
Meinung
KI macht Menschen dumm – und Firmen ärmer
von Oliver Herren

KI ist eines der zentralen Themen der Tech-Messe CES im Januar. Eine Bodycam für Privatpersonen zeigt, was da an intelligenter Überwachung auf uns zukommt.
Technisch ist Looki L1 faszinierend, für Datenschutz und Privatsphäre ist das KI-Gadget ein Alptraum. Looki L1 ist eine 32 Gramm leichte Kamera, die 200 Dollar kostet. Sie wird um den Hals gehängt oder magnetisch an der Kleidung befestigt.
Das Gadget funktioniert wie eine Bodycam und kann während 12 Stunden alle 30 Sekunden kurze Videos oder Fotos aufzeichnen und auf dem internen 32-GB-Speicher ablegen. Da niemand so viel Bildmaterial durchschauen will, kommt die Künstliche Intelligenz ins Spiel.
KI wertet die Daten aus und kategorisiert alle Aufnahmen. Du kannst nun automatisch kleine Vlogs mit den Highlights des Tages ausspielen lassen oder über ein Interface à la ChatGPT die Datenbank durchsuchen.
Wann habe ich den ersten Kaffee getrunken? Wie lange war ich joggen? Wie heisst das Café, in dem ich letzten Dienstag war? Das alles weiss Looki L1 dank der Aufnahmen. Das eigene Leben wird durchsuchbar.

Jede und jeder filmt den ganzen Tag alles, was vor der Kamera auftaucht. So stellt sich das kanadische Start-up die Zukunft vor. Die von der KI zusammengestellten Videos werden mit einem Klick auf Social Media geteilt – inklusive unfreiwilliger Protagonisten.
Das Unternehmen bemüht sich zwar um Privatsphäre der zahlenden Kundschaft. So werden die Daten verschlüsselt übertragen und auf den Cloud-Servern von Amazon gespeichert. Der Anbieter der KI-Lösung, OpenAI, darf laut Privacy Policy mit den persönlichen Videos keine Modelle trainieren.
Das Start-up aus Kanada hält aber auch fest, dass folgende Stellen Zugriff erhalten können: «Strafverfolgungsbehörden, staatliche Stellen und private Parteien, soweit wir nach bestem Wissen und Gewissen davon ausgehen, dass dies notwendig oder angemessen ist, um die oben beschriebenen Zwecke der Einhaltung von Vorschriften und des Schutzes zu erfüllen.»
Die Verantwortlichkeit dafür, was mit dem Videomaterial passiert, was wo gepostet wird und wer sonst noch Zugriff erhält, wird ganz der Kundschaft überlassen. Die eigene Privatsphäre mag einigermassen geschützt sein – aber nicht jene der anderen.

Looki L1 ist bereits bestellbar und feiert seine grosse Premiere auf der Tech-Messe CES in Las Vegas im Januar 2026. Und es dürfte nicht das einzige KI-Gadget sein, das riesige Datenmengen sammelt und automatisch auswertet. Faszinierend und erschreckend zugleich ist, dass dies nun auch für Privatpersonen mit kleinem Budget möglich ist. Die gesellschaftliche und ethische Auseinandersetzung mit dem Thema hinkt der technischen Entwicklung hinterher.
Was hältst du von solchen KI-Gadgets? Braucht es mehr Regelungen? Schreib es in die Kommentare.
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.
Hier liest du eine subjektive Meinung der Redaktion. Sie entspricht nicht zwingend der Haltung des Unternehmens.
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