Hintergrund

Weniger Geld für Kleine: Musikschaffende wehren sich gegen Spotify

Lorenz Keller
11.12.2023

Ab 2024 bekommen Songs mit weniger als 1000 Streams pro Jahr kein Geld mehr von Spotify. Künstlerinnen und Künstlern entgehen so 40 Millionen Dollar. Und diese wehren sich nun.

Beide Massnahmen finden eine grosse Zustimmung in der Musikindustrie. Ganz anders die dritte Veränderung im Vergütungssystem: Erst wenn ein Track in einem Jahr 1000 Streams erreicht, wird Geld ausbezahlt.

Die Argumente von Spotify: Die kleinen Geldsummen würden gar nicht bei den Künstlerinnen und Künstlern ankommen, sondern wegen Bankgebühren und Transaktionskosten versickern. Insgesamt 40 Millionen Dollar werden so auf Songs umverteilt, die mehr als 1000 Streams pro Jahr erreichen.

Scharfe Kritik von Musikerinnen und Musikern

So startet die Vergütungsberechtigung erst, wenn ein Song das erste Mal 1000 Streams erreicht hat, die Monate vorher sind verloren. Zudem ist die Berechtigung an eine Mindestzahl von Hörerinnen und Hörer gebunden. Wie viele das sind, hält Spotify aber geheim.

Pro Musik kontert auch das Argument, dass das Geld versickert. Es gibt im digitalen Zeitalter genug Möglichkeiten für Micro-Payment. Zudem seien die kleinen Summen von Spotify selbst verschuldet, da das System sowieso unfair sei.

Kritisiert wird auch die Kurzfristigkeit der Ankündigung ein paar Wochen vor dem Jahreswechsel sowie der mangelnde Einbezug von Musikschaffenden und Verbänden in die Entscheidungen.

«Geschäftsmodell von Spotify nicht mehr hinnehmbar»

In der Petition wird Spotify auch ganz generell kritisiert. Statt Schritte in Richtung faire Vergütung von Musikstreaming zu machen, öffne sich die Schere zwischen grossen und kleinen Playern immer mehr. Wegen der Marktmacht des schwedischen Unternehmens hätten Künstlerinnen und Künstler aber gar keine Wahl. Jede und jeder müsse auf Spotify präsent sein.

Der Verband Pro Musik und über 50 weitere unterzeichnende Verbände und Künstler fordern Spotify auf, die Änderungen zu stoppen und das Vergütungsmodell generell zu reformieren. «Steht das Geschäftsmodell von Spotify schon seit Jahren aus unserer Sicht berechtigt in der Kritik, so ist nun eine Stufe erreicht, die nicht mehr hinnehmbar ist», heisst es in der Petition. Es könne nicht sein, dass der Branchenleader deutlich schlechter zahle als die Konkurrenz.

Schweizer Interpreten schliessen sich der Kritik an

Titelfoto: Shutterstock

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