Kritik

«Starfield» nach 25 Stunden: Doch «nur» ein Bethesda-Rollenspiel

In Bethesdas ambitioniertesten Spiel schwanke ich zwischen Langeweile und Frust, aber zunehmender Entdeckungslust. Es dauert lange, aber langsam klickt «Starfield» für mich.

Fünf Sekunden hat es gedauert, bis zum ersten Bug. Leider kein säurespeiender Weltraum-Käfer, sondern ein technischer Fehler. Meine Begleiter schwebten wie Geister durch die Wand. Typisch unfertiges Bethesda-Game? Zum Glück nicht. Es bleibt zwar nicht der letzte Bug, aber technische Probleme sind meine geringste Sorge in «Starfield».

Der Einstieg harzt

«Starfield» ist ein Sci-Fi-Rollenspiel mit einem Universum aus über 1000 Planeten. Die Geschichte beginnt mit einer vermeintlichen Routine-Mission als Minenarbeiter. Dabei stosse ich auf ein mysteriöses Artefakt. Zusammen mit der Forschungsgemeinschaft Constellation, die schon länger danach gesucht hat, mache ich mich auf, das Geheimnis dahinter zu lüften.

Oft ändern meine Gesprächspartner zudem ihre Meinung, ja sogar ihre ganze Attitüde um 180 Grad. So erklärt mir ein mürrischer alter Kauz, dass er mir auf absolut gar keinen Fall die Karten geben wird, die wir brauchen. In meiner nächsten Antwort weise ich darauf hin, dass wir gleich wieder weg sind, wenn er mir sie gibt. Schwupps, schon lenkt er ein. Den Schlüssel zu seinem Büro händigt er mir auch noch aus. Seine Glaubwürdigkeit könnte er gleich nachwerfen.

«Starfield» wirkt wie ein Flughafen-Roman. Ein seichter, leicht verdaulicher Zeitvertreib. Es steht im krassen Kontrast zu «Baldur’s Gate 3», das ich als komplexen, epischen Fantasy-Roman erlebe. Aber Bethesda-Spiele habe ich noch nie für die Story gespielt, sondern um die Welt zu erleben und zu entdecken.

Der Kampf mit den Menüs

Bis ich mich als Marco Polo des Weltalls fühle, dauert es allerdings. Was mir nämlich auch nach vielen Stunden noch zu schaffen macht, ist die Menünavigation. Zwar ist alles in einem schicken minimalistischen Stil designt, trotzdem finde ich mich nur schwer zu Recht. Und ich bin oft in Menüs. Sei es, um Waffen auszurüsten, Missionen anzuschauen, Skills zu lernen oder um herumzureisen.

Auch in «Fallout» lädt das Spiel bei jedem grösseren Gebäude oder jeder grösseren Ortschaft. Aber in der eigentlichen Welt kann ich frei herumwandern. Das ist in «Starfield» nur auf den unzähligen Monden und Planeten möglich. Diese sind aber meist nicht von Hand designt und bieten nicht so viel zu entdecken.

Der Entdecker erwacht

In einem System entdecke ich ein unmarkiertes Schiff. Klingt verdächtig und verdächtige Menschen kaufen sicher auch verdächtige Ware. Hätten sie vielleicht, wenn ich sie nicht beim Plündern eines fliegenden Casinos gestört hätte. Nach einem hitzigen Gefecht in Schwerelosigkeit habe ich keinen Käufer für meine Organe gefunden, dafür weiteres Diebesgut.

Leider sind sie in meiner Spielzeit die Ausnahme. Gerade auf den Planeten bin ich selten auf mehr als ein paar versteckte Piraten gestossen. Im besten Fall springt dabei eine neue Waffe heraus, im schlechtesten Kram, der mein Inventar verstopft.

Diebe haben es schwer

Als ich nach getaner Arbeit wieder nach Neon zurückkehre, hält mich ein bewaffneter Sicherheitsbeamter auf. Ich hätte gestohlene Güter auf mir. Damit meint er wohl die Bauteile, die ich in der vorherigen Quest habe mitgehen lassen. Woher soll er das wissen? Das war in einem anderen Sonnensystem und weit und breit war da kein Mensch. Ich hasse es, wenn Spielfiguren jedweder Logik über alles Bescheid wissen.

Bethesda-All-Stars

Waffen, Anzüge und Helme können auf vielfache Weise verbessert werden. Gerade das Waffensystem bietet ein Sammelsurium fantasievoller Schiessprügel, die individuell getunt werden können.

Fazit: Viel Spiel, wenig Innovation

Wie so oft in Bethesda-Spielen sind die interessanten Geschichten, jene ohne Missionen. Beispielsweise als ich in einem Apartment eine Leiche finde und von einem Roboterhund angegriffen werde. Nach dem Kampf erfahre ich von einem Datentablet, dass sich der dahingeschiedene Besitzer illegal einen Wachroboter besorgt hat. Weil er den zwielichtigen Verkäufer nicht bezahlen wollte, hat der kurzerhand per Fernbedienung den Hund aktiviert.

Schade ist, dass sich Bethesdas Universum nicht zusammenhängend anfühlt. Dafür ist die Welt durch viele, wenn auch kurze Ladebildschirme getrennt. Das Design der Planeten, der Raumschiffe und der Gebäude macht die Reise aber sehenswert. Dank umfangreichem Upgrade-System, Aussenposten errichten, Schiff-Editor und Crew-Management hast du alle Hände voll zu tun.

Ich werde auf jeden Fall weiterspielen. Denn das Spiel bietet noch einige Überraschungen, die ich dir in diesem Artikel nicht verraten darf.

«Starfield» wurde mir von Bethesda zur Verfügung gestellt. Das Spiel ist erhältlich für PC und Xbox Series S/X.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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