Hintergrund

«The Mandalorian», Staffel 2: «Kapitel 14: Die Tragödie»

Luca Fontana
8.12.2020

Nach Ex-Jedi Ahsoka Tano kommt der nächste Knüller in «The Mandalorian». Tipp: Der Knüller ist Kopfgeldjäger, trägt üblicherweise eine grüne Beskar-Rüstung und gilt als tot.

Eines vorweg: Das ist eine Folgenbesprechung. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst «The Mandalorian – Chapter 14: The Tragedy» an, bevor du weiterliest.


Dort erwarte ihn der Sehende Stein auf dem Gipfel eines Berges, zu dessen Füssen sich eine Jedi-Ruine befände. Alles, was Djarin tun müsse, ist Grogu da drauf zu setzen. Dann würde sich zeigen, ob sich durch Grogus starke Verbindung zur Macht ein Jedi anlocken liesse, der seine Ausbildung übernehme.

Finden würde Djarin zwar keinen weiteren Jedi. Dafür der womöglich erste Fan-Liebling der Star-Wars-Geschichte. Und eine Tragödie. Das sind die besten WTF-Momente und Easter Eggs der Folge.

Der Mando lacht. Er lacht tatsächlich

Lachen. Der Mandalorianer lacht.

Mein erster Gedanke: Ich habe da ein ganz mieses Gefühl. Schliesslich ist es das erste Mal, dass ich Djarin in «The Mandalorian» lachen höre. Oder irre ich mich? Meine Jedi-Sinne jedenfalls spüren, dass wenn eine Figur, die im Grunde genommen nie lacht oder glücklich ist, auf einmal lacht und glücklich ist, irgendwas Böses auf sie wartet.

Bis es soweit ist, spielen Djarin und Grogu noch ein letztes Mal das Macht-Spiel mit der Kugel. Jesses jöh. Ich will gar nicht, dass der Mando das Kind jemals zu den Jedi zurückbringen kann. Das Duo gehört zusammen. Punkt.

Tython, der Low-Budget-Planet mit Geschichte

Zunächst mal: Ich habe das MMORPG «The Old Republic» gespielt. Da ist Tython das Startgebiet der Jedi-Klassen. Darum habe ich ein Bild in meinem Kopf, wie Tython aussieht. Oder auszusehen hat. Nämlich grün, saftig, mit Wiesen, Wäldern und Flüssen. Und dazwischen majestätische, von Schnee bedeckten Gipfeln mit tiefen Tälern, in dessen Schatten sich erhabene Jedi-Tempel befinden.

Sowas halt:

Tython in «The Mandalorian» sieht ganz anders aus. Im Grunde ein Planet aus kargen Felsen und Gebüschen. Und irgendwo im nirgendwo ein paar Stonehenge-mässig angeordnete Steine.

Nichts gegen Aussendrehs. Zumindest sieht diese Episode stark danach aus, als ob sie nicht im hypermodernen Studio, sondern an einer echten Location gedreht worden wäre.

Aber hätten Jedi-Ruinen nicht dringelgen?

Zumindest ein paar antike, kaputte Jedi-Statuen wie jene auf Jedha in «Rogue One: A Star Wars Story» – meiner Meinung nach total unterschätzt – hätten der Atmosphäre gut getan.

Okay, der Planet ist gross. Nicht überall muss es gleich aussehen. Zudem könnte sich die Vegetation seitdem stark verändert haben. Schliesslich spielt das Spiel «The Old Republic» gut 25 000 Jahre vor der Battle of Yavin (BBY) und schreibt eines der düstersten Kapitel der Geschichte von «Star Wars»:

Das Kapitel der Sith-Ära, die erst etwa 1 000 Jahre BBY bei der siebten Schlacht von Ruusan geendet hat, als sich die Armeen der Siths und die Armeen der Jedi ein letztes Mal gegenüber gestanden haben.

Nur: Während die Gedankenbombe den Jedi-Orden tatsächlich empfindlich stark dezimierte, löschte sie gleichzeitig auch den gesamten Sith-Orden aus. Bis auf einen einzigen Überlebenden: Darth Bane.

Darth Bane, mächtig, kräftig und unfassbar listig, war es dann auch, der aus der Situation Kapital schlug: Nachdem die Sith vernichtet worden waren, führte er die Regel der Zwei ein, nach der immer nur zwei Sith existieren sollten – ein Meister, der die Macht verkörperte, und ein Schüler, der sie begehrte.

Das Vorgehen im Verborgenen nutzten die Sith, bis sie sich mit Darth Sidious erneut erhoben und die Galaxis durch die von ihnen entfachten Klonkriege unterwarfen.

Ist das ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein. Es ist die Slave 1

Zurück zur Gegenwart des Mandalorianers. Der setzt Grogu auf den Stein, worauf der Kleine in eine Art Trance verfällt. Eine Trance, die einen… nun, irgendeine Art blauer Sky-Beam gen Himmel schickt. Wohl die besagte starke Bindung zur Macht, die einen anderen Jedi anlocken soll.

Die Slave 1.

Was wir da sehen, ist nichts Geringeres als die offizielle Rückkehr Boba Fetts ins «Star Wars»-Universum. Eine Rückkehr, die gleichzeitig Boba Fetts Status unter Mandalorianern klarstellt.

Also war Jango bloss ein begabter Kopfgeldjäger, der irgendwie an eine mandalorianische Rüstung gekommen ist?

Neu ist das Detail mit dem Beskar.

Bis anhin galt, dass Boba Fetts Rüstung aus Durastahl bestehe, eines der am weitesten verbreiteten Werkstoffe der Galaxis. Es ist auch eines der härtesten Materialien, darum werden unter anderem Raumschiffe daraus gebaut. Aber Durastahl ist kein Beskar; nicht annähernd so hart und wertvoll, dass nicht einmal ein Lichtschwert dagegen ankommt.

Tja, da hat Jango Fetts Rüstung wohl ein Upgrade gekriegt. Ein wichtiges. Darauf komme ich gleich. Aber diese zweite Staffel von «The Mandalorian» etabliert hier ein weiteres Mal, dass Beskar zu den Mandalorianern gehört wie Lichtschwerter zu den Jedi – und dass sich Beskar und Lichtschwert ebenbürtig sind.

Boba Fett, meine Damen und Herren

Es stellen sich aber neue Fragen.

Warum lebt Boba Fett noch? In «Star Wars – Episode VI: The Return of the Jedi» ist er in die Sarlacc-Grube gefallen. Oder in den Worten C-3POs: Boba hat den Tod im Bauch des allmächtigen Sarlaccs gefunden, wo er eine neue Definition von Schmerz und Leid erfahren und über tausend Jahre lang langsam verdaut werden würde.

Eine offizielle Erklärung schuldet uns «The Mandalorian». Sie gibt aber genug Hinweise, damit wir’s uns selbst zusammenreimen können.

Zunächst mal die Rüstung. Die besteht ja laut neuem Kanon aus Beskar. Beskar hält ganz schön was aus. Nicht nur die Klinge eines Lichtschwerts. Auch die ätzende Säure, mit der Krayt-Drachen ihre Gegner töten, wie wir in «Chapter 9: The Marshal» gesehen haben.

So viel zum Überleben. Warum hat Boba aber die Rüstung verloren?

Könnte sein? Könnte sein.

Fazit

Da sind wir also. Am Ende der bisher kürzesten Folge der zweiten Staffel: Moff Gideon hat seine Dark Troopers geschickt, die Razor Crest zerstört – dieses Mal wohl endgültig – und Grogu entführt.

Was es genau mit den Dark Troopers auf sich hat, gucken wir uns das nächste Mal an. Oder dann, wenn sie in einen echten Kampf geraten. Denn die von Robert Rodriguez inszenierte Folge konzentriert sich auf einen ganz anderen Star: Boba f*cking Fett.

Jetzt mal im Ernst. Wie geil war denn Temuera Morrisons Auftritt? Seine Ausstrahlung war ja schon ohne Rüstung göttlich. Sein Kampfstil so effizient wie brutal. Leck, die armen Sturmtruppler. Mit seinem Kampfstab hat Boba nicht nur Knochen, sondern gleich ganze Rüstungen zerborsten.

Als ob das nicht genug wäre, schenkt uns Rodriguez das, worauf wir Fans schon lange gewartet haben: Boba Fett in Action.

Mit Rüstung.

Natürlich mit der Slave 1.

War es die beste Episode ever? Nein, das nicht. Ich mochte die beiden Kapitel mit Bo-Katan Kryze und Ahsoka Tano besser. Auch wegen dem Setting. Tython wirkte mir zu billig. Zu sehr nach Fan-Film. Abgesehen davon aber eine grossartige Folge. Vor allem dank Boba Fett.

This is the way.


Wie hat euch die Folge gefallen? Gibt’s noch Easter Eggs, die mir entgangen sind? Schreibt’s in die Kommentare. Nächsten Freitag – und dieses Mal wird’s wirklich Freitag! – machen wir mit der Folgenbesprechung von «Chapter 15» weiter.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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