Skydance Games
Kritik

«Skydance's Behemoth» ist eine kolossale Enttäuschung

«Skydance's Behemoth» ist ein unfertiges und mehrheitlich ödes VR-Spiel. Auch die spektakulär inszenierten Bosskämpfe gegen gigantische Ungeheuer können das Ruder nicht herumreissen.

Ach, wie schade. Nachdem ich «Skydance's Behemoth» an der Gamescom 2024 ausprobieren durfte, habe ich mich extrem auf den VR-Titel gefreut. In der Demo durfte ich gegen eines der namensgebenden «Behemoth»-Monster antreten. Der sensationell inszenierte Kampf gegen den Giganten hat mich an «Shadow of the Colossus» erinnert und nachhaltig beeindruckt.

Umso grösser ist nun mein Frust, nachdem ich mich durch das fertige Spiel gekämpft habe. «Behemoth» ist die grösste Enttäuschung meines Gaming-Jahres.

Worum geht es in «Behemoth»?

Ich übernehme die Rolle eines Jägers, der es in die «Verlassenen Landen» zieht. In dieser trostlosen Welt voller Diebe und Plünderer gibt es insgesamt vier riesige Kreaturen, die es zu erlegen gilt. Nur wenn ich alle vier magischen Biester töte, kann ich einen Fluch brechen, der auf meinem Heimatdorf lastet.

Die Inszenierung der Dark-Fantasy-Welt ist dem Entwicklerstudio Skydance Games gelungen. Vor allem die gigantischen Behemoths sind verdammt beeindruckend. Ich kriege Gänsehaut, wenn eines der riesigen Monster vor mir steht und ich meinen Kopf ganz weit nach hinten neigen muss, um mehr als nur seine Füsse zu sehen. Einfach nur geil.

Lineare Levels und simple Rätsel

Leider sind die Begegnungen mit den gigantischen Kreaturen selten. Ungefähr 90 Prozent meiner Spielzeit verbringe ich damit, durch lineare Schlauchlevels zu rennen, in denen ich simple Rätsel löse, klettere oder menschliche Gegner töte.

Ab und zu zwingt mich das Game zu klettern oder mich mit einem Enterhaken durch die Luft zu schwingen. Das funktioniert grundsätzlich ganz okay, fühlt sich im Vergleich zu meinem Lieblings-VR-Kletter-Game, «Horizon: Call of the Mountain», aber nicht ganz so befriedigend an.

Langweilige Kämpfe gegen dumme Gegner

Gegner in «Behemoth» erledige ich mit drei «legendären» Waffen, die ich im Spielverlauf freischalte und wahlweise mit Upgrades versehe. In meinem Arsenal befinden sich ein magisches Schwert für präzise Angriffe, eine wuchtige Axt, um Rüstungen zu durchbrechen, sowie Pfeil und Bogen, um aus der Ferne anzugreifen.

Meist verlasse ich mich deshalb auf die rohe Gewalt meiner Spezialkraft, die ich mit dem rechten Trigger für einige Sekunden aktiviere. Mit dieser werde ich temporär übermächtig und köpfe selbst die stärksten Gegner mit Leichtigkeit.

Die abgetrennten Köpfe sollten für die Feinde kein allzu grosser Verlust sein, denn viel Hirn scheint dort sowieso nicht vorhanden zu sein. Entweder greifen mich die blutrünstigen Plünderer ohne Kompromiss an, oder sie stehen dumm herum, weil sie den Weg zu mir nicht finden. Einige bleiben auch in Wänden oder im Boden stecken, sodass ich sie ganz in Ruhe mit meinem Schwert bearbeiten kann.

Ich habe das Spiel kaputt gemacht

In unregelmässigen Abständen muss ich gegen besonders starke menschliche Mini-Bosse antreten. Die können mich meist mit einem Schlag töten, ohne dass ich kapiere, was gerade passiert ist. Die ungünstig platzierten Checkpoints sorgen für zusätzlichen Frust, weil ich den Kampf nicht unverzüglich neu starten kann, sondern Teile des aktuellen Levels noch einmal durchstreifen muss.

Schwankende Qualität bei den Behemoths

Einen weitaus besseren Eindruck als die menschlichen Gegner hinterlassen die seltenen Kämpfe gegen die Behemoths. Zwei der vier Bosskämpfe haben mich besonders beeindruckt. Einer der Behemoths ist eine riesige Fledermaus. Auf dieser muss ich im Flug rumkraxeln und ihre exponierten Schwachstellen angreifen. Es ist ein unbeschreiblich geiles Gefühl, in VR auf dem Rücken einer Monster-Fledermaus zu fliegen und auf die düstere Fantasy-Welt herunterzublicken.

Ebenso spektakulär ist der dritte Behemoth, «Dreddstag». Auf diesem wandelnden Hochhaus muss ich mich mit meinen Kletterkünsten und dem Enterhaken hochkämpfen, während das Monster weiter durch die Welt wandert. Einfach nur «wow»!

Leider steckt hinter der spektakulären Inszenierung nur sehr wenig Gameplay-Substanz. Die Kämpfe gegen die Behemoths sind grösstenteils strikt gescriptete Events. Das Spiel verlangt von mir, dass ich bestimmte Aktionen in einer bestimmten Reihenfolge erledige, um die riesigen Viecher zu töten. Oft werden diese rigiden Vorgaben nicht klar genug kommuniziert. Das führt zu einigen frustrierenden Trial-and-Error-Momenten.

Bugs und Glitches am laufenden Band

Leider enttäuscht «Behemoth» auch in technischer Hinsicht. In meinen rund neun Stunden Spielzeit begegne ich unzähligen Bugs und Glitches. Hier eine Auswahl davon:

Bei diesen schwerwiegenden Fehlern muss ich das Game jeweils beenden und einen alten Speicherstand laden. Zusätzlich werde ich immer wieder mit starken Pop-In-Effekten und diversen Sound-Problemen konfrontiert.

Die vom Entwicklerstudio angepriesene «realistische Physik» ist zudem sehr volatil. Das merke ich zum Beispiel bei den zuvor erwähnten Kisten, die bei den Rätseln zum Einsatz kommen. Wenn die Kisten beim Verschieben irgendwo stecken bleiben oder anecken, werde ich manchmal durch den Raum geschleudert. Und Kisten, die ich mit einem Seil bewege, springen wie vom Teufel besessen umher.

Kurzum: «Behemoth» ist ein unfertiges Spiel. Das Entwicklerstudio hat bereits einen Day-One-Patch veröffentlicht und verspricht weitere Verbesserungen in den kommenden Tagen und Wochen. Im jetzigen Zustand kann ich das Game schon alleine aufgrund der technischen Probleme nicht empfehlen.

«Skydance's Behemoth» ist erhältlich für PS VR2 (PS5) und PC VR. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Skydance Games für die PS VR2 (PS5) zur Verfügung gestellt.

Fazit

Ein enttäuschendes Spektakel

«Behemoth» hat mich leider stark enttäuscht. Das simple Leveldesign langweilt mit einer geringen Interaktivität und öden Rätseln. Die Kämpfe und Kletterpassagen werden durch eine mühsame Steuerung getrübt. Zudem leidet das Game an zahlreichen technischen Problemen, die von lustigen Glitches bis hin zu gravierenden Fehlern reichen. Der einzige Lichtblick sind die spektakulär inszenierten Kämpfe gegen die namensgebenden Behemoths – auch, wenn hinter dem Spektakel nicht viel Gameplay-Substanz steckt.

Pro

  • spektakulär inszenierte Kämpfe gegen gigantische Monster

Contra

  • ödes Leveldesign
  • verkorkste Steuerung
  • dumme Gegner
  • haufenweise Bugs und Glitches
Titelbild: Skydance Games

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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