Produkttest

Surface-Klon mit Bluetooth-Tastatur: Lenovo Yoga Duet 7i im Test

Martin Jud
11.9.2020

Lenovo hat nun ein eigenes «Surface Pro». Doch unterscheidet sich das Yoga Duet 7i in einigen Punkten vom Microsoft-Original. Beispielsweise mit einer abnehmbaren Tastatur, die nicht nur einen Textilbezug hat, sondern auch Bluetooth kann. Clever.

Und dann ist da noch diese naheliegende Idee, die das Duet 7i in manchen Situationen tatsächlich zum besseren Surface Pro 7 macht: Die im Preis inbegriffene Tastatur kann nicht nur entfernt werden, sie kann auch Bluetooth – stell das Tablet irgendwo hin und bediene das Gerät von irgendwo anders aus, beispielsweise mit Tastatur und Trackpad auf deinem Schoss.

Die Specs des Lenovo Yoga Duet 7i:

Mit 16 GB RAM, einer 1 TB SSD und einem Intel Core i7 fällt die Ausstattung des 7i-Testgeräts üppig aus. Wer mehr Speicher möchte, kann seine Bedürfnisse dank microSD-Slot befriedigen.

Das Lenovo-Convertible gibt es bei uns übrigens auch in folgender Ausführung:

Design und Anschlüsse

Die Kühlung des Tablets erfolgt über Lüftungsschlitze, die sich an der oberen Kante befinden. Die Kante ist dabei leicht nach vorne geneigt, sodass die Luft bei aufgestelltem Tablet und leichter schräglage des Bildschirms ungefähr von oben angesaugt und ausgeblasen wird.

Die ausklappbare, dünne Aluminiumplatte beziehungsweise der Standfuss funktioniert wie bei Microsoft. Damit kann das Tablet in fast jedem Winkel aufgestellt werden. Beim Ausklappen machen die Scharniere keine komischen Geräusche und fühlen sich beinahe gleich geschmeidig an wie die von Microsoft.

An der linken Seite sind zwei USB-C-Anschlüsse 3.1 Gen 1 zu finden, über die das Gerät auch geladen werden kann. Ausserdem bieten diese DisplayPort 1.3. Darüber sind der kombinierte 3,5-mm-Klinkenanschluss und der microSD-Slot. Dieser befindet sich bei Microsoft unter dem Standfuss. Lenovo hat sich für einen seitlichen Slot mit Abdeckung entschieden.

Rechts ist ein weiterer USB-C-Anschluss zu finden, der weder Power Delivery noch DiplayPort bietet. Weiter sind da eine Lautstärkenwippe und der Powerknopf.

Helles Touchscreen im 16:10-Format

Mit einer Auflösung von 2160 x 1350 Pixel bietet das 13-Zoll-Hochglanz-IPS-Multi-Touch-Display des Yoga ein Seitenverhältnis von 16:10 sowie 196 ppi. Obschon das Surface Pro 7 mit seinem 12,3 Zoll grossen 3:2-Display dank 267 ppi hier die Nase vorn hat, wirkt das Bild bei Lenovo ebenso gestochen scharf. Gravierende Unterschiede wird wohl nur der Anwender bemerken, der einen Pen einsetzt und zum Zeichnen mit dem Gesicht nahe ans Display geht.

Um herauszufinden, wie gut das Display, bei dem Lenovo eine 100-Prozent-Farbraumabdeckung bei sRGB verspricht, Farben wiedergibt – sowie wie hell und gleichmässig dessen Ausleuchtung ist – vermesse ich es mit dem x-rite i1Display Pro Plus:

Mit 431 cd/m² leuchtet das Display im Schnitt so hell, wie jedes Display heutzutage leuchten sollte. Genügend hell, um bei sämtlichen Lichtverhältnissen, ausgenommen direkte Lichteinstrahlung, arbeiten zu können. Beim Surface Pro 7 habe ich beim Testen 432 cd/m² gemessen – Zufall?

Die Gleichförmigkeit ist gut gegeben. Mittig und links oben ist die Leuchtkraft etwas stärker, der Unterschied zwischen dunkelster und hellster vermessener Zone beträgt 42 cd/m². Das fällt mir beim Arbeiten nicht auf. Genauso wenig, wie es mir beim Surface Pro 7 auffällt, bei welchem ich eine Differenz von 48 cd/m² gemessen habe.

Leider schafft es mein Testgerät nicht auf den versprochenen Wert der sRGB-Farbraumabdeckung. Dennoch stellt das 7i-Display Farben rund zwei Prozent akkurater dar, als es das Microsoft-Convertible tut. Ich messe bei Lenovo 95,2 Prozent bei sRGB, 68,2 Prozent bei Adobe RGB und 70,1 Prozent bei DCI P3. Messe ich den Schwarz- und Weisswert, berechne ich daraus einen statischen Kontrast von 1507:1.

Abnehmbare Bluetooth-Tastatur mit Sofa-Look

Dass ein Hersteller sein Gerät mit Leder ummantelt, habe ich bereits erlebt.

Doch ein Veganer-freundlicherer, vermutlich aus Kunststofffasern gefertigter, straffer Textilbezug, der an ein Sofa erinnert, ist mir neu.

Den Textilbezug hat die Bluetooth-Tastatur an der Unterseite, womit mir das Convertible nicht nur gut gefällt, damit ist es auch rutschfest. Microsoft verwendet übrigens bei ihrem Tastatur-Cover einen flauschigen Alcantara-Überzug, allerdings auf der Seite, wo getippt wird. Da ist bei Lenovo Metall zu finden.

Dank starrer Erscheinung liegt das Keyboard Cover gut auf. Es kann nur flach verwendet werden. Eine alternativ angewinkelte Verwendung wie beim Tastatur-Cover von Microsoft ist nicht möglich. Das Layout gefällt mir in Anbetracht der Platzverhältnisse genauso, wie die allgemeine Erscheinung. Doch am liebsten mag ich diesen seitlichen Schieberegler, der die Bluetooth-Funktion der Tastatur aktiviert und auch fürs einmalige Pairing genutzt wird.

Einmal über Bluetooth mit dem Tablet verbunden, lassen sich Tastatur und Trackpad auch abgekoppelt verwenden. Das kann bei engen Platzverhältnissen von Vorteil sein. Oder wenn du gerne im Stuhl liegst ohne dabei die Kontrolle verlieren zu wollen.

Wow, warum sind darauf nicht auch schon Microsoft oder Dell gekommen?

Die Tasten verfügen über eine zweistufige Beleuchtung, die bei abgekoppelter Tastatur nur einstufig verwendbar ist. Drücke ich die Tasten, bemerke ich einen kurzen Weg – die Tastatur hat einen Tastenhub von 1,1 Millimeter. Dabei fühle ich gleich zu Beginn des Drückens einen klaren Auslösepunkt. Ich gewöhne mich rasch ans Tippen mit ihr.

Auch beim Trackpad habe ich nichts zu mäkeln. Es misst 10,5 x 7,1 Zentimeter, hat integrierte rechte und linke Maustasten und eine glatte Oberfläche, dank welcher ich den Mauszeiger präzise herumwischen kann.

Durchschnittliche Notebook-Lautsprecher

Akkuleistung

Im Yoga Duet 7i steckt ein 42 Wh Lithium-Ionen-Akku. Klingt nicht nach sonderlich viel, ist aber bei Geräten mit geringen Dimensionen normal. Das Surface Pro 7 von Microsoft hat 45 Wh. In Dells Surface-Klon Latitude 7200 stecken 38 Wh.

Um zu eruieren, wie gut sich das vorliegende Gerät in Sachen Laufzeit macht, messe ich diese beim Youtube-Dauerstreaming, bei einem Stresstest und beim Arbeiten im Office.

Youtube-Dauer-Streaming

Hersteller machen oft eine Aussage zur Akkulaufzeit bei Videowiedergabe. Dabei wird meist auf die lokale Videowiedergabe und einen niedrigen Helligkeitswert gesetzt. Der Verzicht auf WLAN und das dunklere Display sparen Strom. Was beim Produktbeschrieb wiederum zu Angaben führt, die ohne das Lesen des Kleingedruckten gut klingen. Dieses Gerät soll laut Lenovo bis 12,3 Stunden lokale 1080p-Videos bei 150 cd/m² Display-Helligkeit abspielen.

Den niedrigen Helligkeitswert verwende ich beim Testen auch. Allerdings nicht, um das Resultat künstlich zu verbessern, sondern weil es noch immer Displays gibt, die nicht wirklich hell leuchten. Mit 150 cd/m² ist die Vergleichbarkeit gegeben, ausserdem entspricht das ungefähr dem Helligkeitswert, der in einem leicht abgedunkelten Raum optimal ist. Da die meisten Benutzer eines Geräts keine lokalen Filme abspielen, sondern auf Streaming setzen, tue ich das auch.

Ich starte Youtube und lasse Musikvideos in Dauerschleife laufen. Der automatische Shutdown kommt nach 6 Stunden und 13 Minuten. Zum Vergleich: Das Microsoft Surface Pro 7 schafft im selben Test 5 Stunden und 16 Minuten. Mit dem Dell Latitude liegen 5 Stunden und 49 Minuten drin.

Akkulaufzeit unter Höchstleistung und Lautstärke

Damit ich sehe, wie sich der Akku sowie das hier Verbaute SoC Intel Core i7-10510U mit der gegebenen Kühlung unter Höchstleistung machen, lasse ich den Stresstest HeavyLoad sowie FurMark mit höchster Bildschirmhelligkeit gleichzeitig laufen.

Akkulaufzeit bei Office-Arbeiten

Nutze ich das Gerät ohne Stromanschluss im Office, komme ich je nach Art der Arbeit auf siebeneinhalb bis achteinhalb Stunden Laufzeit. Daher empfiehlt es sich, bei längerer mobiler Nutzung auch das kleine 45-Watt-Netzteil einzupacken. Oder sich eines anderen USB-C-Steckers zu bedienen.

CPU und Grafikprozessor

Auf dem Chip steckt auch Intels Intel UHD Graphics 620, die mit 300 bis 1150 MHz taktet. Weiter finden sich auf dem SoC unter anderem auch integrierte Speichercontroller und Unterstützung fürs En- und Decodieren von Videomaterial mit den Codecs VP9 und H.265.

Performance: Das leisten CPU und GPU

Nun dürfen CPU und GPU zeigen, was sie draufhaben. Deren Performance lote ich mit diversen Benchmarks aus; mit Cinebench R20 und Geekbench 5 teste ich primär die Prozessorleistung, PCMark 10 testet die Leistung bei Büroarbeiten, wohingegen Night Raid von 3DMark die Gaming-Performance schwacher Grafikkarten auslotet.

Geekbench 5 und Cinebench R20

Mit Cinebench von Maxon kannst du testen, wie sich dein PC beim Rendern von Cinema 4D-Inhalten schlägt. Prozessoren mit mehr Cores werden hier immer ein besseres Resultat liefern (ausgenommen Single-Core-Resultat).

Die Resultate des Testgeräts:

Die Resultate von Geekbench 5 unterstreichen das eher mässige Abschneiden bei Cinebench R20.

Gaming-Benchmark: 3DMark Night Raid

Office-Benchmark: PCMark 10

Dank PCMark 10 von 3DMark lassen sich PCs und Notebooks auf die vielfältigen Aufgaben an einen Arbeitsplatz testen. Er ist ein Office-Benchmark und taugt für alle Geräte mit schwacher GPU.

Wie das diesmal gültige Resultat von 3861 Punkten zeigt, ist das vorliegende Gerät besser, als 31 Prozent aller PCMark-10-Resultate. Aussagekräftiger ist das Ergebnis des Office-Notebooks mit Intel Iris Pro Graphics und i7-1065G7. Dieses schafft 4611 Punkte.

Fazit: Gelungenes Convertible, das Microsoft um einen blauen Zahn voraus ist

Vor dem Testen des Lenovo Yoga Duet 7i war ich skeptisch, ob dieses Gerät wirklich was taugt. Insbesondere, da ich bereits einen Surface-Klon von Dell auf Herz und Nieren geprüft habe und diesem ein durchzogenes Fazit geben musste. Vor allem die Verarbeitung und das Design im Detail gefällt bei Microsoft nebst der klar höheren Bildschirmauflösung besser.

Was im Alltag meist nicht bemerkbar ist, ist die für das i7-SoC etwas unter den Erwartungen liegende CPU-Leistung. Hier dürfte Lenovo, wie auch bei den verbauten Durchschnitts-Lautsprechern, nachbessern. Ansonsten gibt es einen fetten Daumen nach oben – well done.

69 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


Computing
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Notebooks
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Surface-Klon mit Retro-Charme: Lenovo ThinkPad X12 Detachable im Test

    von Martin Jud

  • Produkttest

    Lüfterloses, violettes Microsoft Surface Pro mit 12 Zoll im Test: grundsätzlich gut, aber ...

    von Martin Jud

  • Produkttest

    Microsoft Surface Pro 8 im Test: Mehr Display, mehr Power

    von Martin Jud