
Wann: 2026
Wo: Xbox Series X/S, PC
Völlig verdattert schaue ich meine Begleitung an, die mit mir zusammen auf einem Boot einer malerischen Küste entlang tuckert. Die Stimme der vermeintlichen Hintergrundmusik, die uns begleitet, kommt nämlich nicht von irgendwo, sondern aus ihrem Mund. Als ich darauf reagiere, singe ich meine Antwort – wie in einem Musical. Was geht hier vor? Einige Momente zuvor war das Spiel noch eine Art «Power Wash Simulator». Aus der Egoperspektive habe ich ein altes Haus und anschliessend ein Boot mit magischen Putzwerkzeugen gereinigt. Alte Bretter sauge ich ein und werfe sie anschliessend frisch lackiert wieder an die entsprechende Stelle.
Zum Schluss der Demo strande ich auf einer einsamen Insel. Mittendrin steht ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der möglicherweise von Geistern bewohnt wird. Denen begegne ich leider nicht mehr – die Zeit ist Zeit um. Dafür kann ich mir ein gemütliches Zimmer einrichten – Tapete und Möbel inklusive. Im finalen Spiel wartet ein marodes englisches Hotel auf mich, um von Geistern befreit und auf Vordermann gebracht zu werden. Eine wilde Mischung, die ich mir auf keinen Fall entgehen lasse.
Wann: 2026
Wo: Xbox Series X/S, PC
Schweizer Games werden von Jahr zu Jahr besser. Eines, das mir an der Gamescom ganz besonders gefallen hat, ist «Shoe it all». Es ist das erste Nicht-Mobile-Spiel vom kleinen Studio Amberbite. Spielerisch lässt sich das Game sich am ehesten mit «Angry Birds» vergleichen. Visuell orientiert es sich an Animationsfilmen wie «Into the Spider-Verse».
Du schwingst mit zwei Tasten auf einer Schaukel hin und her und schleuderst mit einer dritten deinen Schuh im richtigen Moment nach vorn. In den Mini-Levels gilt es, einen Snackautomaten zu zertrümmern, den Apfel vom Kopf einer Segway-Fahrerin zu schiessen oder einen Berg Müllfässer zu entzünden. In letzteren kommen brennende Schuhe zum Einsatz. Das physikbasierte Spiel sieht toll aus, ich verstehe das Spielprinzip sofort und die nötige Portion Humor ist auch vorhanden.
Wann: 2025
Wo: PC
Noch ein Game mit einem wandernden Gebäude. Auch hier heisst die Vorlage «Vampire Survivors». Doch im Gegensatz zu Domagojs Geheimtipp «Monsters Are Coming!» steuere ich keine menschliche Spielfigur, sondern die fahrende Burg selbst. Bevor es losgeht, wähle ich meine Ausrüstung aus, wie seitliche Kanonen oder einen Rammbock auf der Vorderseite. Ausserdem brauche ich einen Kommandanten, der bestimmte Boni mitbringt.
Mit meinem Gefährt rolle ich über ein hübsches Low-Poly-Schlachtfeld, weiche Pfeilangriffen von Bogenschützen aus und sauge sie danach auf wie ein Staubsauger. Grössere Gegner nehme ich mit Kanonen ins Visier. Erledigte Gegner hinterlassen Goldmünzen. Dafür kaufe ich neue Upgrades, wie einen Turm für eigene Bogenschützen oder noch grössere Kanonen. Dadurch wird meine Festung immer grösser und mächtiger. Für die regelmässig erscheinenden Bossgegner bleibe ich jedoch ein kleiner Fisch. Dann ist geschicktes Ausweichen und Timing deiner Angriffe gefragt. Das Design ist herrlich kreativ und das Spielprinzip macht sofort süchtig. Klarer Pflichtkauf für mich.
Wann: 2026
Wo: PC
Auch mein letzter Tipp hat eine klare Vorlage vor Augen: «Disco Elysium». Der visuelle Stil von «Rue Valley» erinnert sofort an das Ausnahme-Adventure-Game aus dem Jahr 2019. «Rue Valley» liefert aber genug eigene Ansätze, grafisch wie spielerisch, um sich von ZA/UMs Meisterwerk abzuheben.
Du spielst Mr. Harrow, der in einer Zeitschleife gefangen ist. Nicht nur diese Anomalie gilt es zu überwinden, sondern auch den inneren Schweinehund. Harrow scheint ein ähnlich selbstzerstörerisches Gemüt zu haben, wie der Detective aus «Disco Elysium». Die eigene Persönlichkeit lässt sich im Verlauf des Spiels formen, was die Vorgehensweise und die Dialoge beeinflusst. Wie so oft in Zeitschleifen-Spielen lernst du laufend neue Dinge, die dir im nächsten Loop helfen. So verspricht ein Blitzeinschlag zu einer bestimmten Zeit interessante Lösungswege.
Wann: 11. November 2025
Wo: PC
Die Highlights der «grossen» Spiele an der Gamescom findest du hier:
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.