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Smart TV vs. Privatsphäre: Wie Apple und Samsung Daten austauschen

Der Deal zwischen Apple und Samsung steht: Auf Samsung-Fernsehern wird ab Frühjahr 2019 Apple TV und iTunes unterstützt. Das wirft vor allem eine Frage auf: Droht Apple-Nutzern der Verlust ihrer Privatsphäre?

Samsung hat an einer halböffentlichen Pressekonferenz an der CES 2019 in Las Vegas bekannt gegeben, dass ab Frühjahr 2019 auf all ihren jüngeren Smart TVs iTunes und Apple TV laufen wird. Das überrascht, denn sowohl Samsung wie auch Apple sind notorische Eigenbrötler, wenn es um Software geht.

Jetzt aber machen die zwei Giganten gemeinsame Sache. Via Bixby – dem proprietären Sprachassistenten Samsungs – wirst du direkt auf Apple TV, Airplay und iTunes zugreifen können.

Die grosse Frage: Wer hört was wo mit?

Ein Blick in die Landschaft der Konzerne

Apple setzt derweil auf proprietäre Betriebssysteme. Etwa macOS für Computer, watchOS für Smartwatches, tvOS für Apple TV und iOS für iPhones und iPads. Obwohl diese untereinander so uneingeschränkt kompatibel sind wie kein anderes Ökosystem, so ist dieses in der Regel nur für Apple-Nutzer mit Apple-Geräten vollumfänglich und barrierefrei nutzbar.

Neu sitzt bei Samsung offensichtlich irgendwo ein Team, das sich mit der Integration der Apple-Produkte beschäftigt. Oder aber Apple macht das und hat ein Tizen-Team irgendwo in Cupertino. Wie genau das funktioniert und wer was entwickelt, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar. Es ist aber nicht wahrscheinlich, dass Apple Code aus dem eigenen Haus herausgibt.

Die Frage nach der Datenspionage

Daher ist die Frage, ob nun der Smart TV, der gerne Daten zu Analysezwecken sammelt, auf die Daten eines privatsphärenbegeisterten Konzerns zugreifen kann, eine berechtigte.

Antwort auf die Frage hat der Journalist Nilay Patels in einem Artikel für das Online Tech Mag The Verge erhalten. Dies, obwohl Apple nur selten Fragen von Journalisten beantwortet.

Wo Samsung mithören kann

Die Methode, die Apple und Samsung anwenden, ist schlau. Denn auch wenn Samsung nicht auf die Daten der Apple Software zugreifen kann, so werden Befehle und anderes doch durch Samsung-Produkte hindurchgeschleust.

Dieser Zwischenschritt des API Calls ist theoretisch ein Ort, an dem Samsung mithören und Metadaten sammeln könnte, ohne auf die App-Daten Apple TVs Zugriff zu haben. Ob der Konzern das nun tut oder nicht, ist bis dato noch unbekannt.

Eine andere theoretische Möglichkeit zur Datensammlung besteht darin, dass der Samsung-Fernseher von Apple TV mit Metadaten zu «Trouble with Tribbles» versorgt wird, denn irgendwo auf dem Bildschirm wird wohl eine Einblendung mit dem Seriennamen und dem Folgentitel sowie anderen Daten zu sehen sein.

Wie du dem entkommen kannst

Wenn du einen Samsung-Fernseher hast, aber nicht willst, dass Samsung mithört, dann gibt es nur einen Weg, abgesehen von dem, den Fernseher zu verkaufen. Du brauchst Peripherie Apples. Sprich eine Apple TV Box.

Apple TV unterstützt Siri und Siri ist im Ökosystem Apples eingebettet. Daher zeichnet sie nichts auf, das Apple TV nicht auch zu Analysezwecken aufzeichnen würde mit Ausnahme deines Stimmbildes.

Wie genau aber die Datensammlung aussieht und ob und wie Samsung Daten abgreift, wird sich erst im Frühjahr zeigen. Klar ist aber, dass Samsung höchstwahrscheinlich auch einen gewissen Profit aus dem Deal schlägt. Das ist keine Frage. Die Frage aber ist die: Wo und wie profitieren die Konzerne und worauf müssen wir User achtgeben?

Alle Artikel zur CES 2019 findest du hier.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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