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Sifu im Test: Brüllend schwer und so, so motivierend

PC Games
14.2.2022

Mit Sifu bietet uns Sloclap einen Kung-Fu-Prügler mit asiatischem Setting und bockschwerem Gameplay. Kann das Spiel trotz oder gerade wegen seines kompromisslosen Designs überzeugen?


Dies ist ein Artikel unseres Content-Partners «PC Games». Hier findest du den Original-Artikel von Autor Simon Hoffmann.


Sifu ist in erster Linie ein 3D-Actionspiel, bei welchem die Hauptaufgabe daraus besteht, in fünf großen Levels eine Vielzahl von Gegnerinnen und Gegnern zu überwältigen, sowie die Bosse in Duellen zu besiegen. Ihr steuert dabei den Sohn bzw. die Tochter (je nach Wahl des Spielers) eines alten Kung Fu-Meisters, welcher vor acht Jahren von Kriminellen umgebracht wurde. Natürlich wollt ihr Rache und macht euch somit auf die Jagd nach den fünf Hauptverantwortlichen.

Die Welt ist ein Dojo

Die Mechaniken, die diesen Prügeleien zugrunde liegen, sind auf den ersten Blick recht simpel. Eine Taste für jeweils schwere und leichte Angriffe, eine Taste zum Blocken, der Analogstick zum Ausweichen sowie eine Dash-Taste. Auch eine Fokusleiste steht euch zur Verfügung, die ihr nach Aufladung für Spezialangriffe strategisch einsetzen könnt.

Nicht wenige Spieler werden trotzdem spätestens ab dem zweiten Level Controller oder wahlweise auch Maus und Tastatur an die Wand schmettern wollen. Sifu ist nämlich ein verdammt schweres und teilweise verdammt frustrierendes Spiel, gerade am Anfang.

Wer sich nicht zu 100 Prozent konzentriert und punktgenau kontert, ausweicht oder schlichtweg flüchtet, wird relativ schnell ins Gras beißen. Schließlich gibt es keinerlei Items, welche euch heilen könnten. Du möchtest Gesundheit regenerieren? Gut, dann erledige Feinde, bestenfalls viele! Checkpoints gibt es in den Levels ebenfalls keine. Es ist also kaum möglich, das Spiel abzuschließen, wenn man sich nicht intensiv in die verschiedenen Spielmechaniken reinfuchst.

Alter vor Schönheit

Wenn man den Weg ins Jenseits findet, und das wird schnell passieren, kann sich unser Hauptcharakter dank eines magischen Amuletts wiederbeleben. Mit jeder Auferstehung werdet ihr älter. Sterbt ihr mehrmals hintereinander, so werden eure bisherigen Tode addiert und zu eurem bisherigen Alter hinzugefügt. Dieser Prozess läuft circa bis in eure 70er, ab diesem Punkt bricht das Amulett komplett und es heißt "Game Over".

Gleichzeitig mit eurem Alter steigt Stück für Stück eure Kraft, doch im selben Moment verliert ihr an maximaler Gesundheit. Spätestens während eurer Midlife-Crisis sollte ihr also unter Umständen bedenken, mal ein bisschen vorzusorgen und vermehrt auf eure Verteidigung zu achten. Zudem könnt ihr über die Spieldauer hinweg neue Fähigkeiten erlernen sowie Level-spezifische Boni freischalten.

Oft nervt diese Art des Backtrackings. Klar, dadurch soll man immer besser werden und dieser Effekt tritt auch ein. Aber man stelle sich vor, man rennt durch einen der sehr langen Level, um jünger zu werden, und verreckt beim Boss dann trotzdem wieder mehrmals. Dann war der ganze Aufwand für die Katz und man muss noch einmal von vorne ran. Checkpoints gibt es in den Levels nämlich nicht, stattdessen nur mäßig hilfreiche Abkürzungen.

Keine Gnade in diesem Dojo!

Zudem ist es das visuelle Feedback in den Kämpfen sehr konfus. Oft ist nicht erkennbar, wie man Feinde kontern oder ihnen ausweichen soll. Sicherlich macht Übung den Meister bzw. die Meisterin.

Doch eine optionale Angabe dazu, ob man zum Beispiel zu früh oder zu spät gekontert hat wie etwa in den WWE2K-Spielen wäre sinnvoll gewesen. Gerade die Defensive ist letztlich der Dreh- und Angelpunkt des Gameplays.

Mit einem entsprechenden Patch sollte man aber eher nicht rechnen: Sifu ist kompromisslos und offensichtlich stolz darauf. Keine Gnade in diesem Videospiel-Dojo also, auch einfachere Schwierigkeitsgrade gibt es nicht.

Auch die Level machen mit einem gewissen Verständnis der Mechaniken mächtig Laune. Gerade wenn man ein Areal zum ersten Mal spielt, bietet jede neue Welle an Gegnerinnen und Gegnern eine knackige Herausforderung. Besonders Widersacher mit Waffen sind hier als positive Beispiele hervorzuheben. Unser Repertoire ist für diese Duelle sowohl offensiv als auch defensiv sehr variabel und ermöglicht verschiedene Herangehensweisen.

Makel am Meisterwerk?

Ein unscheinbares, aber nettes Highlight ist der Fotomodus. Hobby-Fotografinnen können die virtuelle Kamera nutzen, um die Levels und Charaktere in Szene zu setzen. Der Modus funktioniert einwandfrei und bietet einen netten Kontrast zum sehr stressigen und intensiven Gameplay.

Wer sich auf die Herausforderung Sifu einlässt, wird irgendwann mit dem Gefühl belohnt, die Mechaniken des Spiels erfolgreich gemeistert zu haben. Doch nicht wenige Spieler werden sich wohl überfordert fühlen die steile Lernkurve verteufeln. Somit ist Sifu definitiv kein Spiel für jeden - dafür aber eines, das man so schnell nicht mehr vergisst, wenn man ihm eine Chance gibt.

Fazit


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