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Snapdragon 8 Gen 3 im Test: Beeindruckende Zahlen, enttäuschender Alltag

Jan Johannsen
8.12.2023

30 Prozent mehr Leistung klingen beeindruckend, aber der Snapdragon 8 Gen 3 erfüllt das Versprechen nur in gewissen Benchmarks. Im Alltag merke ich kaum eine Verbesserung.

Direkt nach dem Launch habe ich ein Redmagic 9 Pro in die Hände bekommen. Das Gaming-Smartphone mit Lüfter interessiert mich allerdings nur am Rande. Ich will wissen, was der darin verbaute Snapdragon 8 Gen 3 kann. Es ist das erste Smartphone mit Qualcomms neuem Chipsatz, das ich einrichte.

Benchmarks: Zahlen bitte

Das Redmagic 9 Pro und das ROG Phone 7 verfügen über 16 Gigabyte Arbeitsspeicher, das Redmagic 8S Pro und das Galaxy Z Fold 5 über jeweils 12 Gigabyte.

Geekbench 6: Klarer Zuwachs bei der Grafik

Die ersten Zahlen stammen von Geekbench 6. Der Test liefert Ergebnisse für die Nutzung eines oder mehrerer Rechenkerne mit zwei verschiedenen Grafikschnittstellen.

Der Leistungszuwachs im Single-Core-Test fällt mit 12 Prozent Zuwachs gegenüber dem Durchschnitt der drei Geräte mit dem Snapdragon 8 Gen 2 gering aus. Bei der Nutzung mehrerer Rechenkerne lässt der Snapdragon 8 Gen 3 seinen Vorgänger deutlich hinter sich. 29 Prozent mehr Leistung gegenüber dem Durchschnitt ermittelt Geekbench. Da werden die versprochenen 30 Prozent mehr Leistung greifbar.

Die Grafikschnittstellen liefern überdurchschnittlich ab. 57 Prozent höher fällt das Testergebnis bei OpenCL aus und sogar 71 Prozent bei Vulkan. Beeindruckende Zahlen.

PCMark Work 3.0: Im Alltag wird der Vorsprung kleiner

Für PCMark Work 3.0 habe ich leider nur für die beiden Redmagic-Geräte ausführliche Zahlen zur Hand. Immerhin mischt sich das ROG Phone 7 noch mit einem Gesamtergebnis ein.

3DMark: Grafik für Spiele

Die Benchmarks von 3DMark versuchen die Grafikpower zu messen. Während «Wild Life Extreme» allgemein die Grafikleistung anhand von 4K-Renderings vergleichbar machen soll, konzentriert sich «Solar Bay» auf Ray Tracing und die Vulkan-Schnittstelle.

In allen Kategorien schneidet der Snapdragon 8 Gen 3 bei 3DMark besser ab als sein Vorgänger: 53 Prozent bei Solar Bay und 31 Prozent bei Wild Life Extreme – sowohl bei den Punkten als auch bei den FPS-Werten.

Beide SoC können ihre Leistung stabil halten. Der Snapdragon 8 Gen 2 erreicht beim «Solar Bay Stress Test» 99,7 Prozent und der Snapdragon 8 Gen 3 mit 99,6 Prozent quasi das gleiche Ergebnis. Beim «Wild Life Extreme Stress Test» rutscht er allerdings auf 96,8 Prozent ab. Der Gen 2 kann dort seine 99,7 Prozent wiederholen.

Energieverbrauch: keine einfache Sache

Qualcomm verspricht, dass der Snapdragon 8 Gen 3 bis zu 25 Prozent weniger Energie verbraucht. Während ein synthetischer Batterietest das bestätigt, lässt meine Beobachtung im Alltag einen anderen Rückschluss zu.

Beim «Work 3.0 battery life»-Test von PCMark ist das Ergebnis eindeutig. Das Redmagic 9 Pro mit dem Snapdragon 8 Gen 3 hält zwei Stunden länger durch. Das ist beeindruckend.

Im Alltag mache ich allerdings eine gegenteilige Beobachtung. Die Prozente im Ladestand des Redmagic 9 Pro schrumpfen schneller als beim 8S Pro. Dabei sollte sein kleinerer Akku bei identischen Tätigkeiten weniger lange halten. Umso mehr, weil der Snapdragon 8 Gen 3 laut Qualcomm effizienter sein soll..

Pustekuchen. Nach einer Nacht ohne Nutzung, 50 Minuten Youtube, 22 Minuten 4K-Videoaufnahme und zweimaligen Rendering des entsprechenden Videos ist der 6500-mAh-Akku des 9 Pro nur noch zu 77 Prozent geladen. Die Anzeige des 6000-mAh-Akkus des 8S Pro steht bei 83 Prozent.

Besonders wenn ich die unterschiedlichen großen Kapazitäten der Batterien beachte, schneidet das Redmagic 9 Pro mit dem Snapdragon 8 Gen 3 nicht gut ab. Es hat im fraglichen Zeitraum 1495 mAh verbraucht, das 8S Pro dagegen nur 1020.

Das ist bisher nur ein anekdotischer Erfahrungswert, der auch von andern Komponenten und der Software des Testgeräts beeinflusst sein kann. Nicht ausgeschlossen, dass der Snapdragon 8 Gen 3 in anderen Geräten das Messergebnis vom Batterietest bestätigt.

Von Zahlen zum Alltag

Bei den Messwerten hat der Snapdragon 8 Gen 3 (fast) überall zulegt. Aber da bereits der Snapdragon 8 Gen 2 mehr als genug Power für die meisten Anwendungen bietet, frage ich mich, wo der neue Chipsatz einen spürbaren Mehrwert bietet. Zwei Bereiche fallen mir ein: Spiele und Videobearbeitung.

Mit «CarX Street» und «Arena Breakout» installiere ich zwei Spiele, die Ray Tracing unterstützen. In den bestmöglichen Grafikeinstellungen kann ich keinen Unterschied erkennen.

So schön die besseren Darstellungen von Lichtern und Spiegelungen in den Demo-Videos auch aussehen, in beiden Spielen fallen sie mir nicht besonders auf. Vielleicht fehlt es noch an geeigneten Szenen in diesen Spielen.

Mit dem «VN Video Editor» exportiere ich auf beiden Smartphones das gleiche 4K-Video. Es ist fünf Minuten lang, hat 60 fps und ist etwa 3,9 Gigabyte groß. Das Redmagic 8 Pro braucht dafür 3:49 Minuten, das Redmagic 9 Pro 3:41 Minuten. Nach dem ganzen Bohei bei der Ankündigung und den Benchmark-Zahlen finde ich eine Verbesserung um acht Sekunden oder drei Prozent zu wenig.

Vorläufiges Fazit: Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Die Chipsätze der letzten Jahre bewegen sich bereits auf einem Niveau, das in den meisten Fällen ausreicht. Der Snapdragon 8 Gen 3 bestätigt das. In den Benchmark-Tests schneidet er deutlich besser ab als sein Vorgänger. Im Alltagsvergleich ist dagegen kaum ein Vorteil gegenüber dem Snapdragon 8 Gen 2 zu spüren.

Die Auswirkungen auf die Akkulaufzeit will ich noch nicht abschließend beurteilen. Zu sehr widersprechen sich Messergebnis und Alltagserfahrung.

Titelfoto: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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