
Ratgeber
Streaming-Insider Teil 1: Pro-Tipps für Spotify
von Florian Bodoky
Millionen Songs, Dutzende Podcasts, unzählige Hörbücher: Audio-Streamingdienste gehören zum Alltag wie der Handyvertrag. Nur: Welcher soll’s denn sein? Ich habe mir die sechs gängigsten Services angesehen und miteinander verglichen.
Audio-Streaming ist heute die gängigste Art, Musik zu hören. Jeder der Streamingdienste hat seine Vor- und Nachteile. Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer Songauswahl, sondern auch in Aspekten wie der Audioqualität, den verfügbaren Zusatzinhalten und der Fairness gegenüber Künstlern und Künstlerinnen.
Die Wahl des richtigen Services funktioniert anders als etwa beim Serien- und Filmstreaming. Du hast in der Regel nur einen Service, nicht mehrere. Und es gibt sehr, sehr wenig Exklusiv-Inhalte, was bei der Wahl zwischen Netflix, Disney+ und Co. meist das K.o.-Kriterium ist. Auf welchen Dienst soll also die Wahl fallen? Ich habe einen umfassenden Vergleich der grössten Services gemacht.
Ich vergleiche sechs grosse Anbieter: Spotify, Apple Music, YouTube Music, Tidal, Deezer und Qobuz. Die Bewertung basiert auf fünf zentralen Kriterien: Musikauswahl, Auswahl weiterer Inhalte (Podcasts, Hörbücher, Kinderangebote), Audioqualität, App-Funktionalitäten sowie die Vergütung an Künstler und Künstlerinnen. Die Preise habe ich bei der Bewertung aussen vor gelassen, da sich die Schweizer Preise für ein Einzelabo pro Monat maximal um 1.05 Franken voneinander unterscheiden: 13.90 Franken ist der Standardpreis bei Tidal, Qobuz, Apple Music und YouTube Music. Spotify verlangt 13.95 Franken und Deezer 14.95 Franken.
Disclaimer: Eine gewisse Subjektivität und Individualität ist bei nicht quantifizierbaren Kriterien – wie etwa dem Interface oder der Wichtigkeit der Qualität – nicht zu vermeiden. Ich bitte dich, dies zu berücksichtigen. Schlussendlich ist dieser Guide nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern ein Ratgeber von Kriterien, die du bei der Wahl berücksichtigen kannst.
Ich will bei einem Streamingdienst alles finden – von den Charts bis zu Nischengenres. Deshalb achte ich auf die Grösse des Katalogs, internationale Vielfalt und exklusive Alben. Ein breites Angebot macht den Dienst für mich dauerhaft spannend und vielseitig nutzbar. Hier orientiere ich mich einerseits an der Positionierung des Dienstes durch sich selbst (so positioniert sich etwa Qobuz in Sachen Genre sehr klar). Eine weitere Orientierung erhalte ich durch Hinweise, welche Künstler und Künstlerinnen allfällig als Ambassadoren fungieren (z.B. Alicia Keys oder Jay-Z bei Tidal) und durch Stichproben verschiedener Genres. Aber klar: Ich kann nicht den ganzen Soundkatalog analysieren.
Ich höre nicht nur Musik. Gute Podcasts, Hörbücher, Hörspiele und Inhalte für Kinder machen den Dienst für mich wertvoll im Alltag. Ich schätze es, wenn ich alles an einem Ort finde – ohne Umwege.
Wenn ich mit hochwertigen Kopfhörern oder Lautsprechern Musik höre, will ich die beste Klangqualität. MP3 reicht mir da nicht. Ich achte darauf, ob der Dienst verlustfreie Formate wie FLAC oder Hi-Res anbietet. Nur so kann ich Musik wirklich in voller Tiefe geniessen. Bei Podcasts oder Hörbüchern ist es mir nicht so wichtig.
Eine gute App macht für mich den Unterschied. Ich will Musik schnell finden, Playlists einfach erstellen, Empfehlungen bekommen und nach Möglichkeit auch meine eigene Musik hochladen können. Auch wichtig: Ich streame oft auf Lautsprecher oder ins Auto – das muss reibungslos laufen.
Ich möchte, dass die Künstler und Künstlerinnen, die ich höre, auch fair bezahlt werden. Ich informiere mich darüber, wie viel pro Stream an sie geht – und ob der Dienst ein transparentes Modell nutzt. Musik zu machen soll sich für die Künstler lohnen – nicht nur für die Plattform.
Ich vergleiche die Services in der gleichen Reihenfolge, wie ich auch meine Streaming-Tipps veröffentlicht habe.
Spotify ist der Platzhirsch im Streaming-Markt: riesiger Musikkatalog, exzellente Personalisierung und starke Podcast-Präsenz. Die App ist durchdacht, sozial vernetzt und schnell. Bei der Musikqualität und der Künstlervergütung hat Spotify jedoch Schwächen.
Mit mehr als 100 Millionen Songs hast du Zugang zu einer riesigen Bandbreite an Musikgenres. Du findest aktuelle Popmusik ebenso wie klassische Rocktitel, experimenteller Indie- oder internationaler Nischenmusik. Natürlich hast du auch viel Musik dabei, die nur die wenigsten interessieren dürfte oder die kaum jemand zu hören kriegt. Zum Beispiel, aber nicht nur, KI-generierte Lieder ohne menschliches Zutun. Spotify stellt dir täglich automatisch erstellte Playlists bereit, die auf deinem bisherigen Hörverhalten basieren. Ausserdem findest du eine Vielzahl kuratierter Listen von Musikredaktionen. Auch wenn exklusive Veröffentlichungen selten sind, sodass du Neuerscheinungen in der Regel direkt anhören kannst.
Der Podcast-Katalog von Spotify zählt zu den umfangreichsten auf dem Markt. Du bekommst Zugang zu populären Formaten verschiedenster Kategorien, darunter viele Exklusivproduktionen. Inhalte für Kinder wie Lieder, Geschichten oder Wissensformate sind über eine eigene Rubrik zugänglich. Auch Hörspiele findest du. Spotify baut derzeit den Bereich für Hörbücher aus, die Umsetzung wirkt aber noch uneinheitlich – es ist etwas unklar, was in welchen Abos dabei ist.
Die Spotify-App gilt als übersichtlich und einfach bedienbar. Du findest Funktionen wie «Dein Mix der Woche», die Lyrics-Anzeige oder Spotify Connect, mit dem du Musik auf unterschiedlichen Geräten abspielst. Auch ein KI-gestützter DJ-Modus ist verfügbar. Insgesamt bekommst du ein stabiles, durchdachtes Nutzererlebnis.
Spotify bietet dir momentan keine verlustfreie Audioqualität. Du hörst mit bis zu 320 kbit/s im Ogg-Vorbis-Format. Für viele Leute ist dies in Alltagssituationen vielleicht ausreichend, dennoch nervt es, dass Spotify kein Lossless-Format bietet. Vor allem, da die Einführung einer HiFi-Option mehrfach angekündigt, aber bislang nicht umgesetzt wurde.
Spotify steht regelmässig in der Kritik, wenn es um die Bezahlung von Künstlern geht. Das aktuelle Pro-Rata-Modell benachteiligt kleinere Acts und fördert Massenerfolge. Für viele Musiker bedeutet dies extrem niedrige Einnahmen pro Stream. Gleichzeitig bietet die Plattform eine immense Reichweite und Sichtbarkeit, die besonders für neue Künstler nicht zu unterschätzen ist – dafür braucht es natürlich auch Glück, z.B. dass deine Band in einer grossen Playlist landet oder vom Algorithmus einfach mal irgendwo ausgespielt wird. Die Vergütungsstruktur bleibt dennoch eines der grössten Streitfelder im Streamingmarkt, zumal Spotify bislang keine Schritte in Richtung nutzerbasierter Ausschüttung unternommen hat, obwohl diese fairer wäre.
Apple Music kombiniert hochwertigen Sound mit exklusiven Releases und starker Geräteintegration im Apple-Universum. Es richtet sich an anspruchsvolle Nutzer mit iOS. Die App bietet viel, wirkt aber stellenweise überladen und ist für Android-Nutzer weniger attraktiv.
Auch bei Apple Music stehen dir über 100 Millionen Titel zur Verfügung. Neben bekannten internationalen Veröffentlichungen findest du auch exklusive Inhalte, insbesondere von grossen Künstlern. Die redaktionell gepflegten Playlists konzentrieren sich weniger auf Algorithmen und bieten dir gezielte Empfehlungen aus verschiedenen Genres, darunter auch Klassik, Jazz oder Alternativmusik. Du kannst deine alte iTunes-Bibliothek mit dem Streamingdienst verbinden und so eigene Musik integrieren.
Apple Music bietet dir viele Hörbücher und eine klar strukturierte Kindersektion mit vielen bekannten Inhalten, was für Familien cool ist. Podcasts hingegen sind nicht direkt in Apple Music integriert, sondern über die separate Apple Podcasts App zugänglich. Diese Trennung kann umständlich wirken, bietet jedoch auch eine klare Abgrenzung. Auch wenn die Podcast-Nutzung dadurch weniger komfortabel ist, überzeugt Apple Music durch Tiefe und Qualität in den verbleibenden Bereichen der Inhaltsvielfalt.
Die App von Apple Music ist stark in das Apple-Ökosystem eingebunden. Sie wirkt elegant und funktional, mit guter Anbindung an HomePods, Apple Watch, CarPlay und mehr. Die Suche ist intelligent und Playlists sowie Empfehlungen sind hochwertig kuratiert. Auf iOS ist die App gut ins System eingebettet. So kannst du Siri per Zuruf das Abspielen eines Liedes auf Apple Music in Auftrag geben. Oder du näherst dich mit deinem iPhone deinem HomePod, dann erscheint da die Meldung: «Die Musikwiedergabe erfolgt nun auf dem HomePod.» Funktionen wie Crossfade, Lyrics oder automatisches Radiosystem runden das Erlebnis ab. Insgesamt ist die App leistungsstark, allerdings eher für Apple-Nutzer optimiert.
Apple Music bietet verlustfreies Audio in ALAC bis hin zu Hi-Res mit 24 Bit und 192 kHz. Zudem wird Spatial Audio mit Dolby Atmos unterstützt, was das Hörerlebnis auf kompatiblen Geräten deutlich aufwertet. Die gesamte Bibliothek kann in Lossless gehört werden, sofern entsprechende Hardware genutzt wird. Damit positioniert sich Apple Music als einer der besten Dienste für Klangqualität. Die technischen Anforderungen für Hi-Res können für Laien jedoch eine Einstiegshürde darstellen. Dennoch: Wer Wert auf Audioqualität legt, kommt bei Apple Music voll auf seine Kosten.
Apple Music zahlt Künstlern im Vergleich zu anderen Diensten deutlich bessere Beträge aus. Das Modell orientiert sich stärker am tatsächlichen Nutzungsverhalten und bevorzugt treue Fans gegenüber reinem Massenerfolg. Dies macht Apple Music besonders attraktiv für Indie-Künstler oder Labels, die auf nachhaltige Fanbindung setzen. Die Plattform kommuniziert ihre Vergütungspolitik relativ transparent und bemüht sich um Fairness, auch wenn das System noch nicht nutzerzentriert ist. Es zeigt aber einen klaren Fortschritt in Richtung Künstlergerechtigkeit.
YouTube Music nutzt die Breite der Inhalte, die über die Plattform verfügbar sind, darunter offizielle Songs, Live-Versionen, Remixe, Fan-Cover und seltene Aufnahmen. Das verleiht dem Dienst einen einzigartigen Vorteil: Nutzer finden hier auch Inhalte, die auf anderen Plattformen fehlen. Allerdings ist die Qualität uneinheitlich und die Suche nach bestimmten Versionen kann mühsam sein. Die Musikdatenbank ist riesig, aber nicht vollständig kuratiert – was Vielhörern Freiheit, aber auch Aufwand bringt.
Die Musikbibliothek ist nicht klar abgegrenzt, sondern speist sich aus allem, was auf YouTube hochgeladen wurde. Das ermöglicht dir, seltene Aufnahmen oder besondere Versionen zu finden. Gleichzeitig musst du möglicherweise mehr Zeit investieren, um genau das zu finden, was du suchst. Die Plattform unterscheidet nicht immer zwischen offiziellen und inoffiziellen Inhalten.
Inhalte wie Hörbücher oder Hörspiele kannst du zwar über YouTube selbst erreichen, in YouTube Music sind sie aber nicht strukturiert eingebunden. Das heisst: Es gibt sie zwar, jedoch sind sie nicht in ein separates Genre einsortiert, sondern zum Beispiel einfach unter «Alben». Du musst gezielt danach suchen und findest dann heraus, ob es sich bei dem Album um ein Hörspiel handelt. Wenn du bestimmte Themen gezielt suchst, kann das frustrierend sein. Die Durchmischung von Musik und Videoinhalten macht die Nutzung unübersichtlicher.
Die App erlaubt dir den Wechsel zwischen Video- und Audioansicht. Empfehlungen funktionieren gut, vor allem durch Googles Suchtechnologie. Du kannst Wiedergaben speichern, Playlists erstellen und Inhalte offline hören. Eine differenzierte Musikverwaltung fehlt jedoch.
In puncto Klangqualität bietet YouTube Music keine verlustfreien Formate. Die maximale Streamingqualität liegt bei etwa 256 kbit/s im AAC-Format. Auch hier: das genügt vermutlich einigen Personen für den Alltagsgebrauch und die mobile Nutzung, doch Audiophile vermissen FLAC oder Hi-Res-Audioformate (oder auch eine höher gesampelte Qualität wie 320 kbit/s). Es gibt auch keine Möglichkeit, die Audioqualität manuell anzupassen – ein Nachteil für anspruchsvolle Hörer oder schlechte Internetverbindungen.
Die Bezahlung an Künstler bei YouTube Music ist im Vergleich zu anderen Diensten sehr gering. Viele Inhalte werden werbefinanziert, was sich negativ auf die Pro-Stream-Vergütung auswirkt. Die Plattform priorisiert Reichweite und algorithmischen Erfolg über gezielte Unterstützung. Künstler mit viralen Hits profitieren, während kleinere Acts trotz hoher Aufrufe nur geringe Einnahmen erzielen.
Deezer punktet mit einem starken Gesamtpaket: gute Musikauswahl, Flow-Empfehlungen, Upload-Funktion und FLAC-Qualität. Der Dienst, der aus Frankreich stammt, ist in Europa besonders beliebt. Dies hat das Portal Tone Island von Deezer selbst erfahren – ein gutes Drittel der rund 10 Millionen User stammen aus Frankreich. Design und Innovationen wirken etwas konservativ, aber das Angebot ist rund und fair.
Deezer bietet dir rund 90 Millionen Songs und richtet sich an ein breites Publikum. Besonders stark ist die Plattform im europäischen Raum, auch Indie-Künstler sind gut vertreten. Deezer hat zwar keine Exklusivverträge wie Apple, aber dafür eine breite Abdeckung verschiedener Genres. Viele Inhalte sind auch regional angepasst, etwa französischer Pop oder arabische Musik. Nutzer profitieren zudem von einem durchdachten Empfehlungssystem, das den Musikgeschmack gut trifft und regelmässig neue Entdeckungen vorschlägt.
Deezer bietet eine solide Auswahl an Podcasts, Hörspielen, Kinderinhalten und auch Hörbüchern. Die Inhalte sind gut strukturiert, übersichtlich kategorisiert und auf Deutsch wie international gut sortiert. Zwar fehlen grosse Exklusivinhalte, doch die Bandbreite reicht für den täglichen Konsum mehr als aus. Für Familien ist Deezer dank Kindersektion und einfacher Navigation besonders attraktiv.
Die App ist funktional und bietet dir mit dem Flow-Feature eine Mischung aus bekannten und neuen Liedern, die zu deinem Geschmack passen. Du kannst eigene Musikdateien hochladen, was dir zusätzliche Flexibilität gibt. Die App läuft auf vielen Geräten stabil, vom Smartphone bis zum Smart Speaker. Die Benutzeroberfläche ist schlicht, aber zweckmässig.
Mit dem HiFi-Abo bietet Deezer Musik in FLAC-Qualität mit 16 Bit und 44.1 kHz, also verlustfreier CD-Qualität. Das ist ein deutlicher Vorteil gegenüber MP3-Streaming und sorgt für sauberen Klang auf guten Lautsprechern oder Kopfhörern. Echte Hi-Res-Wiedergabe jenseits von CD-Qualität bietet Deezer derzeit nicht. Dennoch bietet es eine gute Balance aus Qualität, Bandbreite und Bedienbarkeit.
Deezer arbeitet aktiv an einem nutzerzentrierten Bezahlmodell, bei dem Künstler nur dann bezahlt werden, wenn ein Nutzer sie tatsächlich hört. Das soll besonders Independent-Künstlern zugutekommen. Das Modell wird derzeit in mehreren Ländern getestet. Im Vergleich zu Spotify oder YouTube ist Deezer mit diesem Ansatz deutlich fairer aufgestellt, auch wenn die Umsetzung noch nicht global erfolgt ist.
Qobuz ist das Zuhause für Audiophile und Klassik- oder Jazzliebhaber. Mit Hi-Res-Streaming, Booklets und detaillierten Metadaten liefert es ein hochwertiges Hörerlebnis. Wenig Mainstream, keine Podcasts – dafür purer Musikfokus auf höchstem Niveau.
Qobuz legt den Schwerpunkt auf Klassik, Jazz, Weltmusik und anspruchsvolle Pop- und Rockproduktionen. Du findest weniger massentaugliche Titel, dafür Editionen in hoher Klangqualität und mit umfangreichen Metadaten. Viele Alben kommen mit digitalen Booklets, ergänzenden Informationen oder Künstlertexten. Wenn du Musik intensiver erleben willst, bietet dir Qobuz eine Alternative zum Mainstream.
Qobuz bietet keine Podcasts, keine Hörbücher und auch keine speziellen Kinderinhalte. Stattdessen setzt die Plattform voll auf Musik und liefert redaktionell aufbereitete Inhalte wie Künstlerporträts, Musikhistorien, Rezensionen und Albumbesprechungen. Die Texte sind fundiert und richten sich an eine musikaffine Zielgruppe, die sich für mehr als nur das Hören interessiert. Für Hörer, die Zusatzformate suchen, ist Qobuz hingegen ungeeignet.
Die App ist schlicht, aber auf Funktionalität ausgerichtet. Du bekommst Zugriff auf Album-Booklets, kannst deine Musik offline speichern und zwischen verschiedenen Audioqualitäten wählen. Eine soziale Komponente gibt es nicht, auch die Verwaltung eigener Uploads fehlt. Dafür bekommst du fundierte Informationen zu Titeln, Komponisten und Produzenten – besonders hilfreich für Liebhaber klassischer Musik.
Qobuz gehört zu den wenigen Plattformen, die echtes Hi-Res-Audio ohne proprietäre Formate bieten. Du kannst Musik mit bis zu 24 Bit / 192 kHz streamen. FLAC ist dabei Standard. Viele Alben stehen in mehreren Qualitätsstufen zur Verfügung. Wenn du Kopfhörer oder Lautsprecher mit hoher Auflösung nutzt, wirst du den Unterschied deutlich hören.
Qobuz zahlt vergleichsweise faire Lizenzgebühren, vor allem an unabhängige Labels. Der Dienst gehört keinem Tech-Konzern und verfolgt ein nachhaltigeres Geschäftsmodell. Es gibt kein nutzerbasiertes Auszahlungsverfahren, aber Transparenz und langfristige Kooperationen mit Rechteinhabern stehen im Vordergrund.
Tidal richtet sich klar an Audio-Enthusiasten. Mit FLAC und einem Fokus auf Künstlervergütung hebt sich der Dienst von anderen ab. Die App ist umfangreich, aber anspruchsvoll. Perfekt für Hörer mit hohem Klanganspruch und Interesse an urbaner Musik.
Tidal bietet rund 90 Millionen Songs und legt dabei besonderen Wert auf Urban, Hip-Hop, R&B, Soul und Jazz. Viele Künstler, insbesondere aus dem US-amerikanischen Raum, veröffentlichen hier regelmässig exklusive Inhalte. Zudem sind Live-Mitschnitte, Remixes und Master-Versionen für anspruchsvolle Hörer verfügbar. Die Katalogtiefe überzeugt auch bei Klassikern und Independent-Künstlern, wenngleich Tidal nicht dieselbe Breite im internationalen Pop hat wie etwa Spotify oder Apple Music.
Tidal bietet dir redaktionelle Inhalte wie Interviews, Essays oder Empfehlungen zu kulturellen Themen. Podcasts und Kinderinhalte fehlen weitgehend. Wenn du Musik als kulturelles Produkt verstehst und gerne tiefer eintauchst, kannst du hier Inhalte entdecken, die über das reine Hören hinausgehen.
Die App wirkt umfangreich, du findest hier Songtexte, Produzenteninfos und Credits zu jedem Track. Du kannst Equalizer nutzen, Offline-Playlists speichern oder über Multiroom-Systeme streamen. Die Oberfläche ist etwas dichter gestaltet, richtet sich aber klar an Nutzer, die sich mit Musik intensiv beschäftigen möchten.
Tidal bietet zwei Klangstufen: Standardqualität (AAC) und High-Fidelity (FLAC, HiRes FLAC). Letztere erreichen bis zu 24 Bit/192 kHz und richten sich an Audiophile mit entsprechendem Equipment. Für viele Nutzer dürfte bereits die FLAC-Stufe ein deutlicher Gewinn gegenüber AAC sein. Tidal zählt damit zu den audiophilsten Anbietern auf dem Markt.
Tidal hat sich früh für eine gerechtere Bezahlung von Künstlern eingesetzt. Mit dem sogenannten Fan-basierenden Modell fliesst ein grösserer Anteil der Abo-Einnahmen direkt an die Künstler, die ein Nutzer auch wirklich hört. Zudem werden bei Abonnenten des HiFi-Plus-Modells zusätzliche Beträge an die meistgehörten Musiker ausgeschüttet. Tidal positioniert sich so klar künstlerfreundlich und geht über das marktübliche Pro-Rata-Modell hinaus.
In der folgenden Grafik siehst du meine persönliche Einschätzung. Ich habe die Musikvielfalt mit dem Faktor 1,4 bewertet, da die Musikvielfalt für mich erste Priorität geniesst. Auch an anderen Inhalten wie Podcasts oder Hörbücher bin ich interessiert. Deshalb berechne ich die Punkte mit dem Faktor 1,3. Musikqualität ist ebenfalls wichtig, jedoch reicht ein Ogg-Vorbis-Codec, gesampelt mit 320 Kbit/s, für den mobilen Gebrauch für die meisten Leute. Darum ist hier Faktor 1,2 zur Anwendung gekommen. Auch über die App will ich mich nicht ärgern, ist aber nicht so wichtig: Faktor 0,8. Schlussendlich die Vergütung mit Faktor 0,6 – auch bei gutem «Künstlergehalt» kann ich mit Sound, der mir nicht gefällt, nichts anfangen. Wenn dir eine Kategorie egal ist, kannst du diese in der Legende anklicken.
Ich erstelle ein Ranking für jede Kategorie. Der Dienst, der in der jeweiligen Kategorie am meisten überzeugt, erhält zehn Punkte. Acht kriegt der Zweitplatzierte, sechs der Dritte, vier der Vierte, zwei der Fünfte und einen Punkt gibt’s fürs Schlusslicht. Anschliessend multipliziere ich die Punkte mit dem Gewichtungsfaktor und addiere die Resultate aller Kategorien. Dies ist dann der Schlusspunktestand.
Wenn dir eine Kategorie weniger wichtig ist, kannst du sie auf der Legende anklicken. Dann wird sie deaktiviert und das Ranking wird ohne dieses Kriterium automatisch neu berechnet.
Das Ranking zeigt deutliche Unterschiede in Ausrichtung und Gesamtqualität der Streamingdienste. Apple Music erreicht durch hohe Klangqualität, faire Vergütung und starke Musikauswahl für mich den Spitzenplatz – quasi ein besser zahlendes Spotify für Nutzer und Nutzerinnen im Apple-Ökosystem. Wenn du besonders nischige Musik magst oder ein Podcast-Maniac bist, ist es allerdings wohl nicht ganz das Richtige.
Spotify kommt gleich dahinter mit solidem App-Erlebnis, grosser Auswahl und unschlagbarer Podcast-Präsenz, verliert aber durch schwache Klangqualität und Künstlervergütung Punkte. Mit Spotify kannst du wenig falsch machen, es sei denn, du willst unbedingt ein HiRes-Abo.
Deezer bietet ein solides Gesamtpaket mit fairer Vergütung und guten Funktionen. Das Feature, dass du ein Land wählen kannst und dann spezifische Musik von lokalen (oder zumindest nationalen) Künstler und Künstlerinnen prioritär empfohlen bekommst, ist cool. Auch für die Indie-Szene kleinerer Länder ist das hilfreich – und für deren Fans.
Tidal überzeugt audiophile Hörer mit Hi-Res-Qualität und künstlerfreundlichem Vergütungsmodell, büsst jedoch durch geringe Inhaltsvielfalt ein. Hier bist du zuhause, wenn du explizit und (fast) ausschliesslich nach Musik suchst und an Background-Info zu Künstler interessiert bist. Nichts für Allrounder.
Qobuz hat sich als Nischendienst für Klangpuristen und Klassikfreunde positioniert. Kein Dienst bietet redaktionell so viel wie Qobuz. Portraits, Musikanalysen, Interviews mit Künstlern und Infos zum Booklet und dessen Artwork – hier sind die Klassik- und Jazz-Nerds daheim.
YouTube Music profitiert von Vielfalt und Videozugang, verliert jedoch durch geringe Audioqualität und schwache Kuratierung. Dafür ist die Community grösser als bei allen anderen Diensten – und für vier Franken mehr bekommst du den Streamingdienst auch im Bundle mit YouTube Premium, kannst also den ganzen YouTube-Content auch ohne Werbung konsumieren.
Insgesamt wird klar: Kein Dienst ist perfekt – aber je nach Nutzertyp gibt es klare Empfehlungen.
Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.