Ratgeber

So richtest du deinen Plex-Server ein

Martin Jud
19.4.2019

Was Netflix und Amazon tun, kann ich schon lange. Ich erstelle mein eigenes NASflix, einen Medienserver Namens Judtube. Erfahre in diesem Artikel, wie einfach es ist, deine Filme und Musik überallhin mit Plex zu streamen.

Mit deinem eigenen Medienserver kannst du im Zug, in den Ferien oder im Bett auf irgendeinem Gerät deine Filme, Serien oder Musik streamen. Dazu brauchst du lediglich ein NAS und eine Medienserver-Software wie Plex.

Wie bei Netflix können mehrere Benutzer gleichzeitig streamen. Dazu benötigst du allerdings Hardware mit genügend Leistung. Mein altes NAS aus dem Jahr 2012 war zu schwach dafür. Mein neues System kann parallel bis zu vier Streams mit UHD-Ausgangsmaterial konvertieren.

An den neuen Medienserver habe ich folgende Ansprüche:

Möglichkeiten des Streamings

Um einen Medienserver zu realisieren, kannst du auf haufenweise Software zurückgreifen. Ich habe schon seit Jahren mit dem Plex Media Server geliebäugelt, weshalb ich auch direkt diesen installiere. Toll an Plex ist, dass auch jemand mit geringen IT-Kenntnissen den Server relativ einfach aufsetzen und betreiben kann.

Plex: Simple sowie schnelle Installation

1. Erstellen eines Plex-Accounts

Gehe auf www.plex.tv und klicke oben rechts auf «Sign Up», um einen Account zu erstellen. Falls du möchtest, löst du dir danach den Premium Pass. Dieser ist für einen Monat, ein Jahr oder auf Lebzeiten erhältlich und kostet aktuell 4.99 €, 39.99 € oder 119.99 €.

2. Herunterladen der Server-Software

Für mein NAS gibt es Plex direkt im Paketzentrum (Shop) des Betriebssystems. Doch aus irgendeinem Grund ist die angebotene Version ziemlich veraltet. Daher rate ich dir, die Software direkt beim Hersteller herunterzuladen. Du findest die aktuelle Version des Plex Media Servers hier.

3. Aufspielen des Servers

Natürlich gibt es Plex für beinahe jedes Betriebssystem. Hast du auch ein NAS von Synology, logst du dich jetzt in der Weboberfläche ein und öffnest das Paketzentrum.

Klicke oben rechts auf «Manuelle Installation» und öffne die zuvor heruntergeladene Datei und klicke auf «Weiter». Du wirst darauf hingewiesen, dass das zu installierende Paket von einem unbekannten Herausgeber ist. Fahre nur fort, wenn du die Datei auch wirklich von der offiziellen Plex-Homepage heruntergeladen hast. Die Installation ist in wenigen Sekunden erledigt.

4. Serverstart und Erstkonfiguration

Nun startest du den Server. Dabei öffnet sich die Plex-Weboberfläche in einem neuen Fenster und bittet dich als erstes, dich mit deinem Account einzuloggen. Ist dies getan, bekommst du eine kurze Erklärung zur grundlegenden Funktion.

Einen Klick weiter wird bestätigt, dass der Server gefunden wurde. Du kannst den vorgeschlagenen Server-Namen bei Bedarf überschreiben. Mein Medienserver bekommt den Namen «Judtube». Im Weiteren lege ich mit dem Häkchen fest, dass ich mit Plex auch ausserhalb meiner vier Wände streamen möchte. Plex versucht den Zugriff von ausserhalb selbstständig zu konfigurieren. Sollte dies nicht klappen, wirst du weiter unten im Artikel erfahren, was du tun kannst.

Jetzt kannst du deine Medien einbinden. Oder du klickst erstmal ohne Einbindung auf «Weiter» und bestätigst die Einrichtung mit einem weiteren Klick auf «Fertig».

Einbindung von Medien: Das gibt es zu beachten

Du kannst deinem Server jederzeit neue Mediatheken hinzufügen. Wie du soeben gesehen hast, führt dich die Ersteinrichtung des Servers automatisch zu diesem Schritt. Möchtest du erst danach Medien einbinden, tust du das mit einem Klick auf das Plus-Symbol, welches erscheint, sobald du mit der Maus über «Mediatheken» fährst.

Wähle den Medientypen, den du einbinden möchtest.

Gib der Mediathek einen Namen. Dies macht Sinn, da du mehr als eine Mediathek desselben Typs erstellen kannst. Vielleicht möchtest du deine Konzert-Blu-ray-Rips abgesondert einbinden oder für deine Kinder eine eigene Disney-Mediathek erstellen. Wo wir gerade dabei sind: In Sachen Jugendschutz ist es auch möglich, einem User nur die Freigabe für Content mit bestimmter Alterseinstufung zu geben.

Unter dem Punkt «Erweitert» kannst du Detaileinstellungen zur Mediathek vornehmen. Dort bestimmst du beispielsweise ob sie auf dem Dashboard erscheinen soll, ob Vorschau-Thumbnails erstellt werden sollen oder welcher Agent dir die Infos der Filme zusammensuchen soll.

Nach dem Hinzufügen der Mediathek beginnt der Server selbstständig sämtliche Infos zu den Medien aus dem Netz zu ziehen. Je nach Menge hinzugefügter Mediendateien kann das Minuten oder Stunden dauern.

Sollte ein Film bei dir nach dem Hinzufügen kein Cover und fehlende Infos oder eine falsche Bezeichnung haben, wird wahrscheinlich die Benennung der Datei nicht korrekt sein. Du kannst dies entweder durch Umbenennen der Datei korrigieren oder indem du mit deiner Maus über den zu korrigierenden Film fährst, unten rechts auf die drei Pünktchen klickst und im aufpoppenden Menü «Zuordnung korrigieren» wählst.

Daraufhin macht dir Plex automatisch Vorschläge, welcher Film hier vorliegen könnte. Ist der korrekte nicht dabei, klickst du auf das orangene «Suchoptionen», woraufhin du mittels Textsuche zum korrekten Film gelangst. In diesem Beispiel fehlt in der Datei lediglich die Jahreszahl, weshalb das System fälschlicherweise den neusten Alice-Film zugeordnet hat. Ich klicke also einfach auf den zweiten Eintrag mit dem Jahr 1951...

..und nach wenigen Sekunden sind das Cover und die Filminfos korrigiert.

Konfiguration: Einstellungen für den korrekten Betrieb

Nun kannst du eigentlich loslegen, die Plex-App auf deinen Endgeräten zu installieren, oder dich über den Webbrowser einzuloggen, und zu streamen. Doch wirst du allenfalls eine stockende Wiedergabe, eine miese Videoqualität oder andere Probleme haben. Damit das nicht geschieht, solltest du erst ein paar Konfigurationen vornehmen. Gehe am besten sämtliche Optionen durch. Die wichtigsten Knackpunkte in Sachen Einstellungen zeige ich dir nun.

Die Einstellungen...

..sind auf vier Bereiche aufgeteilt. Von oben nach unten kannst du zu folgenden Bereichen Konfigurationen vornehmen: Kontoeinstellungen, Benutzereinstellungen, Einstellungen zum Web-Client, Einstellungen zum Medienserver.

Wichtige Kontoeinstellungen

Unter dem Punkt «Konto» kannst du bestimmen, welche Sprache bei einem Video bevorzugt werden soll.

Selbstverständlich kannst du auch jederzeit vor oder während dem Abspielen die Sprache sowie Untertitel wechseln.

Ansonsten kannst du in den Kontoeinstellungen deinen Plex Pass einsehen, zugelassene Geräte entfernen, Online-Medienquellen zur Anzeige auswählen (Tidal, Podcasts, Web Shows) oder Webhooks einrichten. Webhooks ermöglichen es dir beispielsweise, mit Plex dein Smarthome anzusteuern. Mit der richtigen Ausrüstung lässt sich so das Licht beim Start eines Films automatisch dimmen.

Wichtige Benutzereinstellungen

Unter dem Punkt «Plex Home-Benutzer» kannst du einen Gast-Account aktivieren oder zusätzliche Benutzer erstellen.

Du kannst sowohl Benutzer mit existierendem Plex-Konto hinzufügen, wie auch Benutzer, die deinem persönlichen Account angehängt werden. Dies macht vor allem Sinn, wenn der Benutzer vom vorhandenen Premium Pass profitieren soll. Liedtexte beim Abspielen von Musik einzublenden, ist beispielsweise nur damit möglich.

Weiter stellst du hier ein, auf welche Mediatheken der Benutzer Zugriff erhalten soll. Private Videos (Stichwort Judporn) lassen sich so problemlos für Unbefugte ausblenden. Und falls es sich beim Benutzer um ein Kind handelt, kannst du auch Altersbeschränkungen definieren.

Wichtige Einstellungen zum Web-Client

Falls du auf dem Endgerät keine Plex-App installiert hast, kannst du deine Medien auch vom Web-Client aus streamen. Dazu gehst du auf plex.tv und logst dich mit deinem Account ein. Die folgenden Einstellungen für den Web-Client existieren so auch für die Plex-Apps deines Smart-TVs oder des Smartphones. Der Server merkt sich übrigens die Konfiguration des Web-Clients für jeden Benutzer einzeln.

Nachdem ich meinen Server in Betrieb nahm, hatte ich regelmässig das Problem, dass mir der Web-Client im Heimnetzwerk den Zugriff auf Judtube verwehrte. Ob der Zugriff funktionierte, war wie Roulette. Gelöst habe ich es mit der oben gelb markierten Option. Seit ich im Heimnetzwerk einen Rückfall auf unsichere Verbindungen zulasse, sind die Probleme passé.

Sehr wichtig sind die Qualitäts-Einstellungen. Ich habe lange mit verschiedenen Bitrates und Einstellungen rumprobiert, um ein flüssiges und qualitativ ansehnliches Resultat hinzubekommen. Hier geht es nun nur um die Einstellungen seitens Client. Wie genau der Server die Videos in Sachen Qualität konvertiert, folgt weiter unten.

Solltest du selbst nach dem Umsetzen all meiner Tipps keinen stabilen Videostream hinbekommen, kannst du die Option «Qualität automatisch anpassen» ausprobieren. Dann versucht Plex aufgrund deiner aktuellen Surfgeschwindigkeit den Stream anzupassen und transkodiert/sendet dementsprechend mit variabler Qualität (wie es auch Netflix macht).

Und auch der Punkt «Empfohlene Einstellungen verwenden» unter Heimnetzwerk-Streaming sollte aktiviert sein. Somit wird der Content wenn immer möglich ohne Neukonvertierung in vorliegender Qualität abgespielt.

Die Punkte «Direct Play» und «Direct Stream» stossen ins selbe Horn, wie die letzte Einstellung. Aktiviere diese Optionen, sonst wird dein TV die UHD-Filme allenfalls im Heimnetzwerk nur mit 1080p-Auflösung abspielen. Und dein Server würde vergebens Energie aufwenden und den Film unnötigerweise transkodieren.

Bei den Player-Einstellungen habe ich die Lautstärkenerhöhung für Mehrkanalton auf «klein» gesetzt. Dies gleicht die typisch niedrigere Lautstärke etwas aus und verhindert mir einen Gehörschaden, wenn ich von der Filmwiedergabe zurück zu meinem FLAC-Sound wechsle.

Wichtige Einstellungen zum Medienserver

Hast du die Portweiterleitung eingerichtet, setzt du bei «Öffentlicher Port manuell definieren» den entsprechenden TCP-Port ein und klickst auf «Übernehmen».

Unter «Begrenzung der Stream-Bitrate übers Internet» stellst du ein, wie viele Mbps ein einzelner Stream maximal haben darf. Wie bereits beim Player beschrieben, habe ich mit 8 Mbps sehr gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht fragst du dich, warum du die Mbps beim Player auch begrenzen sollst. Der Grund: Falls dich ein anderer Plex-User einlädt, seinen Server deinem Account hinzuzufügen, kannst du die Bitrate dieses Servers nicht selbst konfigurieren.

Bei den Einstellungen zur Mediathek empfehle ich dir, die oben gelb markierten Punkte zu aktivieren. Somit wird dein Server Filme beim Hinzufügen automatisch erkennen und in die Mediathek einbinden. Bei Musik habe ich das automatische Updaten bisher deaktiviert belassen. Ich stosse den Scan nach Hinzufügen eines neuen Albums manuell an, da grosse Sammlungen bei automatischem Scan unter Linux basierten Betriebssystemen zu Fehler führen können.

Die rotumrandete Einstellung ist die wichtigste überhaupt. Zumindest, wenn du deinen Plex-Medienserver mit einem NAS und somit einem relativ schwachen Prozessor betreibst. Ist die Hardwarebeschleunigung deaktiviert, schafft mein NAS knapp eine Stream-Transkodierung (UHD zu 1080p). Aktiviere ich die Option, schaffe ich vier parallele Neukonvertierungen.

Somit bist du durch mit den wichtigsten Einstellungen. Ich empfehle dir, die restlichen Einstellungen auch durchzusehen und nach deinem Gusto anzupassen.

Plex: Ein grossartiges Stück Software mit ein paar Einschränkungen

Wow, Plex ist wirklich ein tolles Stück Software. Mich begeistert insbesondere die einfache Installation und Handhabung. Ausserdem gefällt mir, wie die Mediatheken automatisch aufbereitet und dargestellt werden. Vom Funktionsumfang her kann Plex locker mit Netflix, Spotify und Konsorten mithalten. Nur dass du hier Videos, Sound, Fotos und bei Bedarf auch Live-TV sowie Weiteres aus der eigenen und vor allem einer Hand bekommst.

Schade ist, dass du für den Betrieb eines Servers zwecks Hardware-Konvertierung nicht drumherum kommst, dir den Premium Pass zu kaufen. Die Jungs hinter der Software haben es aber auch irgendwie verdient, einen Batzen für Judtube abzusahnen. Und es ist schon nicht schlecht, dass ich dank des Passes auch gleich Liedtexte eingeblendet erhalte und meinen nicht vorhandenen Kindern die Zugriffsrechte konfigurieren kann.

Mal sehen, ob ich auch nach einem Langzeittest weiterhin glücklich mit dieser Software sein werde. Sollte Plex nicht meine Erwartungen erfüllen, werde ich etwas mehr Aufwand betreiben und den Medienserver Emby in Zusammenarbeit mit Kodi als Client an den Start bringen. Falls du weitere empfehlenswerte Medienserver-Software kennst, bin ich ganz Ohr.

183 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


Computing
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Ratgeber

Praktische Lösungen für alltägliche Fragen zu Technik, Haushaltstricks und vieles mehr.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Ratgeber

    Synology NAS Upgrade: 2,5 Gigabit mit USB-LAN-Adapter

    von Martin Jud

  • Ratgeber

    HDR-Videokonvertierung mit HandBrake: So klappt es mit CPU oder GPU

    von Martin Jud

  • Ratgeber

    Schütze dein NAS

    von Martin Jud