
News & Trends
Studie zeigt: Unser Auge löst mehr Pixel auf als angenommen
von Samuel Buchmann

Sensoren in Smartphones unterstützen schon heute die Erdbeben-Frühwarnung. Nun lassen sich Erschütterungen in urbanen Regionen mit den Messungen auch präzise kartieren. Das hilft bei der Rettung.
Ob diese Messdaten über die reine Warnung hinaus jedoch auch verwendet werden können, um Erschütterungen innerhalb eines betroffenen Gebiets zu kartieren, blieb offen. Diese Information ist aber insbesondere in urbanen Erdbebenregionen wichtig, um früh zu wissen, welche Stadtteile oder Gebäude besonders stark von den Erdstössen betroffen sind.
Wir sind Partner von Spektrum der Wissenschaft und möchten dir fundierte Informationen besser zugänglich machen. Folge Spektrum der Wissenschaft, falls dir die Artikel gefallen.
Originalartikel auf Spektrum.de
Experten aus Wissenschaft und Forschung berichten über die aktuellen Erkenntnisse ihrer Fachgebiete – kompetent, authentisch und verständlich.
Vom neuen iPhone bis zur Auferstehung der Mode aus den 80er-Jahren. Die Redaktion ordnet ein.
Alle anzeigenDass heute praktisch jeder ein Smartphone in der Tasche hat, erweist sich in Erdbebensituationen als äusserst nützlich. Kleine Beschleunigungssensoren, die in tausenden Geräten eigentlich für das interaktive Spielen oder für die Lageerkennung verbaut sind, können die Erschütterungen während eines Bebens erfassen und die Signale an einen zentralen Server senden. Innerhalb von Sekunden schickt dieser dann Warnungen an Menschen in der Umgebung, die dadurch wertvolle Zeit gewinnen, um sich in Sicherheit zu bringen. Teilweise gehen die Warnungen eine halbe Minute, bevor die Erde unter ihren Füssen bebt, ein.
Im Gegensatz zu professionellen seismischen Instrumenten sind die Smartphones nicht am Boden befestigt. Sie befinden sich in unterschiedlichen Etagen eines Gebäudes, werden in der Hand gehalten oder auch nicht, und ihre Sensoren sind nicht gegen einen Referenzwert kalibriert. In den Messdaten finden sich neben den Bodenvibrationen deswegen auch die speziellen Eigenschaften des Geräts und des Gebäudes, in dem es sich befindet. Eine einzelne Smartphonemessung ist zu stark verrauscht, um damit auf die reale Bodenerschütterung vor Ort zu schliessen.
Mithilfe eines statistischen Modells ist es Forschenden der Universität Bergamo, des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geoforschung und des Europäisch-Mediterranen Seismologischen Zentrums in Frankreich nun aber gelungen, diese störenden Effekte aus den Messdaten herauszurechnen. Das Ergebnis sind hochauflösende Erdbebenkarten für eine urbane Region. Der Detailgrad dieser Karten geht weit über das hinaus, was seismische Messstationen allein hätten liefern können.
Als Testregion dienten dem Forschungsteam die Phlegräischen Felder in der Nähe von Italien, eine dicht besiedelte sowie vulkanisch und seismisch aktive Region in der Nähe von Neapel. Im Testzeitraum zwischen April und Juni 2024 bebte die Erde dort etliche Male – und stets zeichneten 7000 bis 9000 teilnehmende Einwohner in der 130 Quadratkilometer grossen «roten Zone» die Aktivität mit ihren Smartphones auf. Demgegenüber standen gerade einmal 29 traditionellen seismische Stationen in derselben Region, deren Standorte aber nur einen Teil der Region abdeckt.

Anhand der Karte erkannten die Forschenden, wie sich ein Beben je nach Standort unterschiedlich stark auswirkt. So dämpfte der Boden unter dem Osten der Zone die Erschütterungen sogar – Ausdruck findet das im sogenannten Verstärkungsfaktor, der dort zwischen 0,25 und 0,5 lag –, während sich das gleiche Beben im zehn Kilometer entfernen Südwesten sogar um den Faktor 2 bis 3 verstärkte. Mithilfe solcher Karten können Verantwortliche bei künftigen Beben frühzeitig Schäden abschätzen und entscheiden, wie Rettungsteams und Notfallmassnahmen innerhalb eines Erdbebengebiets organisiert werden.

Sharge 170
24000 mAh, 170 W, 86.40 Wh